Editorial
Die Kunst des Angelns
Angeln ist Kontemplation und Stress, Entschleunigung und Adrenalin, Erfolg und Misserfolg. Angeln ist ein Auf und Ab, mit einem Wort: das Leben.
Es war 1992, als es Robert Redford gelang, den tieferen Sinn des Angelns einer breiten Masse zu erschließen. Sein Kinofilm „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“, dem der gleichnamige Roman von Norman Maclean (1976)
zugrunde liegt, füllte die Kinosäle und sorgte für eine neue Sicht auf das Angeln. Es war einfach unmöglich, dem Charme des jungen Brad Pitt zu widerstehen, der bis zu den Knien in den Gebirgsflüssen Montanas stand und im Morgenlicht seine Fliegenrute wie ein Metronom vor- und zurückschwang. In der Folge schnellte vor allem jenseits des Atlantiks die Zahl der Fliegenfischer hoch, während die gewöhnliche Angelei dort wie in Europa weiterhin ein Randphänomen blieb.
Vordergründig geht es immer um das Fangen von Fischen, aber auf einer zweiten Ebene geht es um viel mehr. Unsere Beiträge beschreiben das Angeln als Jagd nach Stille, als eine Wissenschaft und als praktische Philosophie. cWir begleiten Udo Schröter an die Strände von Bornholm, wo ein anderes Tempo herrscht als auf den Überholspuren der Autobahnen, wo sich die Komplexität des Lebens auflöst und niemand für niemanden ständig erreichbar ist.
Charles Rangeley-Wilson ist preisgekrönter Autor und passionierter Fliegenfischer. Über die Königsdisziplin der Angelei schreibt er: „Wenn Angeln all das ist, was am Leben so wunderschön ist, und zwar in kondensierter Form als intensive Verbindung zwischen dir und der Wildnis, dann eröffnet das Fliegenfischen eine neue Ebene der Anmut und Kunst, die unendlich süchtig macht.“ Dass den Kampf mit einem Fisch nicht immer der Angler gewinnen kann, davon können selbst die Besten ihres Fachs berichten. Rainer Korn, Deutschlands renommiertester Hochseeangler, erzählt von seiner ebenso schmerzvollen wie lehrreichen Begegnung mit einem riesigen Heilbutt im norwegischen Nordmeer und Florian Läufer beschreibt den Siegeszug des Streetfishings in Hamburg, wo junge Angler eine hippe Subkultur geschaffen haben. Woher der Imagewandel des Angelns kommt? Gut möglich, dass Sie die Antwort in Ihren Händen halten.
Nichts bereichert das rotarische Clubleben so sehr wie die Vielfalt seiner Mitglieder.
Eine besondere Aufgabe bei der Gestaltung und Richtung des Clublebens kommt seinen Präsidentinnen und Präsidenten zu, die ihrem Jahr mit ganz eigenen Ideen und ganz eigener Charakteristik eine spezielle Prägung geben. Der Autor und Karikaturist Werner Tiki Küstenmacher und seine Ehefrau Marion (beide RC München-West) haben für uns einem Enneagramm folgend neun verschiedene Typen von Präsidentinnen und Präsidenten identifiziert, gezeichnet und beschrieben. Ihre humorige Typisierung erzählt von geradlinigen und sturen Damen, von allzu selbstlosen Herren, von vor Optimismus sprühenden Motivatoren, esoterischen Exemplaren, Bedenkenträgern und echten Powerfrauen.
Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht
Björn Lange
Chefredakteur
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