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Editorial

Liebe und Macht

Editorial - Liebe und Macht
© Jessine Hein/Illustratoren

Die Königin der Blumen

Björn Lange01.08.2022

Man kann von dieser schönen Blume sagen, dass die Natur sich darin erschöpft hat, sie mit der Frische der Schönheit, der Form, des Duftes, des Glanzes und der Anmut zu überhäufen.“ So beschreibt Charlotte de La Tour die Rose in ihrem berühmten Buch Le Langage des Fleurs (Die Sprache der Blumen). Darin nimmt die Rose eine zentrale, fast heilige Stellung ein. Ihre Empfindungen waren nicht neu, denn schon vor der Veröffentlichung ihres Buches im Jahr 1819 wurde die Rose seit Jahrtausenden für ihre Schönheit geschätzt, sowohl ästhetisch als auch olfaktorisch. Wie de La Tour bezeichnete der griechische Schriftsteller Achilleus Tatios die Rose als „Königin der Blumen“ – das war im zweiten Jahrhundert nach Christus. Und für persische Dichter wie Hafez war ihre Schönheit unübertroffen. Auch heute noch wird die Rose stark mit Schönheit assoziiert, ebenso mit Liebe, Leid, Askese, Reinheit, Macht und Einfluss. Die Rose ist eben sehr viel mehr als eine Blume, ihre uralte Geschichte erzählt von Stärke, Symbolik und Beständigkeit, wie Peter E. Kukielski zum Auftakt unserer Titelgeschichte schreibt. Der Kurator des Peggy Rockefeller Rose Garden im New Yorker Botanischen Garten entwarf den neuen Rosengarten „Royal Botanical Garden“ in Burlington, Ontario/Kanada, und gilt als einer der profundesten Rosenkenner weltweit. 

Auch in der Mode, in der Mythologie, Literatur, Kunst, Religion und Politik spielt die Rose bis heute eine wichtige Rolle. Die Rose im Christentum thematisiert die Kulturwissenschaftlerin Sabine Frank und geht für uns den Begriffen Lutherrose, Rosenkranz und Rosenkreuzer auf den Grund. „Selbst nach der Christianisierung hielten sich in einem Zwischenreich aus Aberglaube und Pflanzenkunde Beschwörungsformeln und Hausrezepte. Die christliche Bilderwelt griff auf Attribute der heidnischen Göttinnen zurück und verlieh die Rose der Jungfrau Maria – selbstredend nicht die rote Rose, sondern die weiße – als Zeichen der reinen, jungfräulichen Liebe.“ Daran schließt der Beitrag des Politikwissenschaftlers Rüdiger Voigt an, der sich mit der Symbolik der politischen Rose auseinandersetzt. Sein Artikel befasst sich mit Deutungsmacht, Identität und Manipulation.

Große Geschichten beginnen oft im Kleinen. Im März 1994 trafen sich Adedolapo Lufadeju aus Nigeria und Robert Zinser (RC Ludwigshafen-Rheinschanze) auf der International Assembly in Kalifornien, kamen ins Gespräch über die hohe Sterblichkeitsrate in Lufadejus Heimat und legten los. Schon ein Jahr später starteten sie ein kleines Gesundheitsprojekt für Mütter und Kinder im Norden Nigerias. Heute, 28 Jahre später, haben sie ihre Maßnahmen erfolgreich skaliert, Millionen Familien geholfen und die Jury der Rotary Foundation wiederholt überzeugt. Das Projekt „Together for Healthy Families in Nigeria“, das von der deutschen Sektion der Rotary Action Group for Reproductive, Maternal and Child Health (RMCH) e. V. initiiert wurde und vom Distrikt 1860 gesponsert wird, erhielt als Sieger des „Programs of Scale“-Wettbewerbs 2022/23 eine Zwei-MillionenDollar-Zuwendung von der Foundation.

Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht

Björn Lange
Chefredakteur

Björn Lange
Björn Lange arbeitete seit April 2019 zunächst als stellvertretender Chefredakteur des Magazins im Rotary Verlag. Seit Juli 2020 ist er Chefredakteur des Rotary Magazins. Zuvor war er unter anderem Redaktionsleiter des Pressedienstleisters Rheinland Presse Service in Bonn und des B2B-Wirtschaftsmagazins inside B in Offenburg.