Editorial
Meister der List
China geht seinen Weg und weitet seinen Einfluss aus.
Chinas rasanter Aufstieg hat das weltweite Machtgefüge nicht nur ins Wanken gebracht, sondern nachhaltig verändert. Für den renommierten Sinologen Frank Sieren sind Trumps Handelskrieg, das zerstrittene Europa und die orientierungslosen deutschen Volksparteien allesamt „Unterströmungen eines globalen Epochenwandels, der für den Westen ein völliges Umdenken erfordert“. China geht stoisch seinen Weg, weitet seinen Einfluss in Afrika, in Lateinamerika und auf dem Balkan massiv aus und schafft sich damit auf der ganzen Welt viele neue Freunde. Nur die Neider aus dem Westen, so Sieren, sprechen von Neokolonialismus. Der Begriff treffe die Entwicklung nicht, denn die Afrikaner hätten die Wahl, mit wem sie kooperieren. Nun fordert China nicht weniger als das Jahrhundert der globalen Gleichheit – und ist in der Lage, dies durchzusetzen, schreibt Frank Sieren.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Dem Wirtschaftsboom auf der einen Seite steht die totale Überwachung auf der anderen Seite gegenüber. Was vom Westen aufs Schärfste kritisiert wird, tragen die Chinesen geduldig mit. Chinas patriotische Jugend ist das Rückgrat der Kommunistischen Partei (KP). Sie kennt keine Hungersnöte, sondern nur den steilen Aufstieg. Ihr Vertrauen in die KP ist groß, aber nicht unerschütterlich. Denn die Krise um das Coronavirus zeigt, dass die Loyalität zur autoritären Führung Risse bekommen kann. Harald Maass zeichnet ein spannendes Psychogramm der Chinesen – eine Geschichte voller Widersprüche über Vertrauen und Misstrauen, Leistungsdruck und die Bedeutung der Familie.
Doch wer die Chinesen, ihr Denken und ihre Kultur wirklich durchdringen will, der kommt nicht umhin, sich mit den Strategemen zu beschäftigen. Das Wissen aus dem rund 500 Jahre alten Traktat „Die 36 Strategeme – Das geheime Buch der Kriegskunst“ gehört in China zur Allgemeinbildung. Der Katalog der 36 Listtechniken bietet, richtig verstanden und angewandt, für jede Situation und Lebenslage die richtige Strategie. Harro von Senger, der führende westliche Strategemforscher, erklärt weshalb Menschen der westlichen Welt als „listblind“ gelten. Die Lehre von Weisheit und List beschreibt er als unbekannte geistige Ressource der Chinesen.
Eine große Unbekannte in der rotarischen Welt bilden die RYLA-Seminare, bei denen Rotarier direkt mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Kontakt kommen, die voraussichtlich Führungsrollen in Beruf und Gesellschaft übernehmen werden. Matthias Schütt stellt nationale und internationale Best-Practice-Beispiele vor, aus denen Start-ups, Passport-Clubs und neue Rotarier hervorgingen.
Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht
Björn Lange
Stellvertretender Chefredakteur
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