Editorial
Schliemanns Erbe und Sophias Rolle
Leben und Wirken von Heinrich Schliemann
Wer oder was war Heinrich Schliemann? Hochstapler oder Held, Raubgräber oder erfolgreicher Archäologe? Er war all das und noch viel mehr. Der 1822 in der mecklenburgischen Provinz geborene Schliemann war ein Getriebener, ein Glücksritter, der zufällig in Amsterdam landete, als Geschäftsmann ein beträchtliches Vermögen in St. Petersburg und im kalifornischen Goldrausch machte und sich 13 Sprachen aneignete. Als Hobbygräber entdeckte er das homerische Troja, wo er angeblich den „Schatz des Priamos“ fand, und die antike Stadt Mykene, wo er auf die goldene Maske des berühmten Herrschers Agamemnon stieß. Golden war sie, aber von Agamemnon war sie nicht. „Leben und Wirken von Schliemann benötigen keine erzählerische Überzeichnung, keine die Grenzen des Geschehens überspannende Zuspitzung, es ist Stoff genug vorhanden. Es sind gerade die dramatischen Wendungen, die Spannung erzeugen“, schreibt der Historiker Matthias Wemhoff zum Auftakt unserer Titelgeschichte.
Aus Anlass des 200. Geburtstags Schliemanns zeigt das Museum für Vor- und Frühgeschichte auf der Berliner Museumsinsel, dessen Direktor Wemhoff ist, ab dem 13. Mai eine Ausstellung, die sich sowohl mit Schliemanns Leben als auch mit seiner Grabungsgeschichte auseinandersetzt. Ein Teil der Schau widmet sich seiner Ehefrau Sophia, deren Wichtigkeit für Schliemanns Werk und Nachlass in der öffentlichen Rezeption bisher kaum eine Rolle spielt. Danae Coulmas, die Grande Dame der griechischen Geschichtsschreibung, versucht eine Annäherung an eine Ikone, ohne die Schliemanns Biografie unvollständig ist. Und Kostas Nikolentzos, Leiter der Prähistorischen Sammlung im Nationalmuseum Athen, beschreibt, welche Rolle Schliemanns Funde für die Nationenwerdung Griechenlands und seine Identitätsbildung spielten.
Damals wie heute umstritten ist Schliemann vor allem deshalb, weil er beträchtliche Teile seiner spektakulären Goldfunde einfach mitnahm. Seine Kritiker sehen ihn daher als abschreckende Symbolfigur für den heutigen Umgang mit Raubkunst und kultureller Aneignung. Der SchliemannBiograf Frank Vorpahl geht in seinem Beitrag einer alten Frage vor aktuellem Hintergrund nach: Wem gehört Schliemanns Erbe?
Gut eine Woche war Rotary Magazin-Redakteur Florian Quanz in Ostpolen und in der Westukraine unterwegs, um sich ein Bild zu machen von den vielen beeindruckenden rotarischen Hilfsprojekten. Er traf die Ergotherapeutin Karin Hirsch-Gerdes vom RC Kamen, die im polnischen Grenzort Medyka ukrainische Flüchtlinge und Helfer psychologisch betreut. Er lernte Krzysztof Bork vom RC Zamość kennen, der von mehreren Lebensmitteltransporten in die Ukraine berichtete. Er sprach mit Andrzej Górski und Wlodzimierz Bentkowski vom RC Zamość Ordinacki, die mit ihrem Club in der Nähe zur ukrainischen Grenze einen Laden betreiben, in dem sich Geflüchtete kostenlos mit Kleidung, Babynahrung und anderen Dingen versorgen können. Er sprach mit Mariya Mulyava, mit Orest Semotiuk aus Lemberg, mit James Joeriman, dem Präsidenten des RC Lviv International, mit Wolodimir Bondarenko, Governor des Distrikts Ukraine/Belarus, übernachtete bei Lars Vestbjerg (RC Lviv International) und beschreibt das Gefühl, beim Kaffeetrinken von einem Raketenalarm überrascht zu werden.
Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht
Björn Lange
Chefredakteur
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