Editorial
Welt ohne Weltordnung
Björn Lange über die Lage der Nato und die neue RI-Präsidentschaft
Mit seiner Bemerkung, die Nato sei „hirntot“, löste Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zumindest eine heftige Diskussion über den Zustand des Bündnisses aus. Wie der Nato-Gipfel in London Anfang Dezember zeigte, gibt es derzeit mehr offene Fragen als Antworten. Auch herrschte Uneinigkeit darüber, ob Russland, China oder der internationale Terrorismus die Agenda der kommenden Jahre bestimmen wird. Spätestens Mitte Februar werden diese Fragen auf der Münchner Sicherheitskonferenz erneut im Zentrum der Debatte stehen. Doch die Weltpolitik wartet nicht, bis sich das immer noch mächtigste Militärbündnis der Welt neu sortiert und klar positioniert hat. Zwischen den Treffen von London und München beschäftigen wir uns zum Jahresauftakt mit den großen sicherheitspolitischen Themen unserer Zeit. Von einer Welt ohne Weltordnung schreibt Journalist Michael Stürmer in unserer aktuellen Titelgeschichte. Der Chefkorrespondent der Welt und Welt am Sonntag meint, die Geschichte und Geographie Europas stünden einer europäischen Antwort auf die Wirren der Welt entgegen, die doch dringend gebraucht werde, um dem Alten Kontinent ein auskömmliches Maß an Mitsprache zu sichern: „Mit der Nato und dem amerikanischen Beistandsversprechen wird das schwierig, ohne wird es unmöglich“.
Macron folgt der Linie Charles de Gaulles, wenn er mehr strategische Autonomie Europas fordert und sich gleichzeitig Russland annähern möchte. Aus Putins Sicht, sagt Macron, hat die Nato den Deal von 1990 nicht respektiert, als sie sukzessiv die Staaten des ehemaligen Warschauer Paktes einsammelte. Der renommierte Historiker Gregor Schöllgen beschäftigt sich in seinem Beitrag mit „Respekt als Staatsräson“.
„Es ist absehbar, dass in geoökonomischer Hinsicht China eines Tages Nachbar der Europäischen Union wird“, warnt Erich Vad. Der langjährige militärpolitische Berater Merkels sieht die Gefahr, dass Europa zum westeurasischen Appendix Chinas verkommen könnte. Nur die Nato und die strategische Einheit von Nordamerika und Europa könnten die wachsende Macht Chinas international und im eurasischen Raum ausbalancieren. Doch dazu brauche es vor allem ein starkes Deutschland, das seine Streitkräfte zukunftsorientiert weiterentwickelt, schreibt Vad.
Am 1. Juli wird Holger Knaack als erster deutscher Rotarier das Amt des RI-Präsidenten übernehmen. Doch die Vorbereitungen auf das Präsidentenjahr haben längst begonnen. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Susanne reist der Ratzeburger von Termin zu Termin, besucht Governor-Elect-Trainingsseminare und Zonenkonferenzen in Nordamerika, Europa, Afrika und Asien. Gundula Miethke und Stefan Meuser haben Susanne und Holger Knaack bei ihrem Dezember-Besuch in der RI-Zentrale in Evanston begleitet. In ihrer Reportage im aktuellen Heft beschreiben sie die Arbeit des Board of Directors, die Planungen zu Jahresbudgets, ein intensives Rhetoriktraining, sind zu Gast in der Dienstwohnung der Knaacks und berichten über die Wichtigkeit von Motivation, Teamarbeit und Gummibärchen.
Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht
Björn Lange
Stellvertretender Chefredakteur
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