Editorial
Unser zweites Gehirn
Frauke Eichenauer über das Ökosystem unseres Verdauungsorgans
Gespräche über den Darm sind salonfähig geworden. Während man früher das Wort "Stuhlprobe" kaum über die Lippen bekam und nur hinter vorgehaltener Hand die besten Methoden zur Darmreinigung für die Darmspiegelung weiterempfahl, ist die Diskussion um die Verdauung kein Tabu mehr. Ein gewichtiger Grund dafür ist, dass die Forschung rund um den Darm in den letzten zehn Jahren erstaunliche Erkenntnisse zutage gefördert hat.
Kein Wunder also, dass unser Verdauungsorgan mit seinen mikrobiellen Bewohnern zu einem Medienstar avancierte. Der Gedanke, dass wir ein Ökosystem aus Mikroben – das Mikrobiom – beherbergen, auf dass das menschliche Gehirn eher wenig Einfluss hat, ist faszinierend. Längst spricht die Wissenschaft vom Darm als einem zweiten Hirn – dem Bauchhirn. Interesse dafür entwickelte auch die Frankfurter Medizinstudentin Giulia Enders, die 2014 mit ihrem humorigen Sachbuch „Darm mit Charme“ einen Bestseller landete und soviel Publicity erntete, dass sie sich aus der Öffentlichkeit zurückzog, um in Ruhe ihr Studium abzuschließen.
Als angehende Fachärztin arbeitet sie mittlerweile in Hamburg und beschäftigt sich u.a. mit dem Darmschleim. Für die vorliegende Ausgabe des Rotary Magazins griff Giulia Enders wieder zur Feder. Ihr Beitrag skizziert ein interessantes Gebiet für die zukünftige Mikrobiom-, Probiotika- oder Antibiotikaforschung. Auch die anderen Beiträge ab Seite 34 zeigen, wie spannend die Beschäftigung mit dem Darm und seinem Einfluss auf unser Gehirn ist.
Um Einfluss geht es auch in der Rubrik „Im Fokus“: Der Geburtstag von Paul Harris jährt sich dieser Tage zum 150sten mal. Aus diesem Grunde erinnern wir ab Seite 12 an einen Visionär, der mit der Gründung von Rotary eine Organisation ins Leben rief, die das Schicksal von Menschen rund um den Globus bis heute positiv verändert.
Schöne Beispiele positiver Einflussnahme zeigt auch die diesjährige Festspielbeilage: Vielerorts bemühen sich Rotarier privat und beruflich um die Förderung von talentierten Nachwuchsmusikern und -tänzern, aber auch um „normale Schulkinder“, die in diversen Projekten an die klassische Musik herangeführt werden. Natürlich finden Sie in der Beilage auch wie gewohnt eine umfangreiche Liste mit interessanten Festspielen in Österreich und Deutschland. Vielleicht nehmen auch Sie Ihren Nachwuchs demnächst einmal mit ins Konzert, in die Oper oder in ein Theater? Das schult das Gehör der Kleinen, stiftet das familiäre Wir-Gefühl und sorgt auch bei Cola-, Laugenbrezel- und Eis-Verkäufern für gute Laune – und der Darm hält das schon mal aus.
Viel Lesevergnügen wünscht Ihre
Frauke Eichenauer
Redakteurin
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