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Porträt einer Galeristin

»Ich sehe mich zu Tode«

Heinrich Marchetti-Venier14.11.2014

Wo beginnen? Gleich beim malerischen Schaffen, das erst im dritten Lebensabschnitt anfing und aus ihr eine der renommiertersten Malerinnen der Gegenwart machte. „Das Leben ist nicht so eindeutig“, meint Xenia Hausner, „und dieses Fragezeichen liefere ich immer mit.“ Zwischen Berlin, Wien und dem Traunsee wie sogar in China angesiedelt, sind Arbeiten und Person von Galerien und Medien heute heiß begehrt. Verständlich, dass man mit den Kunsthistorikern, die oft schwer von Begriff sind, im Clinch liegt, aber von Bewunderern angehimmelt wird. War es anfangs Acryl-, ist es nur mehr Ölfarbe, welche sie verwendet. Mixed Media, Foto und Malerei, auch diese erste „zwittrige Gratwanderung“ gilt „nichts mehr.“ Den Akt des Malens vergleicht sie gern mit einer Bergbesteigung, einem Abenteuer, das für sie selbst Überraschungen bereithält. Sie setzt ihre Figuren emotional aufgeladen in Szene, kraftvoll, mit kollorierter Brillanz, und erzählt in ihren Bildern Geschichten von Einsamkeit und Nähe, Liebe und Verlust. Sie blickt in menschliche Abgründe – „ich schaue mich zu Tode. Für diese innere Wahrhaftigkeit und meinen scheinbar naiven Ansatz bin ich von Kunsthistorikern schon oft belächelt worden, aber das ist mir egal.“ Sie sagt es nicht ohne Stolz und ist die gefragte Porträtmalerin – wenngleich „ein Auftrag ist wie jedes andere Porträt“. Claus Peymann, Heinz Fischer und Elfriede Jelinek saßen ihr Modell. Groß sind die Bilder, sogar himmelhoch wie am Ring­tower und von ungewöhnlicher Dramatik. Hausner trifft die Entscheidungen, was und wen sie malt. Eine herrlich individualistische Natur ist ihr eigen. Als ich sie vor 20 Jahren kennenlernte, durfte ich junge Nonnen als Motiv suchen. Es boten sich auch andere junge Mädchen an, das ging gar nicht! „Das Stück schreibe ich, und dazu suche ich mir die Protagonisten.“ Sie findet oft ihre Besetzung eher zufällig. Dann wird fotografiert, gefolgt vom Malen, das ein halbes Jahr dauert oder in „einem Rutsch“ geschieht, wozu sie die weiße Wand als geliebtes Medium geradezu herausfordert.


Weltenwanderin der Kunst


Zuerst die behütete Kindheit, Tochter des fantastischen Realisten Rudolf Hausner – Architektin und Fotografin der Kindertraum. Dann ein Studium, anfangs bis knapp vorm Doktorat die Juristerei, aber es musste mehr sein. Sie absolviert 1972 bis 1976 ein Bühnenbildstudium an der Akademie der bildenden Künste in Wien und an der Royal Academy of Dramatic Art in London. Dann werden bis 1992 rund 100 Ausstattungen für Theater, Oper und Film in Wien, Salzburg, Berlin, Hamburg und Brüssel, in Wien und London gestaltet. Endlich hat sie von der Theaterhierarchie mit ihrer Dauerbevormundung genug. Theater ist eine vergängliche Materie, sie macht lieber etwas für sich, das hält. In der Malerei liegt für sie ein „Befreiungsschlag“, und nun ist sie schon weit länger Malerin. Immer muss sie sich anhören, ob ihr berühmter Vater Vorbild war. Nicht wirklich! Trennung zwischen Beruf und Freizeit kennt sie nicht. Gleich ob man als „Augenmensch“ Asien besucht, viel liest, den Hund Lola und die Gartenarbeit liebt, in Berlin wie im Traunkirchner Bauernhaus – überall begleitet die Malerei das Denken. Am Traunsee unterrichtet sie seit 2008 an der Sommerakademie und betätigt sich im Wiener Vorstand von „Frauen ohne Grenzen.“ Inzwischen laufen seit 1996 Ausstellungen in Deutschland, Österreich, Griechenland, Portugal, Frankreich, Russland, den Vereinigten Staaten, der Schweiz, Italien, Hongkong und eben erneut in China. Sie erhält 2000 den Ernst Barlach-Preis und zu ihrem Werk erscheinen 15 Bücher. Mehrfach rotarisch verwurzelt als Mitglied des RC Gmunden-Traunsee (2007), war auch Vater und ist Ehemann Lothar Wesemann Rotarier. Da spendet man gerne ein Porträt für eine Rotaract-Benefiz im Dorotheum oder für Happy Kids – mit dem besten Ergebnis aller eingelieferten Bilder. Xenia Hausner wird es „nie fad werden“, denn eine „Sinnkrise, in der ich nicht weiß, was mit meinem Leben anfangen oder im Alter tun,“ gibt es für sie einfach nicht.

Heinrich Marchetti-Venier

DDr. Heinrich Marchetti-Venier wurde in Oberösterreich geboren. Nach dem Abitur nahm er ein Studium des Lehramtes sowie der Geistes- und Naturwissenschaften an den Universitäten Salzburg auf, es folgten die Stationen, Wien, München, Bochum, Turin, Strasbourg und Washington. Anfangs Tätigkeit in der Raumordnung, später als Historiker und Privat-Gutachter sowie Autor. Er hatte lange Zeit das Amt des Distriktberichters für die österreichischen Distrikte D 1910 und 1920 inne. Heinrich Marchetti-Venier starb im November 2015.