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Präsidentenbrief

Meine lieben rotarischen Brüder und Schwestern!

Kalyan Banerjee05.11.2011

Im Jahre 1885 brachte die Londoner Times eine Serie von Artikeln anlässlich des 100. Geburtstages von Sir Moses Montefiore, dem britischen Financier und Philantropen, der von Königin Victoria zum Ritter geschlagen worden war. Die Artikel beschrieben seine Aufrichtigkeit, seine Großzügigkeit und seine Bereitschaft, einem jeden Bedürftigen zu Hilfe zu kommen. Charakteristisch war besonders eine Geschichte.

Jemand fragte einmal Sir Moses, einen der reichsten Männer seiner Zeit, wie viel er denn wert sei. Angesichts dieser unverschämten Frage dachte er einen kurzen Moment nach und nannte dann eine Zahl – eine viel geringere, als der Fragesteller erwartet hatte. Natürlich stieß er damit auf Widerspruch: Bestimmt müsse er zehnmal reicher sein! Sir Moses lächelte. „Junger Mann“, antwortete er, „Sie haben nicht danach gefragt, wie viel ich besitze. Sie haben mich gefragt, wie viel ich wert sei. Also habe ich ausgerechnet, was ich in diesem Jahr für gemeinnützige Zwecke ausgegeben habe, und diese Zahl habe ich Ihnen genannt. Sehen Sie, im Leben sind wir nur das wert, was wir auch mit anderen zu teilen bereit sind.“ Wenn wir unseren eigenen Wert einschätzen, denken wir dann an unseren Besitz, oder daran, wie wir ihn nutzen? Und wenn wir sagen, alle Menschen seien gleich viel wert, lassen wir unseren Worten dann auch Taten folgen? Ich glaube, Rotarier zu sein bedeutet, all unsere Ressourcen mit anderen Augen anzuschauen. Das heißt: Wie können wir mit dem, was wir haben, am besten Gutes tun? Welche Entscheidungen machen uns letztlich am reichsten?

Als Rotarier sind wir uns alle der großen Not in vielen Teilen der Welt bewusst. Und wir alle wissen auch, wie viel wir tun können, um durch unsere Foundation Hilfe zu leisten. Wir können Leben verändern, Hoffnung zurückbringen und eine Zukunft aufbauen. Wenn wir uns dazu entscheiden. Wir haben im Leben immer die Wahl. Wir können wählen, unsere Augen vor der Not eines anderen zu verschließen, für uns zu behalten, was wir haben, die Probleme anderer als deren Sache abzutun. Oder wir können uns entscheiden, über Entfernungen hinwegzusehen, über Sprache, Hautfarbe, Kleidung oder Kultur hinweg zu erkennen, dass die Menschen überall genau so sind wie wir. Und uns entscheiden, nicht wegzusehen.