Wein. Die meisten, selbst Connaisseure, beschränken sich auf dessen Genuss. Wenige nur zeigen darüber hinaus önologische Expertise, geschweige denn Interesse an philosophisch-kulturhistorischen Aspekten rund um das Traditionsgetränk. Den Weg zur Weinkennerschaft ermöglichen Medien unterschiedlichen Zuschnitts und Anspruchs. Dimensionen, Abgründe und Erkenntnispotenziale kultivierten Weinrausches verhandelt vielperspektivisch die Weltliteratur.

Der Schweizer Peter Rüedi zählt zu jener seltenen Spezies von Publizisten, die ihre geschliffen-delikaten und wortmächtigen Einlassungen vor dem Hintergrund ingeniöser kultureller Rundum-Expertise entwickeln, sodass der Theater- und Literaturkenner Rüedi etwa in seinen Jazzbeiträgen ebenso durchscheint wie der an der Malerei geschulte in seinen wöchentlichen Wein-Kolumnen und vice versa. Der an interessanten Aspekten reiche Kosmos des Sujets könnte den Kritiker zu epischer Breite verführen, doch Rüedi gebührt das Verdienst, die jeweiligen Produkte entlang ihrer Kernqualitäten aufzufächern. Er kennt die Winzer, die Spezifika der Landschaften und Terroirs, klimatische Besonderheiten, die Geschichte der Weingüter und die Erzeugnisse einzelner Jahrgänge. Dosiert eingeflochtenes Hintergrundwissen generiert hohe Aufmerksamkeitswerte und fügt sich im Verein mit sprachlicher Finesse zu originären Preziosen. So lesen Rüedis Empfehlungen leidenschaftlich selbst die, die ihm im Detail kaum zu folgen wissen. Kennern gelten seine Ausführungen ohnehin als unverzichtbares feuilletonistisches Fest. Weingenuss und Distinktionsgewinn korrelieren. Beide stehen für Ferne zu einem Betrieb, der in immer raffinierter verpackten Nivellierungsspiralen dem Flachsinn huldigt, um ihn schließlich als Maß aller Dinge zu preisen.

Vor diesem Hintergrund darf „Terroir“, die Film-Doku des Dänen Rasmus Dinesen, durchaus als hedonistisches Manifest begriffen werden. Idealtypisch versteht der Streifen, die subtilen Wege kulinarischen Genusses zu überblenden mit Wissen um Weinanbau, Kellerei, praktischen Trinkanweisungen und philosophischen Erwägungen. Kontrovers ventilieren Kenner, Winzer, Önologen, Nahrungswissenschaftler, Biologen und Sommeliers aus aller Welt einschlägige Aspekte, räumen mit Mythen auf oder diskutieren mit führenden Gastronomen die angemessene Weinbegleitung zur Speisenfolge. Brillant inszenierte Kamerafahrten über Landschaften und Weinberge, in Kellereien und exklusive Restaurants schließen die Sinne der Zuschauer auf. Rausch, alkoholfrei.

Nach 95 Folgen schlossen die Weinexperten Dominik Bartoschek und Werner Eckert im Januar ihren erfolgreichen Wein-Podcast für den SWR mit einer Rückschau ab. Zu Recht wird das Format in den ARD-Audiotheken bis auf Weiteres vorgehalten, denn verhandelt wurden dort über rund 20 Minuten hinweg annähernd sämtliche Themen, für die Wein und Weinanbau stehen: Aktuelles etwa in der Folge „Kennzeichnungspflicht für Wein“, Philosophisch-Allzumenschliches in „Musik und Wein“ oder „Wein unterm Weihnachtsbaum“ und Special Interest in „Alte Reben“ oder „Winterweine“. Gelegentlich bereichern Gäste die kurzweilig und informativ gestaltete Reihe.

Im weiten Feld internationaler Weinpublizistik punktet seit Jahren das Magazin „Vinum“ mit avanciertem Layout, Übersichtlichkeit und zahllosen relevanten Informationstableaus. Ob im Newsletter, in Reportagen, Special Features, lexikalischen Angeboten, Tipps, Rezepten, Reiseempfehlungen oder im Eventkalender: Offerten, die selbst Enthusiasten im besten Sinne den Kopf verdrehen.

1. Kolumne: Peter Rüedi, Die Weltwoche,
   weltwoche.ch/autor/peter-rueedi-2
2. Film-Dokumentation: Terroir – Eine genussvolle Reise in die Welt des Weins, Regie: Rasmus Dinesen, 81 Min., Stream: Amazon/Google Play/iTunes/Kino on Demand
3. Podcast: Dominik Bartoschek/Werner Eckert, Trocken bis lieblich – Wein-Wissen für alle, ardaudiothek.de/sendung/trocken-bislieblich-wein-wissen-fuer-alle/67049208
4. Online: Vinum. Magazin für Weinkultur, vinum.eu