Neues vom RC Bröckedde - Folge 143
Der Club schützt seine Daten
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg
Der RC Bröckedde war stolz auf seine Offenheit, auf seine Präsenz im Internet. Auch ansonsten gingen die Freunde recht großzügig mit ihren Daten um. Bis sich eines Tages – immer so abends ab 18 Uhr – merkwürdige Anrufe bei den Freunden häuften. Unbekannte empfahlen todsichere Anlagen in Kryptowährungen, boten Immobilien in Tadschikistan feil und offerierten Schweinehälften auf Termin. Einer warb hartnäckig für sein Buch „Zur ersten Million in 30 Tagen“.
„Wir haben ein Datenleck, irgendein Adresshändler hat unser Mitgliederverzeichnis verhökert“, klagte Präsident Pröpke in einer Notsitzung des Vorstands. Eiligst wurde Freund Zaggerberg als neuer Datenschutzbeauftragter des Clubs installiert. Zaggerberg räumte gründlich auf. Im Mitgliederverzeichnis wurde fortan keine Adresse mehr angegeben, es hieß bei allen Freunden lediglich „haben einen festen Wohnsitz“. Rund um die Webseite des Clubs errichtete er eine dreifache Firewall.
Den Wochenbericht gab es dort nicht mehr zu lesen, den verfertigte Clubsekretär Dr. Bommert auf einer alten Reiseschreibmaschine Typ Erika. Das Schriftstück kam in den eigens dafür erworbenen Panzerschrank im Salon Hindenburg. Dort konnte es nach Voranmeldung eingesehen werden. Bislang war auf der Webseite auch der amtierende Vorstand abgebildet worden. Aus Datenschutzgründen verfremdete Zaggerberg die Personalien und Porträts. Präsident Pröpke fungierte nun als Friedrich der Große, Kassierer Knödler als Bismarck. Sämtliche Clubmitglieder mussten sich verpflichten, bei Facebook nichts mehr zu posten, allenfalls das Schauen von Katzenvideos war noch erlaubt.
Der E-Mail-Verkehr wurde eingestellt, die Handynutzung stark eingeschränkt, wichtige Clubinterna wurden per Kurier übermittelt. Vor allem bei den älteren Freunden kamen die neuen Regeln gut an, viele fühlten sich in die wohligen 1960er Jahre versetzt. Man schrieb einander wieder Briefe, man besuchte sich persönlich. Dann klingelte bei Pröpke das Telefon. Ein Anrufer vom Spiegel, der auf investigativem Wege Pröpkes Privatanschluss herausgefunden hatte. Der Journalist erklärte: „Wir planen eine Titelstory über Eliten in Deutschland. Dazu wollte ich fragen, ob es einen Rotary Club Bröckedde gibt?“ Pröpke dachte an Zaggerberg und entgegnete: „Das kann ich so nicht bestätigen.“
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