Neues vom RC Bröckedde - Folge 162
Der Dickbrettbohrer
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.
Es geschah an einem Mittwoch gegen 13.29 Uhr. Mit einem hässlichen Knirschen knickte dem Präsidententisch ein Bein weg. Der Tisch samt Glocke geriet in Schräglage – was für eine Bescherung. Präsident Pröpke sah sich hilfesuchend im Salon Hindenburg um, einige Freunde eilten nach vorn. Doch sie alle, ob Vorstandsvorsitzender, Regierungspräsident, Global Digital Manager oder Altphilologe – sie alle hatten keine Ahnung, wie man den Tisch wieder richten könnte.
„Ich hab’ s schon so oft gesagt“, erklärte Pröpke, „wir brauchen in unserem Club auch Handwerker!“ Der Wirt des Bröckedder Hofs wusste schließlich Rat: „Unter meinen Gästen ist gerade der Herr Zängerle.“
„Wer ist Zängerle?“
„Ein sehr tüchtiger Handwerker, hat eine Schreinerei in Bröckedde.“
Und Herr Zängerle rettete das Meeting. Er beäugte kurz das Malheur, ergriff das Tischbein, ruckelte hier, ruckelte da, und der Tisch stand wieder eben.
Präsident Pröpke war begeistert. In der nächsten Vorstandssitzung meinte er: „Dieser Zängerle, der wäre doch einer für uns. Den Club kennt er ja schon ganz gut. Dann wäre endlich auch diese Berufsgruppe bei uns vertreten.“
Kassierer Knödler pflichtete ihm bei. „Wir sind viel zu kopflastig. Wir brauchen Handwerker und Techniker, wir brauchen Landwirte – also alle, die eigentlich den Laden am Laufen halten.“
Gewisse Bedenken hatte der Clubintellektuelle Dr. Krümelein, der als Akademiker streng auf das Niveau der Vorträge achtete: „Bald werden wir etwas über Dübel und Leim hören, nun ja.“
Zängerle wurde in den Club aufgenommen und fügte sich prächtig ein. Er war ein netter Mensch, zudem brachte er nach und nach alle rotarischen Haushalte in Ordnung.
Einige Monate später schritt Zängerle zu seinem ersten Vortrag ans Rednerpult. Er sprach weder über Dübel noch Leim, vielmehr präsentierte er diverse Bohrer und eine dicke Hartholzplatte. Während er die Platte bearbeitete, plauderte er elegant über das „richtige Bohren als Kunst und Erkenntnisprozess“. Und Zängerle zitierte Max Weber: „Politik bedeutet ein starkes, langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich.“ Lässig schob Zängerle nach: „Für die, die es nicht wissen, noch eine Handreichung – Max Weber war einer der Väter der modernen Kultur- und Sozialwissenschaften.“
Dr. Krümelein war zuerst überrascht und dann entzückt: „Endlich mal kein Dünnbrettbohrer wie so oft an meiner Hochschule.“
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