Distrikt
Altehrwürdig – und doch jung
Governor Gerhard Hellmann zieht knapp vor dem Ende seiner Amtszeit eine überwiegend positive Bilanz seines Jahres, in dem gleich mehrere Clubs runde Jubiläen gefeiert haben
Rotary kommt in die Jahre. Sind wir ein altehrwürdiger Club?
Wir sind ein altehrwürdiger Club. Klosterneuburg und Wien-Nordost etwa wurden 50 Jahre alt, Liezen-Rottenmann 60 und Wien gar 90 Jahre. Aber die Clubs sind zu einem großen Teil in einem sehr guten Zustand, mit viel Wissen über Rotary und mit tollen Projekten, Hut ab! Wir bringen im Distrikt alle gemeinsam einige Millionen Euro im Jahr auf, das ist wirklich beachtlich.
Heißt altehrwürdig auch alt?
Nein, denn der Schwerpunkt in diesem Jahr lag in der Jugendarbeit. Wir werden bis zum Ende des Clubjahres insgesamt zehn Jugendclubs, Interact und Rotaract, gechartert haben, das ist schon ein Erfolgserlebnis. Ganz besonders erfreulich ist der Jugendzuwachs in Bosnien. Da haben wir mittlerweile ein Verhältnis von 13 Rotary Clubs und 17 Jugendclubs. Das gibt es auf der ganzen Welt kein zweites Mal.
Die Besonderheit des Distrikts 1910 ist, auch Bosnien mit dabei zu haben. Ist das eine Belastung oder eine Chance, auf traditionellen Pfaden der Donau-Monarchie zu wandeln?
Ich sehe das schon auch in einem historischen Bezug. Früher haben wir ja auch noch Slowenien, Kroatien und Ungarn mit betreut. Diese Länder sind inzwischen selbstständig. Rotary in Bosnien hat sich aufgrund der Kleinheit des Landes mit 3,7 Millionen Einwohnern entschieden, bei Österreich zu bleiben. Dort ist rotarische Arbeit auch Friedensarbeit. Wir trachten danach, dass immer alle drei Ethnien in den Clubs vertreten sind, also Bosniaken, Serben und Kroaten, und es ist wichtig, dass die alle miteinander reden und gemeinsam Projekte in ihrem Land umsetzen.
Dein Nachfolger als Governor musste ausgewechselt werden. Das war intern eine schwierige Phase. Ist das völlig überwunden?
Das ist für mich jetzt völlig überwunden. Nach dem Rücktritt von Jörg Nairz haben wir mit Paul Jankowitsch einen sehr erfahrenen Rotarier an der Spitze im Distrikt, er war 2011/12 schon einmal Governor. Die Situation hat sich also beruhigt, wir sind schon wieder in einer unaufge regten Phase.
Das Interview in voller Länge auf der Distrikt-Website: Distrikt 1910
© Interfoto
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