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Konferenz des Distrikts in Lübeck

Ein Distrikt der Superlative

Konferenz des Distrikts in Lübeck  - Ein Distrikt der Superlative
Zeigten Begeisterung für Land und Leute: das NGSE-Team aus Indien mit seiner Betreuerin Christa Sieber (3. v. r.) © Matthias Schütt

Dreimal der größte, aber letzter beim Spenden – ein Distrikt und seine Widersprüche.

Matthias Schütt01.08.2016

Mehrfach sprachen Redner die letzte Distriktkonferenz an, die vor dieser in Lübeck stattgefunden hatte: 1995 feierte der Großdis­trikt 1890 hier sein letztes Stelldichein, als der damalige Governor Rudolf Hilker Abschied und Neubeginn verkündete: die Geburtsstunde des Distrikts 1940, der seither gut gedeiht – und doch immer noch ein zwiespältiges Bild abgibt.

Etwa als „lahme Ente“, wie es der Foundationbeauftragte Past-Gov. Bernd Neubüser formuliert, wenn er die Spendenbilanz für die Rotary Foundation betrachtet: 33 Euro pro Kopf bedeutet nicht nur die „rote Laterne“, sondern ein Niveau, das um mehr als die Hälfte unter dem besten deutschen Distrikt liegt.In einer fairen Beschreibung dieses Distrikts muss die Vokabel „andererseits“ häufiger vorkommen. Auch Governor Klaus-Michael Kobs nahm in seinem Rück­blick zunächst die Foundation-Verweigerer ins Visier – „Unsere Region ist Projekt genug“ dürfe keine Richtschnur sein – und freute sich dann über viele herausragende Projekte wie den Berliner Kindertag, die Hansetour Sonnenschein oder auch die Aktion „Deckel gegen Polio“.

Die Zukunft? Ungewiss …
Zum negativen Superlativ kommen drei positive: Der Distrikt ist der nach Fläche größte in Deutschland, hat die meisten Clubs (87) und den größten Frauenanteil (14 Prozent). Andererseits: zwölf Clubs verweigern sich nach wie vor den Frauen. Wer mit Widersprüchen leben kann, ist dafür im Vorteil, wenn es um zukünftige Herausforderungen geht. Der renommierte Zukunfts­forscher Horst Opaschowski (RC Hamburg-Bergedorf) lud im Festvortrag zum Blick in die Glaskugel und erläut­erte, dass es eine lineare Aufwärtsentwicklung nach bisherigen Maßstäben nicht mehr geben werde. Man stelle sich auf Brüche ein, auf Fortschritt, der nicht so aussieht, weil er weniger Reichtum oder auch nur Berechenbarkeit bringt. Dafür die Rückbesinnung auf Werte wie Geborgenheit und Verlässlichkeit. „Sicherheit ist die neue Freiheit“, so der Festredner. Andererseits: Es wird das Jahrhundert der Frauen.

Und wohl auch der Flücht­linge. Hier ist der Distrikt gut aufgestellt. Martin Klein als neuer Flüchtlingsbeauftragter präsentierte eine Fülle kreativer Hilfsprojekte. Ein neues wichtiges Aufgabengebiet für die Clubs – ganz ohne andererseits.

Matthias Schütt

Matthias Schütt ist selbständiger Journalist und Lektor. Von 1994 bis 2008 war er Mitglied der Redaktion des Rotary Magazins, die letzten sieben Jahre als verantwortlicher Redakteur. Seither ist er rotarischer Korrespondent des Rotary Magazins und seit 2006 außerdem Distriktberichterstatter für den Distrikt 1940.