Frankfurt-Höchst
Erfolgsgeschichten an der Hostato-Schule
Der RC Frankfurt-Römer fördert seit über zehn Jahren die Integration an der Grund- und Hauptschule.
„Und wie heißen Sie?“ Diese Frage stellte der elfjährige Isaac dem damaligen Präsidenten des RC Frankfurt-Römer, Ulrich Sprenger, während der Auftaktveranstaltung zum Sprachförderprojekt des Clubs an der Hostatoschule in Höchst. Alle Erwachsenen waren überrascht über die Keckheit des Jungen, der in seiner Unbedarftheit die etwas steife Atmosphäre sofort aufgelockert hatte.
Isaac, dessen Wurzeln in der Republik Kongo liegen, war in der fünften Klasse; seine Noten in den Hauptfächern mangelhaft und in den Nebenfächern auch nicht viel besser. Er kam damit gleich in die erste Fördergruppe. Es war der Startschuss zu einer Erfolgsgeschichte – nicht nur für Isaac, sondern für viele Schülerinnen und Schüler der Frankfurter Grund- und Hauptschule. Isaac nutzte die Förderung. Er schaffte seinen Hauptschulabschluss, machte die mittlere Reife und schließlich das Fachabitur. Zurzeit steht er vor dem Abschluss seines Informatikstudiums.
Es gibt noch viele solcher Beispiele, die zeigen, dass eine individuelle Förderung die Chancen für Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern und/oder mit Migrationshintergrund erhöht. Da, wo staatliche Mittel nicht ausreichend vorhanden sind, setzte und setzt der RC Frankfurt-Römer mit seinem Förderprojekt an – und dies kontinuierlich und nachhaltig. Initiator war Club-Schatzmeister Jürgen Löchle, ein waschechter Höchster, der auch dort seine Kanzlei als Wirtschaftsprüfer betreibt. Die von ihm angesprochene Schulleitung der Hostato-Schule nahm sein Angebot gerne an.
Jürgen Löchle ist auch nach nun zehn Jahren die treibende Kraft im RC Frankfurt-Römer und steht für eine stetige Zusammenarbeit mit der Schule. Auch gerade als sparsamer Club-Schatzmeister weiß er die Spendengelder, die sich auf über 150.000 Euro summiert haben, hier sehr gut angelegt.
Anfangs wurde eine Studentin engagiert, die nach dem Unterricht „Nachhilfe“ gab. Bald änderte man das Konzept und die Studentin war nun als zweite – fördernde - Kraft im Unterricht dabei; für gezielte Sprach- und Leseübungen mit Kleingruppen ging sie in einen Nebenraum.
Nach positiven Rückmeldungen entschloss sich der Club im Jahr 2012, einen Fellow von Teach first Deutschland (TfD) für die Hostato-Schule zu finanzieren. Nach dem TfD–Programm helfen Hochschulabsolventen vor ihrem Berufseinstieg zwei Jahre an sogenannten Brennpunktschulen. Alle Förderkräfte, die über TfD an die Hostato-Schule kamen, waren höchst engagiert und erfolgreich und leisteten weit mehr als die reine Sprachförderung. So wuchsen sie in die Rolle von Bezugspersonen, die einfach für die Kinder mit ihren Sorgen da waren.
Die TfD-Fellows wiederum empfanden ihre Zeit an der Hostato-Schule als große Bereicherung. Beispielsweise Anna Meister sage in ihren Dankesworten: „Dank der Förderung durch den Rotary Club Frankfurt-Römer habe ich gemeinsam mit den Lehrkräften innovative Methoden der Sprachförderung und Integration erprobt. 2014 wurde das Konzept des 'Zukunftsbaukastens' mit dem Cranach-Preis ausgezeichnet und danach zur Basis für die Gründung des gemeinnützigen Sozialunternehmens ZuBaKa gGmbH! Der bisherige Erfolg – darunter der zweite Platz beim Deutschen Integrationspreis der Hertie Stiftung – ist maßgeblich darauf zurückzuführen, dass Idee und Konzept im Klassenraum entstanden sind. Das an der Hostato-Schule erfolgreich erprobte Modell wird nun in die Breite getragen und nachhaltig etabliert.“
Die Unterstützung der Hostato-Schule durch den Rotary Club Frankfurt-Römer ging weit über die Finanzierung der Förderkräfte hinaus. So wurden die Hauptschüler in einer Weihnachtsaktion mit einem Zirkelkasten ausgestattet und für die Grundschüler gab es ein kleines Büchlein als Geschenk. Auch ein Trinkbrunnen wurde finanziert. Ein großer Erfolg war der Auftritt von Schauspieler und Club-Mitglied Michael Quast beim Internationalen Vorlesetag. Auch außergewöhnliche Projekte. wie ein Kniggekurs für die zehnte Klasse, wurden durchgeführt. Ein Mitglied des Rotary Clubs half beim Kurs und der Club zahlte die „Abschlussprüfung“, ein Essen im Frankfurter Hof.
Die Erfolge des Projektes haben die Rotarier durch Besuche in der Schule, aber auch durch Anwesenheit einiger Kinder in rotarischen Meetings, unmittelbar miterlebt. Nun, anlässlich des zehnten Jubiläums, bedankten sich Lehrerkollegium, Grund- und Hauptschüler bei den Rotariern mit einem „Bunten Nachmittag" in ihrer Schule.
Jetzt kam auch wieder der eingangs zitierte Isaac zu Wort: „Das Wichtigste, was ich gelernt habe, ist, wie groß die Macht der Worte ist!“ - so seine Antwort auf die Frage, was er in seiner Zeit der Förderung gelernt hat. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen – außer, dass der RC Frankfurt-Römer ebenfalls verstanden hat, dass Sprache der essentielle Baustein von Bildung und Integration ist. So ist es nur folgerichtig, dass der Club kürzlich einer Fortsetzung des Projektes in den nächsten zwei Jahre zugestimmt hat.
Christian Kaiser wurde 1942 in Hessen geboren, machte Abitur in Hanau. Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen und Bonn mit Promotion. Pächter der Hessischen Staatsdomäne Kinzigheimerhof bis 2004. Öbuv. Sachverständiger. Verheiratet, zwei Kinder. Seit 1981 im RC Hanau. Präsident 1999/2000, PHF+3. 2011 bis 2021 war er Distriktberichterstatter für D 1820.
Weitere Artikel des Autors
12/2024
Auf die ersten zehn Minuten kommt es an
Rotarisches Kammerkonzert
5/2024
Der goldene Siebenmeilenstiefel – Märchen schafft Zukunft
3/2024
Gesicht zeigen am Action Day
1/2024
Rotary Stiftung Zeichenakademie
12/2023
Gemeinsam für Hanau
11/2023
Citation für den RC Eschborn
11/2023
Laufend Gutes tun
9/2023
Frankfurter Würstchen für den guten Zweck
9/2023
Auszeichnung engagierter Schülerinnen und Schüler
Mehr zum Autor
Hintergrund: Elementarbildung
Bildung ist der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben und ökonomisch sicheren Zukunft. Deshalb richten viele Clubs entsprechende Projekte darauf aus, Kindern eine umfassende schulische Grundbildung zu verschaffen.