Jork
Fitschen sagt Bankensterben voraus
Vor zehn Jahren löste eine Bankenkrise eine große Finanzkrise aus. Jürgen Fitschen, ehemaliger Vorstand der Deutschen Bank, zog in Jork Bilanz und wagte einen Ausblick in die Zukunft der Banken
Fitschen machte bereits zu Beginn seines Vortrages deutlich, dass es den Banken in Deutschland nicht gut gehe. Er erwarte, dass die Zahl der Kreditinsitute in Deutschland möglicherweise drastisch sinken wird. Zurzeit liefern sich rund 1.600 Banken und Sparkassen ein harten Wettbewerb um die Kunden. Die veränderten Kundenbedürfnisse, die Digitalisierung, die stark gestiegene Regulatorik und der Kostendruck führten zu Filialschließungen und Fusionen, sagte Fitschen vor rund 160 Zuhörern im Hotel Altes Land in Jork.
RC-Präsident Sven Kruse hatte den Ex-Deutsche-Bank-Chef eingeladen. Fitschen stammt aus Hollenbeck, nur wenige Kilometer von Jork entfernt. Von 2011 bis 2016 war er Vorstand des Kreditinstituts. Seit seinem Ausscheiden aus der Leitung berät Fitschen die Deutsche Bank zum Thema Auslandsgeschäft und beschäftigt sich daher intensiv weiterhin mit der Lage der Banken.
Multikanalangebot schaffen
Die von ihm erwarteten harten Einschnitte in der Branche begründete der Experte vor allem mit dem Wegbrechen der Zinsüberschüsse. Dieses und die zunehmende Regulatorik treffen besonders die regional aufgestellten selbstständigen Volksbanken und die Sparkassen. Aber die verbliebenen Großbanken in Deutschland stünden ebenfalls nicht gut da, so Fitschen. Im Vergleich zu den deutschen Instituten seien beispielsweise die amerikanischen Großbanken besser aus der Krise herausgekommen. Die Banken in Deutschland und Europa hätten über die Finanzkrise hinaus auch unter der Staatsschuldenkrise gelitten, weil sie bei der derzeitigen Zinspolitik kein Geld mehr verdienen können.
Eine weitere große Herausforderung ist die Digitalisierung. Die Kunden würden immer mehr Bankgeschäfte online abwickeln, gleichzeitig aber die Präsenz vor Ort fordern. Fitschen: ,,Alles, was die Banken anbieten, können die Kunden heute schon mit dem Smartphone erledigen." Daher sei das Filialsterben nicht nur dem Kostendruck, sondern auch dem veränderten Kundenverhalten geschuldet. Auf die Frage der Rotarier nach der Lösung, empfahl Fitschen den Banken, ein Multikanalangebot zu schaffen, das das stationäre mit dem Online-Geschäft verbindet. Zudem sieht Fitschen in Bitcoins keine seriöse Anlage, sondern ein reines Spekulationsobjekt.
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