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RC Reutlingen-Tübingen-Nord

Fleisch aus dem Labor - Irrweg oder Zukunft?

RC Reutlingen-Tübingen-Nord - Fleisch aus dem Labor - Irrweg oder Zukunft?
© A.T. Kearney

Petra Kluger (RC Reutlingen-Tübingen-Nord) führte in einem Vortrag zu diesem Thema Clubfreunde in die Materie ein. Das Thema braucht Öffentlichkeit, sind sich alle einig.

Immo Eberl05.11.2019

Fleisch gehört zur menschlichen Ernährung. Rund zwei Drittel der gesamten weltweiten Agrarfläche werden für die Viehzucht genutzt, die zur Emission von Treibhausgasen beiträgt und Anteile an Ressourcen von Energie und Wasser benötigt. Durch die wachsende Population und steigenden Wohlstand wird eine Verdopplung des Fleischverbrauchs bis 2050 erwartet, was die konventionelle Viehzucht nicht mehr abdecken kann.

Um diesem künftigen Missstand begegnen zu können, hat sich ein neues biotechnologisch orientiertes Teilgebiet im Tissue Engineering gebildet, das sich mit der künstlichen Herstellung von Fleischprodukten befasst. Die künstlichen Fleischprodukte - "cultured meat" - aus dem Labor versprechen einen geringeren Verbrauch von Ressourcen, geringere Treibgasemissionen und dadurch ein höheres Maß an Umweltschutz und Nachhaltigkeit auf verschiedenen Gebieten.

Eine vor kurzem veröffentlichte Prognose der Unternehmensberatung A.T. Kearney zum Jahr 2050 ist der Auswirkung von Fleisch aus dem Labor und Fleisch-Alternativen (vegetarisch, insektenbasiert) nachgegangen. Die Resultate sind deutlich und zeigen einen Wandel im globalen Fleisch-Markt mit 1.000 Mrd. US-Dollar im Jahr 2018. Aus konventioneller Herkunft sollen bis 2050 nur noch 40 Prozent des Fleisches stammen, dagegen 25 Prozent aus veganen/vegetarischen Fleischersatzprodukten und 35 Prozent aus Fleisch aus dem Labor.

Während die veganen "Beyond Burger" und Lebensmittel aus Insekten bereits in diversen Supermärkten und Discountern gekauft werden können, fehlt dort bislang noch das Fleisch aus dem Labor. Gerade diesen Produkten wird aber durch die hohe Ähnlichkeit zum klassischen Fleisch das größte Wachstumspotential vorhergesagt. Während in den USA, Israel und den Niederlanden zahlreiche Start-ups und renommierte wissenschaftliche Gruppen forschen, scheint in Deutschland dieses Thema wie aus einer anderen Welt zu sein und auch die Akzeptanz oder Bereitschaft zu einer sachlichen Diskussion ist gering.

Petra Kluger wies daraufhin, dass noch grundlegende Forschungsarbeit geleistet werden muss, da viele Fragen zur Kultur der Zelle, zur Konsistenz der erzeugten Produkte, zum Geschmack und auch zur Massenproduktion noch ungelöst sind. Der biotechnologische Ansatz zur Herstellung von Fleisch aus dem Labor ist überaus interessant und kann die konventionelle Art der Fleischerzeugung und die vegetarischen Fleischerzeugungsprodukte ergänzen. Insbesondere die Forschungen zum Geschmack und zur Massenproduktion dürften in den kommenden Jahren eine entscheidende Rolle spielen. Der Vortrag von Petra Kluger wurde von einer lebhaften Diskussion begleitet.

Immo Eberl
Immo Bernhard Eberl, geb. 1947, Studium an der Universität Tübingen (Geschichte, Germanistik, Kirchenrecht und Rechtswissenschaft - M.A.). Später Erstes Staatsexamen in Geschichte und Germanistik. 1976 Promotion und Habilitation zum Dr. phil. habil. Ernennung zum apl. Professor 1990. Arbeit an der Uni Tübingen, unter anderem am Historischen Seminar, Abteilung für mittelalterliche Geschichte sowie als Geschäftsführer des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde. Tätigkeit als Leiter des Stadtarchivs Ellwangen (Jagst) bis 2015; nebenamtlich Leiter der Volkshochschule Ellwangen. Bis heute Lehrtätigkeit an der Uni Tübingen, an der Hochschule für Politik München, der Phil.-Theol. Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz im Wienerwald.
Mitglied im RC Ellwangen seit 1994, Club-Präsident 2009/2010, Paul-Harris-Fellow. Verheiratet, ein Sohn. 2017 bis 2020 war er Distriktberichterstatter in D1830.