Clubleben im Distrikt
Geldbeutel oder Hands-on?
Rotary ist Vielfalt. Wie unterschiedlich die Clubs „ticken“ und wie wichtig dennoch gemeinsame Werte und Ziele sind, zeigte das Halbjahrestreffen der Präsidenten im Distrikt 1950.
Beispiel Projektfinanzierung: In diesem Workshop saßen anfangs wohl zufällig fast nur Präsidenten von Traditionsclubs, in denen aktives Wirtschaften mittels Benefizveranstaltungen kaum eine Rolle spielt. Stattdessen haben diese Clubs eine starke interne Spendenkultur. Beides hat Vor- und Nachteile: Veranstaltungen schweißen zusammen, sind öffentlichkeitswirksam und erzielen oft hohe Erlöse. Allerdings kosten sie viel Zeit, die nicht alle Freunde/innen mitbringen. Interne Spenden sind dagegen effizient, unkompliziert und fordern alle Mitglieder. Sie passen aber nicht zu jüngeren Clubs mit weniger Spitzenverdienern und größeren Unterschieden in den finanziellen Möglichkeiten. Nötig ist folglich eine Mischung aus „Geldbeutel zücken“ und „Hands-on“.
Beispiel Mitgliedergewinnung: Einerseits wissen selbst konservative Clubs, dass sie sich verjüngen müssen, um gesellschaftlich am Ball zu bleiben und nicht „auszusterben“. Andererseits haben gerade junge Berufstätige und frischgebackene Eltern am wenigsten Zeit, um am Clubleben teilzunehmen. Einige Clubs wünschen sich deshalb eher mehr „aktive Frührentner“. Ideale Voraussetzungen bringen ehemalige Rotaracter mit. Sie sind jung, engagiert und die Führungskräfte von morgen, kennen aber die rotarischen Werte und Regeln und wissen, wozu sie sich verpflichten. Dass dies auch und gerade für Frauen gilt, sollte längst selbstverständlich sein.
Noch Luft nach oben gibt es nach Ansicht der Präsidenten beim Zusammenhalt in und dem Austausch zwischen den Clubs, der Bekanntheit Rotarys und der Nutzung rotarischer Programme. Stichworte sind hier zum Beispiel Plauder- und Frühstücksmeetings, Mitgliederbefragungen, Starthilfen für Neu-Rotarier, kopierbare Projektideen, Jugendaustausch, Friendship Exchange, Grants, Pressearbeit sowie die Kooperation mit Rotaract, Interact und Inner Wheel.
Gesellschaftliches Engagement und Entwicklungshilfe
Vor welchen gemeinsamen Herausforderungen Rotary steht, machten schließlich zwei Vorträge deutlich. So befinden sich die Medien laut Karlheinz Brandenburg vom RC Ilmenau gerade erst am Anfang einer tiefgreifenden Veränderung. Die „postfaktische Gesellschaft“ ermögliche es Menschen, sich mit ihren eigenen „Wahrheiten“ aus dem gesellschaftlichen Miteinander zu verabschieden. Es sei Aufgabe Rotarys, dem entgegenzuwirken.
„Lohnt sich Entwicklungshilfe?“ fragte schließlich DG Friedel Eggelmeyer vom Distrikt 1800 und antwortete mit einem klaren Ja. Angesichts der Flüchtlingszahlen sei sie Humanität und Eigennutz zugleich. Flucht und Elend müssten aber nicht sein, wenn die starken fair mit den schwächeren Ländern umgehen würden. Dies scheitere jedoch ohne Frieden. Diesen zu schaffen und zu bewahren, sei Rotarys vordringlichste Aufgabe.
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