Distrikt
„Ihr seid Gestalter der Zukunft“
Incoming Governor Reinhard Fröhlich appelliert an die Eigenverantwortung und Governorin Edith Karos plädiert für einen Friedensclub.
Der Krieg in Europa hat auch PETS und DitV 2022 überschattet. Es sei an der Zeit, im Distrikt 1820 einen Friedensclub zu gründen. Das werde ein die rotarischen Jahre übergreifendes Projekt. Mit diesem Appell hat sich Edith Karos als Governorin an die 75 künftigen Präsidentinnen und Präsidenten im Distrikt gewandt, die am 5. März 2022 am virtuellen PETS teilgenommen haben, sowie an die nahezu 200 Teilnehmer der DiTV am 6. März. Das Trainingsseminar für die Präsidentinnen- und Präsidenten-Elect moderierten ebenso wie die DiTV Karen Hoyndorf (RC Friedrichsdorf) und Björn Metzner (RC Hanau). Edith Karos sagte, PETS und DiTV seien untrügliche Zeichen, dass das neue rotarische Jahr bald beginnt. Sie und ihr Team werden alles tun, um den Übergang reibungslos zu gestalten.
Edith Karos zeigte sich bestürzt ob des menschlichen Leids, das der russische Angriffskrieg auf die Ukraine über die Menschen bringt. Das Leid berühre uns menschlich und emotional. Es bestehen zahlreiche persönliche Beziehungen zu den Menschen in der Ukraine. „Ich danke allen, die sich für die Menschen in der Ukraine und für die Geflüchteten einsetzen und die zu allen friedliebenden Russen, die es auch noch gibt, Kontakt halten“, sagte Edith Karos. Aktionismus sei derzeit „nicht die beste Lösung“. Darum stimme der Deutsche Governorrat ein konzertiertes Vorgehen ab und habe eine Taskforce und eingerichtet. Die betroffenen Länderausschüsse seien eingebunden.
Als Ukrainebeauftragte im Distrikt hat die Governorin Ernst Hanisch als Inhaber des Peace-Chair berufen. Er habe Erfahrung in humanitären Einsätzen in Afghanistan, darum sei er der Richtige für diese Aufgabe. Ernst Hanisch könne direkt über die neue Homepage des Distrikts angesprochen werden. Er sei zuständig für Koordination und Informationsweiterleitung, damit alle abgestimmt handeln.
Auf der Clubebene gebe es schon zahlreiche gemeinsame Projekte mit Clubs in der Ukraine und den befreundeten Nachbarländern wie zum Beispiel Polen. Diese dezentralen Aktivitäten auf der Basis langjähriger Kontakte seien eine ebenso zuverlässige wie wertvolle Hilfe. Auch über diese Projekte und die jeweiligen Ansprechpartner werde auf der neuen Website des Distrikts berichtet. Ziel sei, dass andere Clubs sich an diesen Projekten beteiligen können. Auf der Website finde sich auch die Nummer des bundesweiten Spendenkontos des Deutschen Governorrats.
„Ich möchte Euch ermuntern, die bestehenden Kontakte zu nutzen“, bat Edith Karos. Es sei in dieser Lage „ein Glück, dass wir eine neue Homepage mit diesen Möglichkeiten haben, so dass wir sie in unserem Netz- und Nutzwerk aktuell gut gebrauchen können, und dass wir Euch nicht ständig mit Push-Informationen behelligen müssen.“
Reinhard Fröhlich: „Wie stellt Ihr Euch die Zukunft von Rotary vor?“
Der künftige Governor Reinhard Fröhlich sagte: „Ich bin aufgeregt wie Ihr. Das wird unser gemeinsames rotarisches Jahr 2022/23. Es sind Eure Erwartungen“, die das kommende Jahr bestimmen werden. Die kommende RI-Weltpräsidentin, Jennifer Jones aus Kanada, habe „Imagine Rotary“ als Jahresmotto für 2022/23 gewählt. Das sei ein Auftrag, denn mit dem Motto stelle sich die Frage: „Wie stellt Ihr Euch die Zukunft von Eurem Club und Rotary International vor? Das ist Eure Aufgabe, die Ihr mit Inhalt zu füllen habt.“ Die Welt habe sich verändert. Sie sei digitaler, bunter, schneller und jünger geworden. Menschen kommen in jüngeren Jahren in Verantwortung, wo sie in flacheren Hierarchien arbeiteten. „Das ist die Perspektive der neuen Rotarier, die wir noch nicht in den Clubs haben. Wie stellt Ihr die Kultur in den Clubs darauf ein, damit sich die neuen Leute, die ihr noch nicht im Club habt, dort wohl fühlen?“, fragte Reinhard Fröhlich: „Jeder einzelne von Euch bestimmt in diesem Jahr über die Zukunft von Eurem Club und von Rotary. Ihr seid nicht Wahrer der Vergangenheit, sondern Gestalter der Zukunft.“
In jeder der acht Regionen des Distrikts will der neue Governor online ein Update machen, bevor das neue rotarische Jahr beginnt, und mit jedem Präsidenten ein Update vor dem jeweiligen Clubbesuch. Auf die bisher üblichen Clubfragebogen werde er verzichten. Wenn er schließlich als der Governor in den Club komme, werde er keine Rede halten, sondern er wolle Fragen hören, die den Club bewegen. Er wolle nicht die Welt erklären, sondern ein Interview geben. Er wolle von jeweils einem Senior- und Junior-Mitglied befragt werden im Clubbesuch.
Tulpen blühen für End Polio Now
In Hessen sollen allenthalben Tulpen blühen. Das wünscht sich Reinhard Fröhlich als Governor im Distrikt 1820 im rotarischen Jahr 2022/23, um Polio zu beenden. In möglichst vielen Stadtparks sollen die rotarischen Freundinnen und Freunde im Herbst dieses Jahres das Rotary-Logo und das Motto „End Polio Now“ mit Tulpen pflanzen. Mit dem Kauf der Tulpenzwiebeln soll die weltweite Impfaktion zur Ausrottung von Polio unterstützt werden.
Johannes Seel vom RC Bad Homburg-Schloss ist der Tulpenbeauftragte. Er erläuterte die Aktion, für die der RC Paderborn/Bürener Land die Idee, die Erfahrung und die Tulpen liefert.
Jedem Club, empfiehlt Johannes Seel, mindestens 3000 Tulpenzwiebeln anzuschaffen. Je Quadratmeter werden 65 Zwiebeln benötigt. Die Zwiebel kostet 1 Euro. Davon entfallen 20 Cent auf die Zwiebel und 80 Cent auf die Impfaktion. Der RC Paderborn/Bürener Land hält Pflanzschablonen in unterschiedlichen Größen bereit und wickelt Kauf, Logistik, Umsatzsteuerthematik und Rechnungswesen ab. Er hat eigens für die Aktion einen Förderverein gegründet. Pflanztermin wird am Weltpoliotag, dem 24. Oktober 2022, sein. Johannes Seel empfiehlt, jetzt schon in Kontakt mit Kommunalverwaltungen sowie mit lokalen Garten- und Landschaftsbauern zu treten. Um die Zwiebeln an einem zentralen Ort abzuholen, sei es sinnvoll, Fahrgemeinschaften zu bilden. Fragen zum Thema Tulpen blühen für End Polio Now beantwortet der Tulpenbeauftragte unter anja@johannes-seel.de.
Ideen für das Clubleben
In themenbezogenen Breakouts sammelten die PETS-Teilnehmer Ideen für das Zusammenleben in den Clubs und deren Vernetzung mit der Gesellschaft.
Miteinander im Club fördern: Wer nie kommt, zumal nach Corona, sollte über den Clubdienst angesprochen werden, um dem Mitglied das Gefühl zu geben, dass es wichtig und erwünscht ist. Freunde und Freundinnen, die während des Meetings in Grüppchen hocken bleiben, könnten aktiv durchmischt und platziert werden. Der Ablauf der Meetings könnte variabel gestaltet werden.
Neue Mitglieder finden und integrieren: Damit die Clubs jünger, weiblicher und diverser werden, definieren sie eine entsprechende Politik. Rotaracter und Round Tabler sind anzusprechen und der Aufnahmeausschuss ist divers zu besetzen. Mentoren betreuen neue Mitglieder, die zudem Begrüßungspakete erhalten.
Sponsoring und Fundraising: Diese können der Profilierung des Clubs, der Öffentlichkeitsarbeit und der Mitgliederwerbung dienen. Die Aktivitäten müssen aber zum Club passen. Identität und Engagement des Clubs müssen sichtbar bleiben. Hands-on-Projekte stärken den Zusammenhalt.
Öffentlichkeitsarbeit: Die Clubs stellen ihre Projekte vor, sollten aber das Pferd nicht totreiten. Kostenfrei verteilte Werbeblätter mit großer Reichweite sind zu nutzen, um Themen zu lancieren. Öffentlichkeitsarbeit ist allerdings mehr als Pressearbeit. Sie betrifft auch die Homepage und Social Media. Ganz wichtig ist es, persönliche Kontakte in die Öffentlichkeit hinein und auch mit der lokalen Politik zu pflegen.
Vernetzung in die Zivilgesellschaft: Sichtbar zu werden und wirksam zu sein, setzt die Vernetzung mit Personen und Kommunen, aber die Kontaktpflege auch auf internationaler Ebene voraus. Die Darstellung des Distrikts mit Aktivitäten am Action Day dient auch der Vernetzung in die Gesellschaft hinein, und der Distrikt sollte die Vernetzung der Clubs untereinander unterstützen.
DiTV – Eine Einladung zur Gestaltung der Zukunft
In der Distrikt-Informations- und Trainingsveranstaltung wählten sich die Freundinnen und Freunde in zwölf parallellaufende Break-Out-Sessions ein. Aus sechs Gruppen berichteten sie anschließend im Plenum:
„Wie erreichen wir jüngere Zielgruppen?“, war eine Diskussion überschrieben. Die Tageszeitung lese von den jüngeren keiner mehr, schon gar nicht in Papier und wenn nur digital, lautete die Antwort. Darum müsse Rotary dort präsent sein, wo junge Leute unterwegs sind, nämlich digital in sozialen Medien.
Elevate Rotaract – was bedeutet das? Rotaract gehöre nun vollwertig zur rotarischen Mitgliedsfamilie. Aber Rotary und Rotaract wüssten voneinander zu wenig. Alte und Junge sollten ihre Kommunikation und deren Kanäle aneinander anpassen. Alle Clubs sollten in Rocas ihre Rotaract-Beauftragten einpflegen.
Menschen mit Behinderung – gleichberechtigte berufliche Teilnahme? Die Freundinnen und Freunde haben Inklusion mit all ihren Schatten- und Sonnenseiten diskutiert. Menschen mit Behinderung seien selten bei Rotary. Rotary müsse „einen neuen Denkansatz finden“, um Menschen mit Behinderung in den Clubs aufzunehmen.
Nachhaltigkeit – Welche Projekte erfolgreich sind: Allen voran zählen die Baumpflanzaktionen im Distrikt zu den erfolgreichsten Aktionen überhaupt. Mehr als 60.000 Bäume seien schon gepflanzt worden, doch allein beim Pflanzen dürfe es nicht bleiben, denn die Pflege der Bäume sei unerlässlich. Das gemeinsame Pflanzen haben die Freundinnen und Freunde zudem auch als eine soziale Aktion erfahren und gestaltet. Weitere Möglichkeiten, sich zu engagieren, bieten sich zum Beispiel in der Unterstützung der Imkerschulung, im Anlegen von Blühwiesen und mit einem Blick auf das Landesprogramm „100 wilde Bäche“ an. Nachhaltigkeit sei nicht nur in ökologischer Dimension zu erfassen, sondern auch in ihrer ökonomischen und sozialen.
People of Peace – Ideen für Friedensprojekte in unseren Clubs: Die Diskussion stand unter dem Eindruck von Putins Angriffskrieg auf die Ukraine. Für den Friedens- und Ukrainebeauftragten im Distrikt, Ernst Hanisch, ist das gute und vertrauenswürdige Verhältnis zu Rotariern in der Ukraine und in den Nachbarländern die beste Basis, um in Kontakt zu treten und die Frage zu klären: Wer braucht was und wo? Aktionismus sei derzeit die falsche Antwort. Da sich jetzt schon Lastwagen mit Spenden an der Grenze zur Ukraine stauten, sei es besser Geld zu spenden, um langfristig helfen zu können.
Imagine Rotary – was bedeutet das Jahresmotto? Rotary wolle sich weiterentwickeln. Dazu sei es wichtig, die eigene Region in den Blick zu nehmen. „Wir betrachten unser Umfeld und entwickeln unsere Modelle. Träumen wir große Träume. Wir sind relevant, wenn wir uns mit relevanten Themen beschäftigen“, lautet die Empfehlung. Das Zeichen für das kommende rotarische Jahr unter dem Motto „Imagine Rotary“ stehe für einen lilafarbenen Stern zur Orientierung oder für einen Diskussionstisch, der Stab darunter für die Umsetzung.
MvdG
Claus Peter Müller von der Grün ist Journalist. 1960 in Kassel geboren kehrte er — nach dem Studium in Dortmund und verschiedenen beruflichen Stationen in Dortmund, Düsseldorf und Frankfurt — nach der Wiedervereinigung nach Kassel zurück. Dem RC Kassel-Wilhelmshöhe gehört er seit dem Jahr 2000 an. Im Jahr 2013/14 war er Präsident seines Clubs. Sowohl im Club, als auch auf der Distriktebene war er schon mehrfach in Sachen der Kommunikation aktiv, derzeit ist er Distriktberichterstatter von D1820.
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