Kassel
Kinder lernen schwimmen
Das kann Schule machen: Bertram Hilgen, Präsident des RC Kassel, beschreibt, wie sein Club, gemeinsam mit Partnern, 500 Kindern die Teilnahme an einem Schwimmkurs ermöglicht hat.
Zwei Jahre lang waren Schwimmbäder weitgehend geschlossen. Allerdings wurde Schwimmunterricht in unserer Region auch schon vor Corona in nicht ausreichendem Umfang angeboten, obwohl Schwimmen zur Vermeidung schwerer Badeunfälle, zur Verbesserung motorischer Fähigkeiten sowie im Kampf gegen Bewegungsarmut und Übergewicht so wichtig ist. Flüchtlingskinder verbinden zudem oft traumatische Erinnerungen mit Wasser, da kann Schwimmen unter Aufsicht dazu beitragen, diese Fluchterfahrungen zu bewältigen. Wir beschlossen, hier zu helfen und 500 Kasseler Grundschulkindern zu ermöglichen, kostenlos das „Seepferdchen“-Abzeichen zu machen. Dafür muss man Baderegeln kennen, den Sprung vom Beckenrand wagen, 25 Meter schwimmen und einen Gegenstand aus schultertiefem Wasser heraufholen.
Um das Projekt zu realisieren, bedarf es eines Netzwerkes mit vielen Partnern: den Grundschulen und ihren Hort-Einrichtungen, die die Kinder vorschlagen und die Zustimmung von de Eltern einholen müssen; dem Verkehrsunternehmen, das den Transport vom Hort zum Hallenbad und zurück organisiert; dem städtischen Bäderbetrieb, der die Schwimmflächen kostenlos zur Verfügung stellt; den Schwimmlehrerinnen und -lehrern sowie dem Rotary Club, der alles koordiniert, betreut und die Finanzierung sicherstellt.
Wunderbares Win-win
Wir begannen in den Osterferien mit 75 Kindern aus drei städtischen Hort-Einrichtungen. An acht Tagen fanden jeweils fünf Kurse statt, die von fünfzehn Studierenden unserer Hochschule betreut wurden. Eine Win-win-Situation, denn die Sportstudenten müssen, um ihr Examen zu bestehen, Schwimmunterricht geben können, und das haben sie, intensiv betreut durch ihren Hochschullehrer, in unserem Projekt lernen können. Die Kasseler Verkehrsgesellschaft übernahm den Transport der Kinder und die Städtischen Werke stellten die Schwimmflächen kostenlos zur Verfügung – der Eintritt in die Bäder ist für Kassels Kinder generell kostenlos. 20.000 Euro spendete unser Club, weitere 10.000 Euro legten Kasseler Unternehmen dazu – für die Fahrten und die Bezahlung der Studierenden.
In den Sommerferien setzten wir die Initiative fort und boten 24 Kurse zu je zehn Unterrichtsstunden an 20 Ta-gen parallel in zwei Bädern an – eine Kraftanstrengung für alle, die ein Leben lang lohnt. Über 400 Kinder freuen sich nun über die bestandene Seepferdchen-Prüfung oder das Frosch-Abzeichen.
Bertram Hilgen
Claus Peter Müller von der Grün ist Journalist. 1960 in Kassel geboren kehrte er — nach dem Studium in Dortmund und verschiedenen beruflichen Stationen in Dortmund, Düsseldorf und Frankfurt — nach der Wiedervereinigung nach Kassel zurück. Dem RC Kassel-Wilhelmshöhe gehört er seit dem Jahr 2000 an. Im Jahr 2013/14 war er Präsident seines Clubs. Sowohl im Club, als auch auf der Distriktebene war er schon mehrfach in Sachen der Kommunikation aktiv, derzeit ist er Distriktberichterstatter von D1820.
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