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Distrikt 1910

„Service braucht Struktur“

Distrikt 1910 - „Service braucht Struktur“
Das neue First Couple: Paul Jankowitsch mit seiner Frau Birgit. „Ich bin ein optimistischer Mensch. Man kann immer etwas verbessern“, sagt der neue Governor zu seinem zweiten Amtsantritt über sich selbst. © privat

Ein Bundespräsident kann für eine zweite Periode wiedergewählt werden. Ein Governor im Regelfall nicht. Aber für Paul Jankowitsch gibt es jetzt dennoch ein zweites Jahr an der Spitze des Distrikts 1910.

Hubert Nowak21.06.2016

Selten bekommt ein Governor die Einladung, eine zweite „Runde“ drehen zu dürfen. Paul Jankowitsch ist eine dieser weltweiten Ausnahmen. Nach dem Clubjahr 2011/12 wird er jetzt ein zweites Mal den Distrikt leiten. Grund dafür ist der nach heftigen Turbulenzen und teilweise auch sehr emotional geführten Debatten erfolgte Rückzug von Jörg Nairz als Governor elect. Als Nachfolger von Gerhard Hellmann konnte aufgrund der Regeln von RI nur ein ehemaliger Governor „einspringen“.

Paul Jankowitsch freut sich über die breite Zustimmung zu seinem zweiten Jahr und will sein zweites Governorjahr zur Beruhigung und zur Konsolidierung des Distrikts nützen. Die Eckpfeiler einer funktionellen Struktur hat er schon in seinem ersten Jahr eingeschlagen, nämlich die Trennung der Finanzverantwortung von der organisatorischen Ebene des Distrikts. Seither gibt es den RVV, den „Rotary Verwaltungsverein“. Die Abwicklung von Projekten sollte der Foundation obliegen, Spenden werden über das Rotary-Forum und dessen Zweigverein RPV, den Rotary Projektverein, lukriert und verwaltet. In der Praxis, so ärgert sich Jankowitsch, ist das in den vergangenen Jahren nicht immer klar getrennt worden. Das hat zu Unstimmigkeiten geführt. Nicht ein einziger Euro ist freilich irgendwo missbräuchlich verwendet worden, das hat auch ein eigens neu eingesetzter Finanzausschuss bestätigt, aber Transparenz und Klarheit könnten gestärkt werden.

SERVICE, STRUKTUR UND FRIEDENSARBEIT AUF DEM BALKAN

Genau da will und muss der gelernte Ökonom und Betriebswirt Paul Jankowitsch nun ansetzen. „Service braucht Struktur“, formuliert er, aber jede Struktur darf nicht zu komplex erscheinen und muss durchschaubar sein. Der frühere Vizerektor für Finanzen an der TU Wien bringt dafür ein breites Erfahrungsspektrum mit. War er doch auch Jahrzehnte im internationalen Energiegeschäft tätig, unter anderem als Generaldirektor der Shell Austria AG. Jetzt ist er Gründungsvorsitzender des Consortiums zur Errichtung eines europäischen Pensionsfonds für Forschungsinstitutionen. Dieses Amt führt ihn naturgemäß oft nach Brüssel. Aber Internationalität ist sowieso immer nach seinem Geschmack, auch bei Rotary. Leicht kommt er ins Schwärmen über weltweite Projekte und internationale Vernetzung. Dass zum Distrikt 1910 auch Bosnien Herzegowina gehört, empfindet er nicht als Belastung, sondern als Bereicherung. Die Leistungen, die aus diesem Distrikt für die Verbreitung Rotarys in Osteuropa und damit die friedliche Entwicklung dieser Länder erbracht worden sind, würden unter ihrem Wert gehandelt. „Der Balkan ist immer noch ein Schlüsselgebiet für uns“, sagt Jankowitsch, „Österreichs Image ist hervorragend, und so werden wir Bosnien noch etliche Jahre unter unseren Fittichen haben. Was Rotary dort macht, ist echte Friedensarbeit.“

Neben der Stabilisierung der rotarischen Strukturen will der neue Governor auch weiterhin auf ein moderates Wachstum setzen. Nördlich von Wien, im Bereich Neulengbach-Wienerwald und auch in der Steiermark könnte es bald neue Clubs geben. „Die Zahl von Menschen, die die Welt ein bisschen besser machen wollen, ist groß“, sagt er. Die müsse man nur ansprechen. Das gilt auch für die Jugend. Da sei in den letzten Jahren so viel positive Aufbauarbeit geleistet worden, dass jetzt die Zeit reif sein dürfte, über Rotaract zu einer systematischen Mitgliederentwicklung zu kommen. Dafür wird es mit Vorgänger Gerhard Hellmann einen eigenen Membership-Beauftragten geben.

Die Berufstätigkeit bringt es mit sich, dass Paul Jankowitsch auch wieder stark auf die Unterstützung durch seine Frau hofft. Schon in seinem ersten Governorjahr hat sie ihn bisweilen zu Terminen chauffiert, damit er sich im Fonds auf das Ereignis vorbereiten konnte. Das wird man auch in den kommenden Monaten wieder sehen. Ein echtes Team also. „Rotary nimmt immer die Familie“, sagt er, auch wenn man meist, so wie auch in seinem Fall, über Freunde mit Rotary in Kontakt kommt. Damals, 1996, wollte ihn sein Club (RC Baden) aber gar nicht gleich aufnehmen, weil er gerade auf dem Sprung in einen internationalen Job war. Inzwischen gilt diese Internationalität überall als Vorteil. Und der Club ist stolz, jetzt sogar einen Doppelgovernor in seinen Reihen zu haben.

Hubert Nowak
Dr. Hubert Nowak, RC Perchtoldsdorf, ist Buchautor und Medienberater. Er war 40 Jahre lang als Journalist und Manager in verschiedenen Funktionen im ORF tätig, darunter als Moderator und stellvertretender Chefredakteur der „Zeit im Bild“ und als Landesdirektor des ORF Salzburg.

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