Wien/Nairobi
Stipendien für Afrika
Hilfe im eigenen Land, der Flüchtlingswelle entgegenwirken - Schlagworte dieser Art dominieren seit Jahren die Debatte um das Verhältnis zwischen Europa und Afrika
Schon lange bevor die Ereignisse von 2015 den Blick von Europa auf die Entwicklung in Afrika neu geprägt haben, hat der RC Wien die Bedeutung der Bildungsentwicklung im Schwarzen Kontinent erkannt. So unterstützt der Club seit 2009 Stipendiaten aus Kenia, Uganda, Tansania und Äthiopien. Zuerst waren es Zuwendungen an Ostafrikaner, die auf Austauschsemester an die Universität für Bodenkultur nach Wien kamen. Bald aber kam die Erkenntnis, dass es wichtig ist, den Brain-Drain aus Afrika zu unterbinden. Deshalb hat der RC Wien 2013 sein Stipendien-Programm geändert.
Das Anliegen ist es nun, Afrikas Weg in eine stabile Gesellschaft zu unterstützen, indem Studierende im Land selbst gefördert werden, deren Fachrichtungen für Aufbau und Weiterentwicklung des Landes besonders benötigt werden. Das sind insbesondere Technik, Medizin, Naturwissenschaften sowie Land- und Forstwirtschaft. Weitere Auswahlkriterien für die Stipendiaten sind Exzellenz und Bedürftigkeit.
Kontakte nach Nairobi
Ein Clubmitglied, Florian Demmer, konnte durch ein persönliches Naheverhältnis zu Kenia direkte Kontakte zur Egerton University in Nairobi und Nakuru aufbauen. Seit 2013 schlägt ein Team der Universität Stipendiaten vor, die Letztauswahl erfolgt durch Florian Demmer im Rahmen seiner regelmäßigen Reisen nach Kenia. Seit dieser Umstellung vor fünf Jahren haben dort bereits fünf Studenten ihr zweijähriges Masterstudium erfolgreich absolviert. Weitere werden derzeit unterstützt, darunter auch einige Frauen. Der Studienerfolg wird nach jedem Semester überprüft. In unregelmäßigen Abständen kommen Mitglieder des Clubs nach Nairobi, um die Lage zu inspizieren und die Entwicklung mit den Studenten direkt zu besprechen.
Mit dem heurigen Clubjahr hat der Club unter Präsident Wolfgang Habermayer das Stipendiaten-Programm auf langfristige Beine gestellt. Ein Benefizkonzert im „Muth“ im September war ein großer Erfolg. Es spannte mit dem Berliner Artemis Quartett und den Virtuosen Eckart Runge (Cello) und Jacques Ammon (Klavier) einen Bogen zwischen Klassik und Tango Nuevo. Der Spendenerlös von 18.700 Euro kann nun sechs Stipendiaten in Kenia und vier in Bosnien über die ganze Studiendauer hin unterstützen. Schon seit den 1980er-Jahren vergibt der RC Wien ja auch Stipendien situativ an Studenten aus Bosnien-Herzegowina
Nunmehr vergibt jeder neue Vorstand ein oder mehrere Stipendien über die ganze Studiendauer hinweg. Die Finanzierung erfolgt aus dem jährlichen Spendenaufkommen des Clubs in Höhe von etwa 110.000 Euro und einen Distrikt Grant. Damit verbunden ist nicht zuletzt eine breite emotionale Unterstützung im Club selbst, der sich gemeinsam freut über die Erfolge der Studenten (oft mit Auszeichnung), die sonst auf Grund des sozialen Umfeldes ihr Studium oft nicht abschließen könnten.
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