Kassel
Wenn ein Unfall das Leben der ganzen Familie verändert ...
Rotary Club Kassel-Wilhelmshöhe unterstützt den Förderverein für Familien mit neurologisch kranken Kindern mit 5.000 Euro. Dr. med. Rudolf Funke: "Solche Zuwendungen sind für den Verein lebensnotwendig."
"Unser herzlicher Dank an den Rotary Club Kassel-Wilhelmshöhe für seine Spende von 5.000 Euro. Solche Zuwendungen sind für uns als Förderverein für Familien mit neurologisch kranken Kindern lebensnotwendig", wendet sich Dr. Rudolf Funke an die Öffentlichkeit. Rudolf Funke hat eine Doppelrolle inne: Er ist leitender Oberarzt der Neuropädiatrie am Klinikum Kassel und zugleich Vorsitzender des Fördervereins mit dem Kurznamen freuNde. Das große "N" steht für Neurologie sowie Neuropädiatrie, und der Verein will den kranken Kindern, ihren Familien und Helfern zugleich Freude vermitteln auf dem Weg durchs Leben.
Charity-Grill-Event im Bunten Hornschu-Haus
Den Kontakt zwischen dem Förderverein und dem RC Kassel-Wilhelmshöhe hatten Korinna und Markus Hornschu vermittelt. Sie richteten für die Clubmitglieder in ihrer Kochschule im "Bunten Haus" ein Charity-Grill-Event aus, zu dem sie auch Rudolf Funke eingeladen hatten. Der Kinderneurologe grillte mit, kam mit den rotarischen Freunden ins Gespräch und stellte schließlich den Förderverein vor.
"Die Arbeit des Fördervereins ist beeindruckend. Ich selbst weiß aus meiner ehrenamtlichen Arbeit, in der ich Menschen mit Behinderungen und Erkrankungen an den Wallfahrtsort Lourdes begleite, welche Prüfung eine Krankheit für den einzelnen Menschen und seine ganze Familie sein kann, aber auch, welche Freude darin liegt, dem anderen der Nächste zu sein", sagt Philipp Russell, Präsident des RC Kassel-Wilhelmshöhe im rotarischen Jahr 2023/24, das mit dem Monat Juni endete: "Ich kann mich mit den Zielen und der Arbeit des Fördervereins vollkommen identifizieren und habe daher spontan angeregt, den Verein mit dieser Spende zu unterstützen."
Auch für Dr. Georg Förster, der das Präsidentenamt im RC Kassel-Wilhelmshöhe im rotarischen Jahr 2024/25 übernehmen wird, ist die Arbeit des Vereins unterstützenswert: "Ich möchte mich für Barrierefreiheit in Kassel und in der Gesellschaft einsetzen. Die Arbeit des Fördervereins macht deutlich, dass auch Kindern mit einer neurologischen Erkrankung und ihren Familien Teilhabe am gesellschaftlichen Leben möglich ist, wenn wir das wollen und Barrieren aktiv überwinden. Wir alle können von dem Verein und seiner Arbeit lernen."
Korinna und Markus Hornschu sind als Gastgeber mehr als zufrieden: "Es freut uns sehr, dass unsere Einladung zu dieser großen Spende geführt hat. Wir kennen die Arbeit des Fördervereins seit vielen Jahren und sind immer wieder tief beeindruckt. Jedes Projekt ist gleichermaßen liebevoll und professionell. Sei es das Sandmännchen, das jeden (!) Tag im Jahr um 19 Uhr auf Station die Kinder und auch die Eltern besucht oder die Urlaube mit 1 zu 1 Betreuung der Kinder, die unfassbar viel Organisation bedürfen. Dr. Funke und sein Vereins-Team aus der Pflege und den Mitgliedern widmen ihre Freizeit außerhalb der Klinik, um kleinen Patienten gut zu tun. Da ist jeder Cent gut angelegt."
Förderverein hilft seit mehr als 20 Jahren
Der Verein freuNde ist gut 20 Jahre alt. Seine Gründung habe 2002 "in einem längeren Prozess" begonnen, berichtet Rudolf Funke. Einerseits gebe es für Kinder mit einer neurologischen Erkrankung einen definierten medizinischen, pflegerischen und therapeutischen Bedarf, der an bestimmte technisch-funktionale Voraussetzungen gebunden sei. Andererseits offenbare sich aber erst im Zusammenleben mit Kindern mit einer neurologischen Erkrankung die ganze und weit größere Herausforderung, vor die sich die Kinder und ihre Familien gestellt sehen. Das beginne mit vermeintlich einfachen technischen Installationen wie einer dimmbaren Beleuchtung, die aber in einem normalen Krankenzimmer nicht vorgesehen sei, reiche über eine Badezimmereinrichtung, in der Spiegel in der Höhe verstellbar und neigbar sein müssten, bis hin zu Skifreizeiten für Kinder mit Behinderungen und Einzelfallhilfen wie dem Kauf von ÖPNV-Tickets, damit Eltern die Kinder regelmäßig im Krankenhaus besuchen können.
Als neurologische Erkrankungen, erläutert Rudolf Funke, gelten alle Erkrankungen an Gehirn, Rückenmark, Nerven und Muskeln. Mit ihnen könnten körperliche, geistige und seelische Behinderungen einhergehen. Die Erkrankungen könnten angeboren sein, aber auch durch Verkehrs-, Sport und Spielunfälle, Ertrinkungstraumata, Entzündungen oder Tumore ausgelöst sein. Das Klinikum Kassel habe über die Jahre ein vielfältiges und passgenaues Hilfsangebot für Kinder mit neurologischen Erkrankungen ausgebaut. Dazu gehöre das Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ) mit einer großen Ambulanz, die Station für Akutpatienten sowie für die zeitaufwändige Frührehabilitation und schließlich das Zentrum für Erwachsene mit Behinderung (MZEB), denn die Kinder würden eines Tages auch erwachsen. Im SPZ betreue das Klinikum etwa 5000 Patient ambulant im Jahr und auf der neurologischen Kinderstation etwa 1500. Davon seien etwa 250 Kinder sogenannte "Langlieger", die nach einer schweren Erkrankung erst langsam in ein vielfach grundlegend verändertes Leben zurückfinden müssten.
Die Patienten und ihre Familien brauchen umfassende Hilfe
"Wir haben erfahren und erkannt, dass wir nicht nur die Kinder mit einem ganzen Bündel an therapeutischen Angeboten behandeln müssen, sondern dass zum Beispiel der Unfall eines Kindes das Leben der gesamten Familie verändert", berichtet Dr. Rudolf Funke. Schmerz und Heilung forderten nicht nur das Kind, sondern auch die Eltern, vor allem wenn ein Elternteil zum Beispiel das Auto gefahren oder den Gartenteich angelegt habe, in dem das Kind verunglückt sei. Das Gehirn sei das am langsamsten heilende Organ. Es beanspruche bis zu zwei Jahre, bis eine Heilung erkennbar oder abgeschlossen sei. "Das heißt also, dass während der Frührehabilitation nicht nur die kranken Kinder, sondern auch deren Eltern und manchmal sogar Geschwister bei uns auf der Station leben, während der Ausgang des Heilungsprozesses über lange Zeit offen bleibt. Dann müssen wir nicht nur den kleinen Patienten helfen, sondern wir wollen auch den Eltern und Geschwistern helfen, in dem für alle schlagartig und von Grund auf veränderten Leben ihren Weg zu finden." Der Verein hilft bei der Anschaffung von Heil- und Hilfsmitteln, wenn ein Eigenanteil erforderlich ist, er organisiert Familienfreizeiten und Angebote für Geschwisterkinder, bildet Eltern fort und aktiviert die "elterliche Energie" in Phasen, während derer die Kraft schwindet.
Der Förderverein hat etwa 100 Mitglieder und davon 25 aktive, die die Angebote an die Eltern und Familien organisieren und gestalten. Meist sind die Aktiven solche Menschen, die wie Rudolf Funke selbst auf der Station zum Beispiel als Pflegende, Ärzte und Therapeuten arbeiten und in ihrer Freizeit ihren Patienten und deren Familien den Weg in ein Leben nach oder mit der Krankheit erleichtern wollen.
Weitere Informationen zum Förderverein freuNde finden Sie auf der Website: www.Kinderneuro-freunde-ks.de
Claus Peter Müller von der Grün ist Journalist. 1960 in Kassel geboren kehrte er — nach dem Studium in Dortmund und verschiedenen beruflichen Stationen in Dortmund, Düsseldorf und Frankfurt — nach der Wiedervereinigung nach Kassel zurück. Dem RC Kassel-Wilhelmshöhe gehört er seit dem Jahr 2000 an. Im Jahr 2013/14 war er Präsident seines Clubs. Sowohl im Club, als auch auf der Distriktebene war er schon mehrfach in Sachen der Kommunikation aktiv, derzeit ist er Distriktberichterstatter von D1820.
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