Neues aus Bröckedde - Folge 58
Der Säbelzahnrüssler
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.
Bei der jüngsten Distriktkonferenz von Rotary waren alle Clubs vertreten, nur der RC Bröckedde glänzte durch Abwesenheit. Die zwei Stühle, die man für die Freunde aus Bröckedde reserviert hatte, blieben leer. Wieder einmal. Das führte zu einem gewissen Grummeln im Distrikt, das auch Präsident Pröpcke erreichte. In der nächsten Vorstandssitzung klagte er: „Wir werden schon der Leere-Stuhl-Club genannt und haben mittlerweile ein Image wie Nordkorea."
Was tun? PR-Spezialist Ullensbach ventilierte eine Umfrage im Club zum Thema Distrikt. Sie brachte erstaunliche Ergebnisse. 67,6 Prozent der Clubmitglieder wussten gar nicht, dass es bei Rotary Distrikte gab. 13 Prozent mutmaßten, die Distrikte hätten etwas mit der Länderneugliederung zu tun. Acht Prozent äußerten die Befürchtung, hinter dem Distrikt verberge sich die Steuerfahndung beim Finanzamt I Bröckedde.
Da flatterte eine erneute Einladung des Distrikts ins Haus, mit einem gewichtigen Programm, dessen Hauptpunkt ein ökologisches Rotary-Projekt war - die Rettung des quastenflossigen Säbelzahnrüsslers, einer äußerst seltenen Unkenart, die vor allem in der Bröckeddeaue siedelte.
„Da müssen wir Flagge zeigen", rief Pröpcke im nächsten Meeting aus. Doch keiner der Freunde fühlte sich angesprochen. Außer Clubdichter Wälzer, der zur Distriktkonferenz fahren wollte - sofern er Tagegeld erhalte und dort aus seinen Romanen lesen dürfe.
„Das passt irgendwie nicht", beschied ihn der Präsident. Die Lösung des Problems fand schließlich Freund Ullensbach, der ein „Distrikt-Bonus-Paket" vorschlug. Wer zu einer Distriktveranstaltung fuhr, erwarb damit das Recht, im RC Bröckedde drei Jahre lang keinen Vortrag halten zu müssen.
Das Bonus-Paket fand begeisterte Abnehmer. Auf der Distriktkonferenz belegten die Freunde aus Bröckedde die ersten fünf Reihen. Das machte mächtig Eindruck. Aber die Bröckedde-Delegation war mit den Feinheiten der Abstimmungsmechanik nicht ganz vertraut, außerdem plagte sie das schlechte Gewissen. Vorsorglich nickten die Freunde aus Bröckedde alle Beschlüsse der Konferenz ab.
Und so kam es, dass sich der RC Bröckedde verpflichtete, im nächsten Jahr gleich 100 Austauschschüler aufzunehmen, eine Sonderspende für PolioPlus zu leisten und vor allem die Rettung des quastenflossigen Säbelzahnrüsslers alleinverantwortlich in die Hand zu nehmen.
„Ob wir uns da nicht übernehmen?", fragte Präsident Pröpcke beim nächsten Meeting. Ihm gegenüber saß Clubdichter Wälzer, der noch immer vergrätzt war: „Das hätte ich verhindert. Besser meine Romane als diesen Säbelzahnrüssler. Aber auf mich hört ja keiner."
Was tun? PR-Spezialist Ullensbach ventilierte eine Umfrage im Club zum Thema Distrikt. Sie brachte erstaunliche Ergebnisse. 67,6 Prozent der Clubmitglieder wussten gar nicht, dass es bei Rotary Distrikte gab. 13 Prozent mutmaßten, die Distrikte hätten etwas mit der Länderneugliederung zu tun. Acht Prozent äußerten die Befürchtung, hinter dem Distrikt verberge sich die Steuerfahndung beim Finanzamt I Bröckedde.
Da flatterte eine erneute Einladung des Distrikts ins Haus, mit einem gewichtigen Programm, dessen Hauptpunkt ein ökologisches Rotary-Projekt war - die Rettung des quastenflossigen Säbelzahnrüsslers, einer äußerst seltenen Unkenart, die vor allem in der Bröckeddeaue siedelte.
„Da müssen wir Flagge zeigen", rief Pröpcke im nächsten Meeting aus. Doch keiner der Freunde fühlte sich angesprochen. Außer Clubdichter Wälzer, der zur Distriktkonferenz fahren wollte - sofern er Tagegeld erhalte und dort aus seinen Romanen lesen dürfe.
„Das passt irgendwie nicht", beschied ihn der Präsident. Die Lösung des Problems fand schließlich Freund Ullensbach, der ein „Distrikt-Bonus-Paket" vorschlug. Wer zu einer Distriktveranstaltung fuhr, erwarb damit das Recht, im RC Bröckedde drei Jahre lang keinen Vortrag halten zu müssen.
Das Bonus-Paket fand begeisterte Abnehmer. Auf der Distriktkonferenz belegten die Freunde aus Bröckedde die ersten fünf Reihen. Das machte mächtig Eindruck. Aber die Bröckedde-Delegation war mit den Feinheiten der Abstimmungsmechanik nicht ganz vertraut, außerdem plagte sie das schlechte Gewissen. Vorsorglich nickten die Freunde aus Bröckedde alle Beschlüsse der Konferenz ab.
Und so kam es, dass sich der RC Bröckedde verpflichtete, im nächsten Jahr gleich 100 Austauschschüler aufzunehmen, eine Sonderspende für PolioPlus zu leisten und vor allem die Rettung des quastenflossigen Säbelzahnrüsslers alleinverantwortlich in die Hand zu nehmen.
„Ob wir uns da nicht übernehmen?", fragte Präsident Pröpcke beim nächsten Meeting. Ihm gegenüber saß Clubdichter Wälzer, der noch immer vergrätzt war: „Das hätte ich verhindert. Besser meine Romane als diesen Säbelzahnrüssler. Aber auf mich hört ja keiner."
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
Copyright: privat www.hoffmannschreibt.de
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