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Bärbel G. Renner, RC Reutlingen-Tübingen

Die Professorin des Jahres

Gerald Deckart13.09.2012

Betriebswirtschaftslehre war alles andere als ihr Traum. Ihr Ziel war die Verlagswelt, die wunderbare Welt der Bücher. Schon mit 17 war das ihr Ziel und bereits während der ersten Semester stürzte sie sich in entsprechende Praktika. Nach dem Abitur in der Heimatstadt Ellwangen boten sich als Studium natürlich Germanistik und Geschichte (in Tübingen) an. Und an der Uni Wien kam dann noch etwas ganz Spezielles hinzu: die Paläografie, die Lehre von alten Schriften und ihrer Entzifferung. Mit Begeisterung versenkte sie sich in historische Bücher, Dokumente und Urkunden. Eine entsprechende Doktorarbeit war im Entstehen – da wurde ihr nach dem Staatsexamen ein attraktiver Posten in einem Verlag angeboten. Die Dissertation blieb liegen und Bärbel Renner arbeitete 13 Jahre in verschiedenen Schulbuch-, Fach- und Ratgeberverlagen. Sie kennt aus dieser Zeit aber auch Phasen beruflicher Schwierigkeiten und Arbeitslosigkeit.
Doch bald sollte ein Zufall ihr völlig neue Perspektiven eröffnen: Sie erhielt ein Angebot der Stuttgarter Hochschule für Medien, ob sie für einen erkrankten Professor einspringen und über Verlagswirtschaft referieren könne. So wurde die akademische Lehre ihr Traumberuf. Ihr ganz großer Vorteil dabei: Sie vermochte theoretisches Wissen mit praktischer Erfahrung zu verbinden und begeisterte damit ihre Studenten.

 Es folgte im Jahre 2006 die Berufung als Professorin für „BWL – Medien und Kommunikation“ an die damalige Berufsakademie Stuttgart. Hier durfte Bärbel Renner an vorderster Stelle einen höchst spannenden und bislang einmaligen Prozess mitgestalten, nämlich den des Wandels einer Berufsakademie in die erste Duale Hochschule in Deutschland. Duale Hochschule, das besagt, dass hier im Rahmen eines Studiums Theorie und Praxis gleichermaßen vermittelt werden. Das Modell ist so erfolgreich, dass es viele Nachahmer gefunden hat. „Aber wir waren die Ersten, wir sind das Original“, sagt Bärbel Renner selbstbewusst.
In ihrem Arbeitsfeld, dem Medien- und Kommunikationsbereich, erarbeitet die Professorin mit ihren Studenten unter?anderem Marketingkonzepte für Unternehmen; immer wieder werden diese Konzepte auch in die Praxis übernommen. Hier kommt nun die „Professorin des Jahres“ ins Spiel. Der Titel wird unter den Fittichen der Hochschulzeitschrift Unicum von den Studenten jenen Professorinnen und Professoren zuerkannt, von denen sie nach ihrer Einschätzung am besten auf das Berufsleben vorbereitet werden. 2011 wurde diese Auszeichnung Bärbel Renner zuteil.

Die energiegeladene Geisteswissenschaftlerin beschränkt sich im Übrigen nicht nur auf ihre Lehrtätigkeit. Sie ist Mitglied des Vorstandes der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, ist zuständig für die Hochschulkommunikation und arbeitet in zahlreichen Jurys und Expertengruppen mit. Aber auch Literatur und Kunst lassen sie nach wie vor nicht los. So wirkt sie seit vielen Jahren in der Programm-Kommission der Stuttgarter Bücherwochen, sie ist im Förderverein des Theaters Lindenhof, im Förderverein Schwäbischer Dialekt e.?V. und in einem künstlerischen Beirat. Auch sucht sie bei ihren studentischen Projekten den Kontakt zur Literatur. Jüngst ließ sie ihre Studenten für die Calwer Hermann-Hesse-Stiftung eine neue Corporate Identity entwerfen mit neuem Logo und allem, was dazugehört. „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …“