Frankreichs Jugend ist mit dabei
Das Projekt des Länderausschusses Deutschland-Polen – das Jugendparlament – wurde um eine französische Fraktion erweitert
Was 2010 als bilaterales Jugendprojekt begann, um Deutsche und Polen miteinander ins Gespräch zu bringen, wächst um eine entscheidende Dimension: Auf der vierten Sitzung des Deutsch-Polnischen Nachbarschaftsparlament der Jugend – ein Rotary-Projekt des Länderausschusses Deutschland-Polen – wurde am vergangenen Wochenende eine französische Fraktion aufgenommen. Damit wollen die jungen Parlamentarier eine Idee wiederbeleben, die als „Weimarer Dreieck“ vor zwanzig Jahre eine wichtige Mittlerfunktion hatte: 1991 hatten die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Polens diese Initiative gegründet, um Polen die Integration in die Europäische Gemeinschaft zu erleichtern.
Zur inzwischen vierten Parlamentssitzung waren 90 Jugendliche zwischen 17 und 23 Jahren ins polnische Gdansk, das frühere Danzig, gekommen. Unter die Teilnehmer aus Deutschland, Polen und Frankreich mischten sich auch zwei Rotaracter aus dem russischen Verwaltungsbezirk Kaliningrad, früher Königsberg. Die meisten Parlamentarier sind Schüler, die zum Teil mit ihren Lehrern angereist waren. Aus Deutschland nahmen Schüler aus Hamburg, Kühlungsborn, Lübeck, Mölln und Rostock teil.
Die Parlamentssitzung im historischen Artushof war eingebettet in ein politisches Informationsprogramm, das sich ganz auf die Tagungsstadt bezog: Unter dem Motto „In Danzig fing alles an“ wurde herausgestellt, dass die alte Hansestadt im 20. Jahrhundert Ausgangspunkt zweier epochaler Ereignisse war: Hier begann mit der Beschießung der Westernplatte am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg. Und nicht weniger einschneidend: Hier setzten sich Anfang der 1980-er Jahre erstmals Arbeiter eines Mitgliedslandes des Warschauer Paktes im Streik gegen ihre Regierung durch. Daraus erwuchs die unabhängige Gewerkschaft Solidarno??, die den Erosionsprozess im Ostblock einleitete. Der Fall der Mauer in Berlin 1989 ist ohne diese Vorgeschichte nicht denkbar.
Diskussionsstoff genug für die 90 Jugendlichen, die mit Besuchen der Westernplatte und der Lenin-Werft sowie in Gesprächen mit Zeitzeugen wie der engen Vertrauten von Lech Wa??sa, Joanna Penson, und dem Schriftsteller Pawe? Huelle Geschichte hautnah nacherleben konnten.
Das Deutsch-Polnische Jugendparlament war 2010 im Rahmen des „Polnischen Sommers“ erstmals in Lübeck auf Initiative von Richard Pyritz, RC Ratzeburg-Alte Salzstraße, zusammengetreten. Weitere Sitzungen folgten 2011 in Szczecin (Stettin) und 2012 in Berlin. Zwischen den Parlamentssitzungen finden u.a. Seminare statt, das nächste im Frühjahr 2014 zum Thema „Grund- und Menschenrechte“ in O?wi?cim (Auschwitz).
Matthias Schütt ist selbständiger Journalist und Lektor. Von 1994 bis 2008 war er Mitglied der Redaktion des Rotary Magazins, die letzten sieben Jahre als verantwortlicher Redakteur. Seither ist er rotarischer Korrespondent des Rotary Magazins und seit 2006 außerdem Distriktberichterstatter für den Distrikt 1940.
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