Im Gespräch mit Wilma Heim
» Auch in Evanston gelten strenge Regeln «
Interview mit Dr. Wilma Heim, RC Gladbeck-Kirchhellen, die am 7. März zur Vorsitzenden des Distriktausschusses Datenschutz gewählt wurde. Die Diplom-Mathematikerin ist Unternehmensberaterin in Bottrop und war 2012/13 Governor im Distrikt 1870.
Welchen Arbeitsplan hat sich der neue Datenschutz-Ausschuss gegeben?
Wilma Heim: Unser Ziel ist es, ein Handbuch zum Datenschutz mit verbindlichen Regelungen für Clubs und Distrikte zu erarbeiten. Dabei wollen wir es den Clubs und Distrikten möglichst einfach machen und die Funktionsträger von möglichst viel zusätzlicher Arbeit freihalten.
Sie sind bereits mit den Rotary-internen und –externen Stellen in Verbindung, die Mitgliederdaten verarbeiten. Wo sind die größten Baustellen?
Die Schnittstellen sind weitgehend geklärt oder kurz vor der Klärung. Alle notwendigen technischen Maßnahmen kann der Ausschuss geordnet abarbeiten. Das dauert etwas, ist aber viel Routine. Problematisch ist, und das gilt nicht nur für Rotary, der ganz normale rotarische Alltag. Das gesetzliche Regelwerk für den Datenschutz ist relativ unübersichtlich und, wie Sie es im Artikel formuliert haben, nicht immer mit dem „gesunden rotarischen Menschenverstand“ zu erfassen. Deshalb kommt es leicht zu Missverständnissen, solange der Datenschutz nicht Bestandteil der täglichen Routine geworden ist. Dafür sind dann wir als Distriktdatenschutzbeauftragte da: als Helfer nicht erst in der Not, sondern bei Fragen und Unklarheiten. Ich erkläre meinen Kunden immer wieder, ich habe lieber hundert einfache Fragen zu viel als eine wichtige Frage gar nicht oder zu spät.
Viele Clubs haben Partnerschaften in europäischen Nachbarländern. Gemäß der EU-Datenschutz-Richtlinie von 1995 dürften Mitgliederdaten dort so sicher sein wie hier. Richtig?
Das ist grundsätzlich richtig. Aber: Die EU-Datenschutzrichtlinie ist „nur“ eine Richtlinie und kein verbindliches Gesetz. Sie ist in den Mitgliedstaaten nicht einheitlich umgesetzt, außerdem ist die Auslegungspraxis unterschiedlich. Ergebnis ist ein europäischer Flickenteppich aus 28 unterschiedlichen Regelwerken. Was wir tatsächlich brauchen, sind europaweite Datenschutzregeln für das Internet-Zeitalter.
Die USA gelten einerseits als unsicher nach unserem Verständnis von Datenschutz, andererseits ist Rotary eine „amerikanische“ Organisation. Wie lässt sich dieser Zwiespalt überwinden?
Dazu muss man erst einmal klarstellen, dass keine sensiblen Daten heimlich an Evanston weitergegeben werden. Rotary ist ein weltweites Netzwerk und jeder Rotary Club ist Mitglied von RI. Damit gehört auch jedes Clubmitglied zu RI. Das wissen wir alle und sind in der Regel auch stolz darauf, diesem Netzwerk anzugehören. Aufgrund dieser Mitgliedschaft ist der Datentransfer zulässig.
RI erhält von jedem Mitglied bei Aufnahme in einen Club Name, Postanschrift sowie E-Mail-Adresse. Was als Postanschrift gemeldet wird, entscheidet das Clubmitglied selbst und gibt damit seine Zustimmung. Wir werden in Zukunft hierauf aber noch deutlicher hinweisen und vor allem bei den Zugangsregelungen in RO.CAS einige ändern und ergänzen. Bei RI selbst ist ein angemessenes Datenschutzniveau sichergestellt. Es gelten auch dort strenge Regeln für den Umgang mit personenbezogenen Daten.
Die Fragen stellte Matthias Schütt.
Matthias Schütt ist selbständiger Journalist und Lektor. Von 1994 bis 2008 war er Mitglied der Redaktion des Rotary Magazins, die letzten sieben Jahre als verantwortlicher Redakteur. Seither ist er rotarischer Korrespondent des Rotary Magazins und seit 2006 außerdem Distriktberichterstatter für den Distrikt 1940.
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