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Aktuell

Botschafter des Friedens

Aktuell - Botschafter des Friedens
Chefredakteur Björn Lange im Gespräch mit RI-Präsidentin Stephanie Urchick © Kim Widlicki, RI Zürich (zwei Fotos)

RI-Präsidentin Stephanie Urchick ist in diesen Tagen Gastgeberin der Presidential Peace Conference im verschneiten Istanbul. Frieden ist für Rotary ein dringendes Anliegen in einer Welt, die derzeit von Konflikten gezeichnet ist, sagt sie. Aber Rotary werde in politischen Konflikten nie Stellung beziehen, versichert sie im Interview.

Björn Lange21.02.2025

Stephanie, diese „Presidential Peace Conference“ war sehr schnell ausgebucht. Mehr als 1000 Rotarier aus 88 Ländern sind nach Istanbul gekommen, um über den Frieden zu sprechen. Ich habe den Eindruck, dass das Interesse an diesem Friedensthema in der gesamten rotarischen Welt wächst. Würden Sie dem zustimmen? Und woher kommt dieses Interesse?

Ja, ich stimme zu, und es kommt daher, dass Rotarier sich den Auftrag von Rotary und die Vision von Rotary zu Herzen nehmen. Gemeinsam werden wir aktiv, um Veränderungen zu schaffen, dauerhafte Veränderungen. Das ist es, was unsere sieben Schwerpunktbereiche tun: Sie schaffen die notwendigen Elemente, damit Frieden entstehen kann. 

Rotary kann leider keine Kriege beenden. Aber was kann Rotary an der Basis und auf kommunaler Ebene tun, um Frieden zu schaffen?

Wenn zum Beispiel Menschen kein sauberes Wasser haben, sind Rotarier diejenigen, die ihnen Trinkwasser geben. Wenn Kinder von Krankheiten wie Polio bedroht sind, gehen die Rotarier hin und impfen sie. Wenn Menschen keine angemessene Schulbildung haben, sind Rotarier diejenigen, die Schulen bauen, Schulen ausstatten und Wege finden, Menschen zu unterrichten. Rotarier haben also die DNA zu sagen: Lasst uns die Welt in jedem einzelnen unserer Schwerpunktbereiche besser machen. Und sie alle tragen zu unseren friedensfördernden Aktivitäten bei. Deshalb ist das Interesse an dieser Veranstaltung so groß, besonders in dieser Zeit, in der es so viele polarisierende Ereignisse in der Welt gibt. Rotary möchte Menschen zusammenbringen.

Können Sie mir einige weitere Beispiele für die konkrete Arbeit von Rotary auf lokaler Ebene nennen?

Wir haben so viele Rotary-Programme, die dazu beitragen, das notwendige Umfeld zu schaffen, damit Frieden gedeihen kann. Wir bekämpfen Diskriminierung, wir bekämpfen Armut. Das Programm, über das ich gerne spreche, ist unser Rotary Peace Fellowship Program. Dabei geht es um unsere Rotary Peace Centers. Und gerade jetzt, hier in Istanbul, feiern wir die erste Gruppe von Studenten, die die Bahcesehir University in unserem neuen Friedenszentrum besuchen. Wenn diese jungen Leute ihren Abschluss machen, sind sie mit den Fähigkeiten und dem Wissen zur Konfliktlösung und in anderen Bereichen sehr gut ausgestattet. Dann kehren sie in ihre Gemeinden zurück und tragen zur Entwicklung des Friedens bei.

Rotary ist ein globales Netzwerk von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kulturen und Berufe, die durch ein gemeinsames Engagement für den Dienst am Nächsten und den Frieden vereint sind. Was kann Rotary also auf einer größeren Ebene tun, vielleicht sogar in bestehende Konflikte eingreifen?

Nein, das wird Rotary niemals tun. Rotary ist nicht in der Lage, einen Krieg zu beenden oder eine Geiselbefreiung auszuhandeln. Unsere Mission ist vielmehr, an Orte zu gehen und Konflikte zu verhindern.

Rotary überzeugt also die Menschen, keine Waffen zu kaufen?

Wir beziehen keine Stellung zu politischen Konflikten. Wir schaffen die Voraussetzungen für Frieden. 

Lassen Sie uns über den Rotary-Jugendaustausch sprechen.

Ein weiteres fantastisches Programm. Sie schicken entweder einen Schüler ins Ausland oder bringen einen in Ihre Heimat. Diese jungen Menschen werden zu Botschaftern des Friedens, denn sie repräsentieren ihre Kultur, ihr Land, ihre Sprache. Aber sie interagieren auch mit anderen Schülern, Fakultätsmitgliedern und Lehrern. Sie sind die Brückenbauer von morgen. Das ist ein starkes Friedensprogramm, ja!

Sie haben gerade erwähnt, dass Rotary niemals zu Konflikten Stellung beziehen wird. Aber was den Ukraine-Krieg angeht: Die USA und Russland, Trump und Putin verhandeln über die Bedingungen des Friedens – ohne die Ukraine und ohne Europa. Wenn Rotary sich mehr und mehr in Friedensfragen engagiert, sollte es dann nicht auch Stellung beziehen und eine Erklärung dazu aussenden?

Nein, wir werden niemals ein politisches oder religiöses Statement abgeben. Unser Auftrag basiert auf humanitären Bedürfnissen. Alle Maßnahmen, die wir ergreifen, beruhen auf unserer Rolle als Nichtregierungsorganisation: Wir gehen dorthin und leisten humanitäre Arbeit.

Björn Lange
Björn Lange arbeitete seit April 2019 zunächst als stellvertretender Chefredakteur des Magazins im Rotary Verlag. Seit Juli 2020 ist er Chefredakteur des Rotary Magazins. Zuvor war er unter anderem Redaktionsleiter des Pressedienstleisters Rheinland Presse Service in Bonn und des B2B-Wirtschaftsmagazins inside B in Offenburg.