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Botschafter des Friedens

RI-Präsidentin Stephanie Urchick war die Gastgeberin der Presidential Peace Conference im verschneiten Istanbul. Frieden ist für Rotary ein dringendes Anliegen in einer Welt, die von Konflikten geprägt ist, sagt sie. Auch wenn Rotary in politischen Fragen keine Stellung bezieht, sei es eine Aufgabe für Rotary, die Ursachen von Konflikten durch Serviceprojekte, zwischenmenschliche Kontakte und die Unterstützung von Friedensstipendien anzugehen.
Stephanie, diese Presidential Peace Conference füllte sich sehr schnell und war bald ausverkauft. Mehr als 1000 Rotarier aus 88 Ländern kamen nach Istanbul, um über Frieden zu sprechen. Ich habe den Eindruck, dass das Interesse an diesem Friedensthema in der ganzen rotarischen Welt wächst. Würden Sie dem zustimmen? Und woher kommt dieses Interesse?
Ja, ich stimme zu, und es kommt von Rotariern, die sich den Auftrag von Rotary und die Vision von Rotary zu Herzen nehmen. Gemeinsam werden wir aktiv, um Veränderungen zu schaffen, dauerhafte Veränderungen. Das ist es, was unsere sieben Schwerpunktbereiche tun: Sie schaffen die notwendigen Elemente, damit Frieden entstehen kann. Leider kann Rotary keine Kriege beenden. Aber wenn die Menschen zum Beispiel kein sauberes Wasser haben, sind es die Rotarier, die sie mit Trinkwasser versorgen. Wenn Kinder von Krankheiten wie Polio bedroht sind, gehen Rotarier hin und impfen sie. Wenn Menschen keine angemessene Bildung haben, sind es Rotarier, die die Schulen bauen, Schulen ausstatten und Wege finden, Menschen zu unterrichten. Rotarier haben also die DNA, um zu sagen: Lasst uns die Welt in jedem unserer Schwerpunktbereiche besser machen. Und sie alle tragen zu unseren friedensstiftenden Aktivitäten bei. Deshalb gibt es so viel Interesse an dieser Veranstaltung, besonders in dieser Zeit, in der es so viele polarisierende Ereignisse in der Welt gibt. Rotary will die Menschen zusammenbringen.
Können Sie mir Beispiele für die konkrete Arbeit von Rotary auf lokaler Ebene nennen?
Wir haben so viele Rotary-Programme, die dazu beitragen, das nötige Umfeld zu schaffen, damit Frieden gedeihen kann. Wir bekämpfen Diskriminierung, wir bekämpfen Armut. Das Programm, über das ich gerne spreche, ist unser Rotary-Peace-Fellowship-Programm. Es geht um unsere Rotary Peace Centers. Und gerade jetzt, hier in Istanbul, feiern wir die erste Gruppe von Studenten, die an der Bahçeşehir-Universität in unserem neuen Friedenszentrum ihre Ausbildung begonnen hat. Wenn diese jungen Leute ihren Abschluss machen, werden sie sehr gut gerüstet sein mit den Fähigkeiten und dem Wissen zur Konfliktlösung und in anderen Bereichen. Sie kehren dann in ihre Gemeinden zurück und tragen zur Entwicklung des Friedens bei.
Rotary ist ein globales Netzwerk von Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund, Kulturen und Berufen, die durch ein gemeinsames Engagement für den Dienst am Nächsten und den Frieden vereint sind. Was also kann Rotary auf einer größeren Ebene tun, vielleicht sogar in bestehende Konflikte eingreifen?

Auch wenn Rotary nicht in der Lage ist, einen Krieg zu beenden oder eine Geiselbefreiung auszuhandeln, so können wir doch Konflikte verhindern, indem wir einige der zugrundeliegenden Ursachen von Konflikten, wie Armut, mangelnde Bildung und kulturelle Missverständnisse angehen. Wir schaffen die Voraussetzungen für den Frieden.
Lassen Sie uns über den Rotary-Jugendaustausch sprechen.
Ein weiteres fantastisches Programm. Man schickt einen Schüler ins Ausland oder holt ihn in sein Heimatland. Diese jungen Menschen werden zu Botschaftern des Friedens, denn sie vertreten ihre Kultur, ihr Land, ihre Sprache. Aber sie interagieren auch mit anderen Schülern,Fakultätsmitgliedern und Lehrern. Sie sind die Brückenbauer von morgen. Dies ist ein starkesFriedensprogramm, ja
Sie haben gerade erwähnt, dass Rotary keine Stellung zu Konflikten beziehen wird. Aber schauen Sie auf den Ukraine-Krieg: Die USA und Russland, Trump und Putin verhandeln die Friedensbedingungen – ohne die Ukraine und ohne Europa. Wenn Rotary sich mehr und mehr in Friedensfragen engagiert, sollte es dann nicht auch Stellung beziehen und ein Statement abgeben?
Wir sind besorgt über den eskalierenden Verlust von Menschenleben und die humanitäre Not dort. Während wir alle Seiten zu einem Dialog für den Frieden aufrufen, ist es unsere Aufgabe, Hilfe bei der Bewältigung der humanitären Krise in der Ukraine zu leisten. Unsere Spenden kommen humanitären Zwecken zugute. Alle Aktionen, die wir durchführen, basieren auf unserer Rolle als Nichtregierungsorganisation: Wir gehen ins Krisengebiet und leisten humanitäre Arbeit.

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