Im Fokus: Gelungene Integration
Mareis Märchen
Nach Deutschland solle er gehen, hatte sein Vater ihm gesagt, und Marei lief los.
Der junge Syrer floh aus Aleppo, floh vor Assads Truppen und vor den Rebellen, die ihn beide gern als Kämpfer gehabt hätten. Über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich kam er im Oktober 2015 mit 17 Jahren in Deutschland an. In Dortmund wurde Marei Aljasem registriert, drei Tage später nach Essen geschickt und drei Wochen später nach Köln. Er landete in einer Kölner Sporthalle, in der er wieder das erlebte, was er aus Syrien und von der langen Reise kannte: Destruktivität und Gewalt.
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Marei beschloss, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, schrieb Wohnungsgesuche auf Zettel und hängte sie in Supermarktfilialen auf – ohne Erfolg. Über Facebook lernte er eine Dame in Köln-Ehrenfeld kennen, die ihm für ein halbes Jahr das Zimmer ihrer Tochter zur Verfügung stellte. Dann suchte Marei wieder über Facebook, bekam 800 Likes und 300 Kommentare, aber keine Wohnung.
Bis hierher ist die Geschichte von Marei Aljasem die Geschichte vieler Flüchtlinge, doch dann trat Volker von Courbière vom RC Köln-Bonn-Millennium in sein Leben. Über einen Artikel in der Bild-Zeitung war von Courbière auf das Schicksal des jungen Syrers aufmerksam geworden und schrieb ihn über Facebook an. Sie trafen sich, verstanden sich auf Anhieb gut und von Courbière quartierte Marei in einem Mehrfamilienhaus in Köln-Ehrenfeld ein, das er erst im Jahr zuvor erworben hatte. Und dort lebt Marei in seiner kleinen Wohnung bis heute, als Freund und Quasi-Adoptivsohn von Volker von Courbière, doch ist aus dem jungen Marei längst der 23-jährige Herr Aljasem geworden, der in Kürze seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker im Porsche-Zentrum Köln abschließen wird.
Aljasem ist angekommen in Deutschland, hat deutsche und arabische Freunde, ist verlobt, möchte seine Leidenschaft für schöne Autos weiter ausleben und im Sommer in den Verkauf und Vertrieb wechseln. Marei Aljasem spricht beinahe fließend Deutsch, hat die deutsche Kultur aufgesaugt, kann guten von schlechtem Wein unterscheiden, nimmt wie selbstverständlich an rotarischen Meetings und Clubreisen teil und hat auf diese Weise in Samnaun Snowboardfahren gelernt. An Deutschland stört ihn eigentlich nur das Wetter. Den Integrationstest hat er jedenfalls mit voller Punktzahl bestanden. Nun hofft er, dass er im Herbst 2022 eingebürgert wird.
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