Rotary aktuell
Vermittler zwischen den rotarischen Kulturen
Ein Ausschuss des Deutschen Governorrates bemüht sich um die Förderung von Rotaract und Interact im rotarischen Club- und Distriktleben. Im Interview erzählt die Ausschuss-Beauftragte Susanne Jork von ihrer Aufgabe.
Man sagt den Rotaractern eine besondere Dynamik nach. Gibt es also ein Rotary der zwei Geschwindigkeiten? Bringt dies vielleicht oft auch Unruhe in die Rotary Clubs?
Ja, die Dynamik der Projekte und die vielen Ideen und Aktionen bewirken beim einen oder anderen Rotarier eine regelrechte Schockstarre. Denn ein wesentlicher Unterschied liegt in der Geschwindigkeit der Arbeit von Rotaract gepaart mit dem Bewusstsein, dass die Mitgliedschaft zeitlich begrenzt ist. Die Rotarier gestalten Abläufe oft viel langfristiger nach ihrer Lebens- und Berufsplanung. Ein Zeitvorlauf von zwei bis drei Jahren vor dem Präsidenten- oder Governoramt ist keine Seltenheit. Das ist bei Rotaract so nicht möglich, denn oft ist fraglich, in welcher Stadt oder welchem Land man nächstes Jahr studiert oder arbeitet. Ich habe sehr engagierte Rotaracter erlebt, die auch während ihres Amtsjahres mal eben zu einer Sitzung aus Rom, Dublin oder Prag angereist sind. Gerade aber diese beiden unterschiedlichen Herangehensweisen führen auch zu vielen Missverständnissen und Unklarheiten. Hier ist es meine Aufgabe, mehr Transparenz zu schaffen und für Verständnis zu werben.
Inwiefern trägt der DGR-Ausschuss "Rotaract und Interact" konkret zum gegenseitigen Verständnis bei?
Als Beauftragte des DGR bin ich festes Mitglied im Rotaract Deutschland Komittee (RDK), Herausgeberin der rotaract NEWS sowie aller Broschüren zu Rotaract und Interact. Das hält mich immer auf dem aktuellsten Stand, was Ideen, Projekte und Probleme angeht. Jedoch auch mit dem Blickwinkel von Rotary. Gibt es im DGR Fragen oder Informationsbedarf zu Rotaract, kann ich weiterhelfen.
Wie arbeitet der DGR mit dem RDK zusammen?
Der Vorsitzende des RDK wird zu Sitzungen des DGRs eingeladen. Beim RDK sind Rotarier immer gern gesehene Gäste, insbesondere zukünftige Amtsträger und natürlich die jeweiligen Distriktverantwortlichen. Dies dient einerseits zum Informationsaustausch und dem gegenseitigen Kennenlernen. Andererseits gibt es auch einen Einblick in die jeweilige Arbeitsweise der Gremien.
Kommen auch Rotaracter und Interacter proaktiv auf Sie zu?
Ja, des Öfteren. Manchmal mit konkreten Projektideen, manchmal nur, um sich einen Zuspruch oder Trost zu holen. Oft sind die Anfragen, bei denen ich versuche weiterzuhelfen, sehr speziell. Besonders bei schwierigen Club- oder Distriktkonstellationen werde ich um Rat gebeten.
Rotaract feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Ist das ein Ereignis zum Feiern oder des Antriebs?
Ganz klar beides! Rotaract ist in Deutschland inzwischen eine Erfolgsgeschichte. Rotaract Clubs haben sich organisiert und strukturiert und finden mit ihrer Organisation und Professionalität weltweite Beachtung. Ganz anders präsentiert sich dazu Interact, welches bereits seit 56 Jahren existiert und bei uns in Deutschland immer noch in den Säuglingsschuhen steckt. Es gibt einfach immer noch zu wenige Clubs.
Was muss sich Ihrer Meinung nach verändern?
Weiterhin noch viel am Bewusstsein und an der Wahrnehmung und Wertschätzung durch die Rotarier. Viele Rotarier verbringen ein jahrzehntelanges Clubleben, ohne je bewusst mit Rotaract oder Interact in Kontakt gekommen zu sein. Gerne mit der Rechtfertigung, kein Patenclub zu sein oder keinen örtlichen Rotaract Club zu haben. Somit erklären sie das Thema für erledigt.
Wieso sollten Rotarier einen Interact-Club gründen, wenn sie auch keinen Rotaract Club haben?
Viel zu lange Zeit wurden Interact nur als Vorstufe für Rotaract und die Mitglieder somit als zukünftig mögliche Rotarier gesehen. Dies ist jedoch meiner Ansicht nach viel zu kurz geschossen. Interact ist die Chance, ein gemeinsames Gemeindienst- und Jugenddienstprojekt lokal zu platzieren und mitzuerleben, Rotarys Image in der Öffentlichkeit zu multiplizieren und seinen Bekanntheitsgrad für neue Mitglieder jetzt und zukünftig zu steigern. Ein Interact Club kann nur durch einen Rotary Club gegründet und begleitet werden, was einerseits Einsatz erfordert, aber auch eine konstante Verbindung zu engagierten, interessierten Jugendlichen bietet.
Haben Sie Ideen, wie ein Rotary Club dabei vorgehen kann?
Suchen Sie den Kontakt zur Zielgruppe, den 13- bis 17-Jährigen, vielleicht durch die Bitte um Mithilfe bei einer Deckel-gegen-Polio-Aktion, oder motivieren Sie zur Teilnahme an der Doing-Good-Challenge. Diese beiden Aktionen sind gute Möglichkeiten, in Kontakt zu treten und erste Verbindungen zu knüpfen. Stellen Sie bei sich im Club die ersten Weichen, die Distriktbeauftragten und ich begleiten Sie dann gerne.
Ausschuss im Blickpunkt: Rotaract und Interact
Wer steht hinter dem Ausschuss "Rotaract und Interact"?
• Vorsitz und Sprecherin: Susanne Jork
• Beauftragte der Distrikte
Sparringspartner:
• Rotaract Deutschland Komitee
• Governors des DGR
Der Auftrag:
• Engagement als Schnittstelle und (Kultur-)Vermittler zwischen Rotariern, Rotaractern und Interactern
• Beratung und Information des DGR zu Ideen, Projekten und Neugründungen
• Mitwirkung und Bemühung um Stabilisierung, Kontinuität und Weiterentwicklung der Rotaract und Interact Clubs
Aktuelle Themen:
• Steigerung der Bekanntheit von Interact
• Ausbau der Interact und Rotaract Clubs
Wie können sich Cubmitglieder einbringen?
• Aufnahme eines aktiven Kontakts zu Jugendlichen, zum Beispiel durch Aktionen vor Ort
Kontakt zum Ausschuss:
Susanne Jork: susanne.jork@fruechte-jork.de
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