Rotary Aktuell
Wärme und Geborgenheit
Es sind Orte, an denen die Jüngsten unserer Gesellschaft tief durchatmen können, wenn es nötig wird. Orte, an denen sie Halt finden und Perspektiven für die Zukunft entwickeln können. Die Möglichkeiten der Unterstützung sind ebenso vielfältig wie die Möglichkeiten des Engagements von außen. Wir stellen sieben Rotary Clubs in Deutschland und Österreich vor, die sich für Kinder- und Jugendhäuser starkmachen.
Kindern und Jugendlichen mehr Raum geben
Das JUKI ist ein Platz, wo man seinen Kopf ausschalten kann und so sein darf, wie man ist. Ich bin hier glücklich.“ So bringt es Isabella, 16, aus der Stadt Salzburg auf den Punkt. JUKI steht für Jugend- und Kinderhaus in Liefering, einem dicht bewohnten Stadtteil der Mozartstadt. Hier leben Menschen aus vielen Nationen in oft kleinen Wohnungen – zwischen der viel befahrenen A1 Westautobahn und dem Messegelände. Das JUKI ist Salzburgs größtes Jugendzentrum – und untrennbar verbunden mit der Idee von Rotary.
Es waren engagierte rotarische Freunde des RC Salzburg-Residenz, die Ende der 1990er Jahre von einer Vision getrieben waren: ein Haus für Kinder und Jugendliche zu schaffen, das sich den Problemen des Stadtteils – Integration, prekäre Arbeitsverhältnisse, schlechte Wohnsituation – stellt. Ohne die großzügige Unterstützung von Trude Kaindl-Hönig, damalige Miteigentümerin der Salzburger Nachrichten (SN), der führenden Tageszeitung des Landes, wäre die Vision aber schwer umsetzbar gewesen. Sie animierte die SN-Leser zum Spenden und überzeugte die Politik von der Notwendigkeit des Zentrums. Spenden von vier Millionen Schilling (inflationsbereinigt heute rund 400.000 Euro) wurden gesammelt und das Zentrum 2001 eröffnet.
Seit damals besuchten mehr als 350.000 Kinder und Jugendliche das JUKI. Die Jüngsten von ihnen sind sechs Jahre alt, die ältesten kommen auch noch mit 18 gerne ins Zentrum, um zu „chillen“. Ein Team aus Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern kümmert sich um die Belange der Kids.
Die Palette reicht von der Unterstützung bei den Schulaufgaben bis zur Beratung über die richtige Lehrstelle. In der „Kinderküche“ lernt man, wie man aus regionalen Lebensmitteln köstliche Gerichte kocht. Vor dem Haus befindet sich der „Gemeinschaftsgarten“, der in Kooperation mit den Anwohnern betreut wird. Viermal im Jahr erscheint eine Kinderzeitung, alle zwei Monate gestalten die Kids vom JUKI ihre eigene Radiosendung. Es gibt eine „Fahrradwerkstatt“ und den „Spieleverleih“. Highlight ist ein Basketballplatz auf dem Dach des JUKI.
Und was macht Rotary? Frei nach dem Präsidentschaftsmotto von Shekhar Mehta engagieren wir uns, um das Leben unserer Schützlinge im JUKI zu verändern. Mitglieder des RC Salzburg-Residenz stellen den Vorstand des Trägervereins, dem das JUKI-Gebäude gehört und der für den sparsamen Einsatz der jährlichen öffentlichen Subventionen haftet. Zudem finanzieren die Rotarier die Sommerurlaube für die Kinder und Jugendlichen sowie die Aktion „Holz für Wärme“, die sich an jene wendet, die im Winter besonders unter den steigenden Energiepreisen leiden. Wir tun was – und wollen das noch lange tun!
Wolfgang Wörter, RC Salzburg-Residenz
Starkes Selbstvertrauen
Eine Kanu-Tour unternehmen, im Kletterpark ganz neue Perspektiven erleben, zum ersten Mal ein Museum besuchen oder gar mit Lamas wandern gehen: Solche und andere Aktivitäten des Herforder Bernhard-Heising-Hauses sind mithilfe des Rotary Clubs Herford möglich geworden. Seit 2017 läuft dort das Projekt „Starke Kinder – starke Zukunft“. Das Bernhard-Heising-Haus betreut etwa 100 Kinder und Jugendliche, die zum Teil nicht oder nicht dauerhaft bei ihren Familien leben können. Die Gründe dafür können ganz unterschiedlich sein: eine Erkrankung der Eltern etwa, belastende Lebensumstände oder einfach Überforderung. Auch Wohngruppen für geflüchtete Jugendliche gibt es dort. Bis zu 15.000 Euro beträgt das Budget, das der RC Herford der sozialpädagogischen Einrichtung pro Jahr zur Verfügung stellt. Den Grundstein für die Finanzierung legte der Club im Jubiläumsjahr 2017. Anlässlich einer Gala zum 50-jährigen Bestehen bat der Club bei den Teilnehmern um Spenden – und die wurden gerne gegeben. Ein namhafter fünfstelliger Betrag kam so zusammen und wird fortlaufend aus Clubmitteln aufgestockt.
Sich ausprobieren, dabei den eigenen Erfolg spüren und so das Selbstbewusstsein stärken – solche Erlebnisse sollen im Zuge des Projekts ermöglicht werden. Zuvor hatte das Bernhard-Heising-Haus dafür wenig Mittel – in der öffentlichen Jugendhilfe sind solche individuellen Aktivitäten nur sehr eingeschränkt möglich. Entscheidend für das Team des Hauses ist, dass die Unterstützung bei Bedarf sofort zur Verfügung steht. Was nutzt es, wenn öffentliche Mittel für Nachhilfeunterricht erst nach einem längeren Antragsverfahren genehmigt werden, die Fünf in Mathe aber sofort verhindert werden muss? Neben diesen individuellen Hilfen steht vor allem die soziale und emotionale Förderung im Mittelpunkt. „Ziel ist es, die Jugendlichen zu stärken und ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in die Selbstwirksamkeit zu unterstützen“, sagt Birgit Burghoff, die stellvertretende pädagogische Leiterin.
Als sehr erfolgreich haben sich unter anderem die Lama-Wanderungen herausgestellt, die in der Nähe von Herford möglich sind und sich an die Bewohnerinnen der Mädchenwohngruppe richten. Besondere Berücksichtigung finden hier Mädchen und junge Frauen, die Opfer von körperlicher und/oder seelischer Gewalt wurden.
Andreas Kolesch, RC Herford
Vergessene Geschwister? Nicht in Trier!
Kinderhäuser haben viele Facetten: Wenn Kinder von einer Krebserkrankung oder von anderen schweren Gesundheitsbeeinträchtigungen betroffen sind, ist die Lage immer besonders dramatisch. Alles Augenmerk liegt auf bestmöglicher Therapie, und die Belastung für die kleinen Patienten und ihre Eltern ist enorm. Die oft gesunden Geschwisterkinder stehen nicht so sehr im Fokus, leiden aber auch. Sie stellen Fragen nach dem Warum oder nach der Fairness des Lebens. Sie leiden unter reduzierter Aufmerksamkeit für ihre eigenen Sorgen in Anbetracht der Krankheit von Bruder oder Schwester. Sie leben mit gestressten Eltern und kranken Geschwistern und fühlen sich hilflos. Und sie müssen mit der Situation oft über Jahre und ohne fachlich qualifizierte Unterstützung klarkommen.
Um solchen Geschwisterkindern Unterstützung zu geben, haben der Rotary Club Trier und der Distrikt 1810 das Geschwisterprojekt der gemeinnützigen Villa Kunterbunt e. V. in Trier durch einen District Grant unterstützt. Nachdem sich die Spendenbereitschaft des Großraums im Jahre 2021 stark auf die Flutopfer beschränkte, war diese Unterstützung dringend erforderlich, um 15 Kindern an drei Samstagen einen kurzen Ausflug in eine heile Welt unter fachlicher Betreuung zu bieten.
Wichtig war dabei die Unterstützung durch Physiotherapeuten, Psychotherapeuten und Ergotherapeuten, um die individuelle Situation der Kinder zu besprechen. Wichtig war ebenfalls der Spaß mit Gleichaltrigen auf dem Bauernhof oder an der Kletterwand sowie die Erkenntnis, mit der schwierigen Situation nicht allein zu sein. Der Austausch und das gemeinsame Erleben fröhlicher Stunden dient den Teilnehmern als Lichtblick in einem von Krankheit, Stress und psychologischen Problemen geprägten Alltag.
Der Erfolg der Aktion lässt sich am leichtesten an der Rückmeldung der Kinder messen, die sich nicht nur in strahlenden Augen und begeisterter Teilnahme an den verschiedenen Aktionen äußert, sondern auch im Aufbau von Vertrauen zu anderen Kindern und Betreuern.
Dieses Vertrauen und die vielen Gespräche haben die Geschwisterkinder nach jedem Tagesausflug gefestigt in ihre Familien zurückkehren lassen.
Stephan Lechner, RC Trier
Spielen, lernen, leben
Der Gemeindienst des RC Meschede-Warstein hat den stärksten Einfluss in der Außenwahrnehmung für das rotarische Engagement des Clubs. Dabei liegt der Fokus darin, Projekte zielgerichtet und nachhaltig zu begleiten. Ein Leuchtturm-Projekt ist der seit 2008 etablierte „aki – offener Treff und Abenteuerspielplatz“ für Kinder und Jugendliche in Meschede.
2006 stellte der damalige Leiter des aki die Anfrage an den RC Meschede-Warstein, ob sich der Club an der Umgestaltung eines Bolzplatzes zu einem vielfältig nutzbaren Sportfeld beteiligen würde. Hintergründe und Zielsetzungen sprachen den Club sofort an. Als Architekt brachte der amtierende Präsident 2006/07 das Projekt umgehend zu Papier. Die Umsetzung wurde begleitet durch viele Spendenaktionen, wie unter anderem durch rotarische Freunde organisierte Benefizkonzerte. Die Spendenbereitschaft war enorm und füllte die Projektkasse. Rotary definiert sich nicht nur durch Hilfs- und Spendenbereitschaft, sondern auch wesentlich über Freundschaft. Der damals frisch gegründete Rotaract Club wurde in das Projekt mit einbezogen, sodass rotarisch von Jung und Alt tatkräftig angepackt wurde. Gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen bildeten die nachfolgenden Samstage die Highlights für alle Beteiligten. Gemeinsames Hands-on, in Form von Baumrodung, Schüppen, Hacken, Planieren, Auf- und Abbauen, Pflanzen et cetera, hinterließ einen bleibenden Zusammenhalt und Freundschaften.
Am 27. August 2008 wurde das Projekt fertiggestellt und feierlich übergeben. Ein besonderer und nachhaltiger Aspekt wurde auf Anregung der Kinder und Jugendlichen zum festen Bestandteil: der jährliche „Rotary-Cup“. Dieses Fußball-Event verbindet bis heute und ist sowohl im Rotary- wie auch im aki-Kalender fest verankert. Ausgespielt wird der Pokal zwischen den Mannschaften „aki“ und „Rotary“ (Rotarier mit ihren Kindern) sowie der „Torfabrik“ (Behindertenfußball) und „Meschede United 1+2“.
Der RC Meschede-Warstein begleitet und unterstützt das Engagement des aki nunmehr seit 16 Jahren. Immer wieder werden Hands-on-Maßnahmen durch den Club angegangen, vom Bau einer Holzbrücke auf dem Gelände bis hin zu Pflegemaßnahmen – Rotarier treffen sich regelmäßig und unterstützen die wertvolle Arbeit des aki unter der Leitung von Peter Ogrodowski unter Führung der Diakonie Ruhr-Hellweg.
Seit 2008 haben 145.930 Kinder und Jugendliche den aki besucht. Täglich kommen bis zu 50 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs und 14 Jahren und ein Helferteam im Alter von acht bis 30 Jahren zusammen. 16 Nationen sind dort zu Hause beim gemeinsamen Spielen, Lernen und Leben.
Erich Jürgens, RC Meschede-Warstein
Casablanca – Gemeinsam finden wir einen Weg!
Gemeinsam finden wir einen Weg!“ – das ist das Leitmotiv von Casablanca, der gemeinnützigen Gesellschaft für innovative Jugendhilfe und soziale Dienste in Berlin. Ganz in diesem Sinne einen gemeinsamen Weg gefunden haben zahlreiche Clubs der rotarischen Familie Berlins mit dem Kinderwohnprojekt des Jugendhilfeträgers im Norden der Stadt (KiWo). In mehreren Gruppen sind dort Kinder und Jugendliche zwischen null und 18 Jahren untergebracht, die aus ihren Familien in Krisensituationen herausgenommen wurden, weil für sie ein Leben dort derzeit nicht möglich ist.
Seit nunmehr 20 Jahren engagiert sich die rotarische Familie stark für das Projekt. Pionier war 2002 der Rotaract Club Berlin. Im Jahr darauf stieg der Rotary Club Berlin-Gendarmenmarkt ein. Und dann wurden es immer mehr Clubs, wie zum Beispiel Berlin, Berlin-Humboldt, Berlin-Schloss-Köpenick, Berlin-Potsdamer Platz, und zuletzt sogar der gerade erst gegründete Interact Club Berlin.
Diesen Sommer kann der Rotaract Club Berlin auf exakt 20 Jahre Engagement für die Casablanca-Kids blicken: Alles begann am 23. Juli 2002 bei einem Grillabend. Das Engagement reicht von Ferienwochen mit täglichen Spiel-, Spaß- und Lernangeboten vom Rotary Club Berlin-Schloss-Köpenick über einen Zoobesuch mit dem erst seit 2021 bestehenden Interact Club Berlin bis hin zu Oster-, Weihnachts- oder St.-Martins-Aktionen, Plätzchenbacken, Laternenbasteln oder Lagerfeuer mit Stockbrotbacken des Rotaract Clubs Berlin. Und als Höhepunkt einmal im Jahr eine KiWo-Wochenendfahrt. Ebenfalls ein Langläufer: Der Rotary Club Berlin-Potsdamer Platz beschert die Kinder mit individuell ausgewählten Weihnachtsgeschenken. Handwerklich aktiv wurden der Rotary Club Berlin-Humboldt, der ein Spiel- und Kletterhaus baute, und der Rotary Club Berlin-Gendarmenmarkt, der zu Coronazeiten mit den Kindern ein Hochbeet anlegte und bepflanzte.
Ein ganz besonderes rotarisches Engagement spiegelt sich in der Casa Familia in der Ostprignitz. Aus dem Nachlass von Gerhard Elsner, einem Rotarier aus Berlin, finanzierten seine Erben ein Ferien- und Wochenenddomizil für Stadtkinder. Im August 2017 reisten die ersten Casablanca-Wohngruppen nach Kagar bei Rheinsberg, um im idyllischen Landhaus am See zu spielen, zu schwimmen, zu paddeln, zu gärtnern oder zu lernen – und vor allem um Abwechslung zum Stadtleben zu finden. Auf einem Grundstück mit 3770 Quadratmetern Fläche stehen ein Haupthaus, ein Seminarpavillon und vier Ferienhäuser. Sie bieten Platz für rund 30 Kinder und Jugendliche mit ihren Betreuern, die dort Wochenenden oder Ferien verbringen können. Um dieses Refugium gegen eine geringe Pacht Casablanca zur Verfügung zu stellen, wurde eine Stiftung gegründet.
So schließt sich der Kreis – von einem Grillabend bis zu einem Lagerfeuer am Seeufer in Kagar.
Birgit Weichmann, RC Berlin-Gendarmenmarkt
Zweite Heimat Haus 7
Das Haus 7 mit seinem offenen Jugendtreff ist für Kinder und Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund eine der wichtigsten Anlaufstellen in Celle. Täglich nutzen bis zu 60 Besucher das Angebot, sei es einfach nur, um Freunde zu treffen oder ganz gezielt wegen der täglich wechselnden Angebote. Es wird gemeinsam Fußball gespielt, es gibt Yu-Gi-Oh-Turniere, aber auch ganz klassische Angebote wie Billard, Tischfußball oder Gesellschaftsspiele.
Insbesondere als digitaler Leuchtturm konnte sich der Jugendtreff bundesweit einen Namen machen. Dank der Unterstützung durch Rotary wurde die gesamte Infrastruktur des Hauses digitalisiert: Es gibt einen Computerraum mit sechs modernen PC-Arbeitsplätzen, Server-Struktur, Möglichkeiten zum Drucken und Scannen. Es existiert ein Digital-3-D- und Virtual-Reality-Labor für Jugendprojekte, pädagogisch begleitetes Computer- und Konsolenspiel und eine großzügige Ausstattung mit Tablet-PCs für Besucher. Die Jugendlichen kommen oft aus bildungsfernen Milieus, und die Ausstattung bietet ihnen neue Anreize zur Wissensvermittlung. Durch die Ausstattung war es auch möglich, unmittelbar auf die mit den Coronamaßnahmen einhergehenden Beschränkungen in der Jugendarbeit zu reagieren. Die aufsuchende Jugendarbeit und die Jugendberatung konnten dank der Rotary-Unterstützung und in Kooperation mit der Deutschen Telekom Stiftung sofort auf online umgestellt werden. Die Erkenntnisse hat das pädagogische Team auf bundesweiten Fachkongressen und auf zwei eigenen, selbst organisierten Fachtagen für digitale Jugendarbeit in Celle vorgestellt.
Die Arbeit im Haus 7 basiert auf einem systemisch-pädagogischen Ansatz, alle Mitarbeiter haben neben ihrer pädagogischen auch eine systemische Ausbildung. Außerdem halten zwei Teammitglieder regelmäßig im Rahmen einer Kooperation mit dem Landespräventionsrat Niedersachsen und der Universität Jena Vorträge über Prävention. Viele Jugendliche, die das Haus nutzen, kommen aus schwierigen sozialen Verhältnissen. Sie erleben oft zum ersten Mal, was es heißt, mitzugestalten oder wertschätzend behandelt zu werden. „Haus 7 ist für mich wie ein zweites Zuhause“, sagt Stammbesucher Marcus. Dies spiegelt sich auch in der aktiven Mädchenarbeit wider, die im Haus geleistet wird. Hier erhalten schutzbedürftige Mädchen einen sicheren Raum.
„Diese professionelle Förderung der Jugendlichen und der Erfolg des Jugendtreffs sind sehr beeindruckend, deshalb werden wir es auch zukünftig fördern“, sagt Werner von der Ohe, Vorsitzender des Gemeindienstes des RC Celle.
Kai Thomsen, RC Celle
Ein Ort der Geborgenheit
Kinder brauchen zugewandte, liebevolle Erwachsene, die ihnen helfen zu wachsen. Sie haben ein Recht auf Förderung und Erziehung, auf einen sicheren Platz, von dem aus sie lernen, die Welt, in der sie leben, und sich selbst zu verstehen. Sie brauchen Achtung und Anteilnahme für sich und ihre Eltern und Schutz vor Gewalt und Entfremdung, um eines Tages ihren eigenen Weg gehen zu können.“ (Gertraud Timm, Gründerin des Heilpädagogischen Kinderheims Bensberg)
Der RC Köln-Kastell unterstützt seit über zehn Jahren das Heilpädagogische Kinderheim in Bensberg. Das Kinderheim arbeitet nach dem Grundgedanken ihrer Gründerin mit einem Team von Fachkräften daran, ein „therapeutisches Milieu“ zu schaffen, in dem die Kinder sich angenommen und sicher fühlen, wo sie lernen, sich mitzuteilen und ihre Fähigkeiten so zu entfalten, dass ihnen die Integration in die Gesellschaft erleichtert und möglich wird. Zusätzlich wird eine psychotherapeutische Begleitung der Kinder sowie intensive Arbeit mit den Eltern ins Konzept integriert.
Der RC Köln-Kastell unterstützt das Kinderheim nicht nur mit finanziellen Mitteln, sondern auch durch Hands-on-Aktionen. Hierfür schmeißen sich die Clubfreunde beispielsweise in ihre Arbeitskleidung und nehmen die Harken bei der Gartenarbeit in die Hand. Daneben wuseln die Kinder herum, die im Kinderheim ihr Zuhause haben, und helfen mit. Die Freunde reißen Unkraut heraus, schneiden Sträucher zurück, aber unterhalten sich bei der Arbeit auch mit den Kindern und dem Erwachsenenteam des Hauses. Es ist eine gelungene und natürliche Art der Nähe. Sie werden sogar verköstigt nach getaner Arbeit. Dies bringt ihnen die heimelige Atmosphäre des Gebäudekomplexes nahe, aber auch sie als Club sitzen – zumindest vor der Pandemie – eng beisammen, essen und erzählen in einer gemeinschaftlichen Atmosphäre. Eine weitere Aktion findet in der ersten Dezemberwoche statt – zum Nikolaus. Die Rotarier werden nicht nur verköstigt, sondern dürfen dann noch an der Nikolausfeier teilnehmen. Es wird gesungen, die Kinder lesen vor und führen auf, es fehlt nicht an leckeren Plätzchen und warmen Getränken. Das alles in liebevoller Gänsehautatmosphäre, denn es geht einem nah, wenn mit so viel Liebe zum Detail ein Fest gestaltet wird. Die Rotarier des RC Köln-Kastell sorgen dann auch dafür, dass der Wunschzettel der Kinder den Nikolaus erreicht und jeder seine Nikolaustasche mit individuellem Geschenk, Schokolade und Mandarinen bekommt. Ein Freund sagte nach der letzten Aktion: „Ich habe mich selten so erfüllt gefühlt.“
Durch die finanzielle Unterstützung des Clubs konnten zum Beispiel schon zum zweiten Mal ein Auto mitfinanziert, die Kinderzimmer mit neuen Möbeln bestückt, die Renovierung des Therapiehauses realisiert und die Erstellung eines Fahrradschuppens verwirklicht werden.
Montserrat Düppers, RC Köln-Kastell
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