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Kulturtipps für Litauen

Wichtige Adressen für Literaturfreunde und Historiker

Kulturtipps für Litauen - Wichtige Adressen für Literaturfreunde und Historiker

Kulturell hat Litauen viel zu bieten, auch historisch ist das Land sehr interessant. Hier ein paar lohnende Ausflugsziele.

Björn Lange01.07.2021

Vydūno muziejus, Kintai (Kinten)

In Kintai (Kinten) gibt es als Zweigstelle des Šilutė-Museum in der ehemaligen Schule ein Wilhelm Storost (litauisch: Vilius Storosta) Museum.

Wilhelm Storost, der sich er sich selber Vydūnas nannte, war ein ostpreußisch-litauischer Lehrer, Dichter, Philosoph und Verleger. Den Litauern gilt er als „Gandhi“ des Baltikums. Er wurde 1868 im memelländischen Jonaičiai (Jonaten) geboren und starb 1953 in Detmold. Nach seiner Ausbildung zum Lehrer war Storost zunächst in Kinten angestellt. Deshalb gibt es dort heute zu seinen Ehren das Vydūnas-Museum. Es dokumentiert das Leben des für Litauen wichtigen Dichters und Denkers, der zu Lebzeiten mit bedeutenden deutschen Intellektuellen kommunizierte. Das Museum sammelt auch die Exponate, die die Geschichte des Dorfes, des Kurischen Haffs und des Memellandes erzählen.

Vydūno muziejus, Kintai (Kinten), Adresse: Kuršių g. 22, Kintai Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 10.00 bis 18.00 Uhr
Internet: www.vydunocentras.lt/vyduno-muziejus

 

Martynas Jankus Museum, Bitėnai (Bittenen)

Ein Ausflug zum Berg Rombinus lohnt immer. Hier spielt im Jahr 1936 der Roman „Litauische Claviere“ von Johannes Bobrowski. In Bittenen (Bitėnai) lebte Lena Grigoleit, deren Lebensgeschichte „Paradiestraße“ die Autorin Ulla Lachauer 1997 im Rowohlt Verlag veröffentlichte und die seitdem viele Neuauflagen erlebte. Vom Rombinus hat man einen weiten Blick über die Memel hinaus in den Kaliningrad Oblast und bekommt ein Gefühl für Landschaft und Geschichte Ostpreußens und des Memellandes. In der ehemaligen Druckerei von Martynas Jankus, einem bedeutenden Vertreter der Bewegung der preußischen Litauer, die mit den Großlitauern in einem Staat leben wollten, wird dessen Leben dokumentiert. Das bestand ab 1889 darin, hier Bücher auf Litauisch zu drucken. Denn bis zum Jahr 1905 war es im Zarenreich verboten, Bücher in litauischer Sprache und lateinischer Schrift zu veröffentlichen. Drucker wie Martynas Jankus publizierten in Ostpreußen Schriften in Litauisch und ließen sie über die nahe Grenze schmuggeln.

Martynas Jankus Museum, Adressse: M. Jankaus Str. 5, Bitėnai LT-99265, Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag 8.30 bis 17.00 Uhr, Samstag 8.30 bis 16.00 Uhr.

Internet: www.tic.pagegiai.lt/29559/das-martynas-jankus-museum.html

Johannes Bobrowski-Zimmer, Vilkyškiai/Willkischken 

Der 1965 im Alter von nur 47 Jahren in Ost-Berlin verstorbene Dichter Johannes Bobrowski, aufgewachsen in Tilsit an der Memel, gilt unter Germanisten als einer der sprachmächtigsten Schriftsteller deutscher Sprache in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert. Er schrieb neben zahlreichen Gedichten, die oft im Memelland angesiedelt sind, die Romane „Levins Mühle“ sowie „Litauische Claviere“. Die Gegend um Willkischken/Vilkyškiai ist Handlungsort der „Litauischen Claviere“. Im ehemaligen evangelisch-lutherischen Gemeindezentrum, heute Gemeindezentrum, befindet sich heute ein kleines, ihm gewidmetes Museum. In ihm ist sein Ost-Berliner Arbeitszimmer mit weitgehend originalen Einrichtungsgegenständen wie Rehgeweihen, Schwarzweißfotos an der Wand, Bücherregalen und seiner Schreibmaschine hinter Glas nachgebildet. Und es werden auch Dokumente von Bobrowskis Lebens ausgestellt.

Adresse: Das Johannes Bobrowski-Zimmer kann während der Öffnungszeiten der Tourismus-Informationszentrum des Landkreises Pagėgiai in Vilkyškiai/Willkischken, Šereikos g. 3-3, Vilkyškiai (neben de Evangelischen Kirche) besucht werden. Dort erhält man einen Schlüssel. Öffnungszeiten, Montag bis Donnerstag 8.00–17.00, Freitag  8.00–15.45

Internet: www.tic.pagegiai.lt/29585/austellungen/in-vilkyskiai.html

Hugo Scheu-Museum Šilutė (Heydekrug) Šilutės Hugo Šojaus muziejus

Das Hugo Scheu Museums in Šilutė ist aus der Sammlung des Gutsbesitzers Hugo Scheu hervorgegangen. Scheus Vater hatte das Gut Adlig-Heydekrug, das 800 Hektar Land umfasste, einige Jahrzehnte zuvor erworben. Hugo Scheu sammelte Gegenstände der Alltagskultur Möbel, Kleidung, Werkzeuge, aber auch archäologische Funde und Dokumente und Karten zur Geschichte Preußisch-Litauens. Nach der Flucht des letzten Besitzers Dr. Werner Scheu, eines aktiven Mitglieds der Reiter SS und später in der Bundesrepublik als Kriegsverbrecher verurteilt, konnte ein litauischer Lehrer 718 Exponate retten und 1949 ein Museum zur Alltagskultur des litauischen Preußens und der Stadt Heydekrug eröffnen. Das Museum befindet sich seit 2015 mit heute über 60.000 Exponaten wieder im aufwendig restaurieren Gutshaus, das auch ein Restaurierungs- und Bildungszentrum aufgenommen hat, in der Nähe des großen Marktplatzes.

Hugo Scheu-Museum Šilutė (Heydekrug), Lietuvininkų street 4, LT – 99185, Šilutė; Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag. 10.00 bis 18.00 Uhr, Samstags 10.00 bis 16.00 Uhr, Sonntags geschlossen.

Internet: www.silutesmuziejus.lt/de

Thomas Mann Haus Nida (Nidden) Thomo Manno muziejus

Rund 50.000 Menschen besuchen jedes Jahr das Thomas Mann-Haus in Nida/Nidden. Im einstigen Sommerhaus des Schriftstellers ist heute neben einem Museum auch ein Thomas-Mann-Kulturzentrum untergebracht. Für Thomas Mann war die Kurische Nehrung eine Liebe auf den ersten Blick: Er ließ sich von einem Memeler Architekten im Kurischen Stil ein Sommerhaus in Nidden errichten. Zur Sowjetzeit wurde sein Haus ein Treffpunkt Intellektueller. Seit den 1990er Jahren ist es deutsch-litauische Begegnungsstätte und Museum. Heute zählt es zu den Besuchermagneten für kulturell interessierte Gäste in Litauen. Die Besucher erwartet eine Dauerausstellung mit zahlreichen Schautafeln, Zeitungsausschnitten sowie Fotos. Dargestellt wird das Leben der Familie im Fischerdorf und Manns Wirken als Schriftsteller.

Thomo Manno muziejus, Nida, Thomas Mann-Haus

Skruzdynės g. 17, Nida 93123, Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 10.00 bis 17.00 Uhr

Internet: www.thomas-mann-haus.de 

Björn Lange
Björn Lange arbeitete seit April 2019 zunächst als stellvertretender Chefredakteur des Magazins im Rotary Verlag. Seit Juli 2020 ist er Chefredakteur des Rotary Magazins. Zuvor war er unter anderem Redaktionsleiter des Pressedienstleisters Rheinland Presse Service in Bonn und des B2B-Wirtschaftsmagazins inside B in Offenburg.