Im Gespräch mit Christian Kuhnt
»Wir kaufen nicht von der Stange«
Eine gewisse Spannung liegt über dem Gespräch, denn Christian Kuhnt weiß mehr, als er verraten möchte. Vor allem den stärksten Trumpf seiner ersten Saison im hohen Norden will er sich für die große Pressekonferenz Ende Februar aufheben. Doch dann löst sich die Spannung schnell in Wohlgefallen auf, als der Reporter erklärt, dass das Interview erst im März erscheinen wird. Und dass ihm sein Berufsethos natürlich verbiete, irgendetwas vorab durchsickern zu lassen?…
Rotary Magazin: Was haben Sie denn so Geheimnisvolles vor, dass ich fast mein rotarisches Ehrenwort in die Waagschale werfen muss?
Kuhnt: Wir haben für das Programm 2014 einige Ideen entwickelt, die dem Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) ein neues Gesicht geben werden. So werden die bisherigen Länderschwerpunkte nicht mehr fortgeführt und stattdessen ein Komponist in den Mittelpunkt gerückt. Das wird Felix Mendelssohn sein?…
Aber das ist doch kein Geheimnis, das stand schon vor Wochen in den Zeitungen.
Richtig, was wir aber noch top secret halten wollen, betrifft eine zweite dramaturgische Linie. Erstmals wird in diesem Sommer auch ein einzelner Künstler das Festival prägen. Das ist ein Star aus der ersten Reihe, ein echter Weltstar, der nicht für ein oder zwei Konzerte verpflichtet wurde, sondern für eine ganze Serie von 17 Veranstaltungen – vom Kinderkonzert bis zum Auftritt mit großem Orchester. Wir freuen uns, dass wir dafür die argentinische Cellistin Sol Gabetta gewinnen konnten.
Bei Stars dieser Kategorie muss ein Impresario normalerweise Jahre im Voraus buchen. Das war Ihnen doch gar nicht möglich.
Das stimmt. Wir brauchten relativ kurzfristig die Zusage. Aber Sol Gabetta findet unser Konzept so spannend, dass sie dafür sogar eine Amerikareise abgesagt hat.
Was ist denn so spannend an dem Konzept?
Das hängt wieder mit Mendelssohn zusammen. Einfach einen Komponisten – am besten noch in einem Jubiläumsjahr – herauszustellen, das haben wir ja gerade mit Verdi und Wagner in aller Breite erlebt. Wir wollen unsere Künstler dagegen verführen, sich kreativ mit dem Menschen und seinem Werk auseinanderzusetzen, ihn vielleicht neu zu entdecken. Oder sich selbst in der Beschäftigung mit ihm neu zu entdecken. Das hat für viele schon seinen Reiz. Es ist ja nicht so, dass Künstler auf solchen Festivals einfach nur ihr Tourneeprogramm abliefern wollen. Sie sind durchaus aufgeschlossen für neue Ideen. Und wir fordern das auch. Das SHMF kauft nicht mehr von der Stange.
Klassische Musik in ländlicher Umgebung, das war 1986 die Vision, mit der Justus Frantz das Festival gegründet hatte. Ist das auch in der 29. Saison noch ein Leitbild?
Diese Festlegung ist mir zu eng. Wenn wir das ‚M‘ in SHMF ernst nehmen, dann müssen wir sie aufbrechen, und zwar ganz gezielt in Richtung der sogenannten Unterhaltungsmusik. So wie das Publikum heute nicht mehr auf eine Stilrichtung festgelegt ist, so wollen wir alle Musikgenres nebeneinanderstellen. Entscheidend ist die Qualität, ansonsten gibt es keine Vorgaben. Das Angebot reicht von „Tatort“-Kommissar Axel Prahl, der mit seinem Inselorchester auf der Freilichtbühne seiner Heimatstadt Eutin auftreten wird, bis zu Elton John, den wir in Kiel begrüßen werden. Auch Max Rabe, Ina Müller und Anna Depenbusch werden beim SHMF ihr Publikum finden. Und sicherlich für das Festival auch neue Freunde gewinnen.
Sprechen wir noch kurz übers Geld. Ihrem Vorgänger Rolf Beck wurde durch die Kürzung der Landeszuschüsse seine Arbeit gegen Ende geradezu verleidet. Wie schwer drückt Sie die finanzielle Last?
Wir müssen natürlich kostenbewusst planen und uns genau überlegen, wo und wie zusätzliche Mittel zu akquirieren sind. Ein Ansatz ist die stärkere Werbung um Sponsoren. Wir können aber auch die Anzahl der Konzerte erhöhen. Warum sollen wir nicht bei entsprechender Nachfrage an bestimmten Spielorten statt einem eben zwei oder auch drei Konzerte ansetzen? Wir haben uns dazu die Verteilung der Spielstätten angeschaut und einige weiße Flecken entdeckt. Das hat dazu geführt, dass wir neun neue Spielstätten aufgenommen haben und 14 ehemalige wieder ins Programm kommen. Es wird deutlich mehr Konzerte als 2013 geben, wobei wir mit dem dichter geknüpften Netz der Veranstaltungsorte unserem Publikum buchstäblich entgegenkommen.
Rotary Magazin: Was haben Sie denn so Geheimnisvolles vor, dass ich fast mein rotarisches Ehrenwort in die Waagschale werfen muss?
Kuhnt: Wir haben für das Programm 2014 einige Ideen entwickelt, die dem Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) ein neues Gesicht geben werden. So werden die bisherigen Länderschwerpunkte nicht mehr fortgeführt und stattdessen ein Komponist in den Mittelpunkt gerückt. Das wird Felix Mendelssohn sein?…
Aber das ist doch kein Geheimnis, das stand schon vor Wochen in den Zeitungen.
Richtig, was wir aber noch top secret halten wollen, betrifft eine zweite dramaturgische Linie. Erstmals wird in diesem Sommer auch ein einzelner Künstler das Festival prägen. Das ist ein Star aus der ersten Reihe, ein echter Weltstar, der nicht für ein oder zwei Konzerte verpflichtet wurde, sondern für eine ganze Serie von 17 Veranstaltungen – vom Kinderkonzert bis zum Auftritt mit großem Orchester. Wir freuen uns, dass wir dafür die argentinische Cellistin Sol Gabetta gewinnen konnten.
Bei Stars dieser Kategorie muss ein Impresario normalerweise Jahre im Voraus buchen. Das war Ihnen doch gar nicht möglich.
Das stimmt. Wir brauchten relativ kurzfristig die Zusage. Aber Sol Gabetta findet unser Konzept so spannend, dass sie dafür sogar eine Amerikareise abgesagt hat.
Was ist denn so spannend an dem Konzept?
Das hängt wieder mit Mendelssohn zusammen. Einfach einen Komponisten – am besten noch in einem Jubiläumsjahr – herauszustellen, das haben wir ja gerade mit Verdi und Wagner in aller Breite erlebt. Wir wollen unsere Künstler dagegen verführen, sich kreativ mit dem Menschen und seinem Werk auseinanderzusetzen, ihn vielleicht neu zu entdecken. Oder sich selbst in der Beschäftigung mit ihm neu zu entdecken. Das hat für viele schon seinen Reiz. Es ist ja nicht so, dass Künstler auf solchen Festivals einfach nur ihr Tourneeprogramm abliefern wollen. Sie sind durchaus aufgeschlossen für neue Ideen. Und wir fordern das auch. Das SHMF kauft nicht mehr von der Stange.
Klassische Musik in ländlicher Umgebung, das war 1986 die Vision, mit der Justus Frantz das Festival gegründet hatte. Ist das auch in der 29. Saison noch ein Leitbild?
Diese Festlegung ist mir zu eng. Wenn wir das ‚M‘ in SHMF ernst nehmen, dann müssen wir sie aufbrechen, und zwar ganz gezielt in Richtung der sogenannten Unterhaltungsmusik. So wie das Publikum heute nicht mehr auf eine Stilrichtung festgelegt ist, so wollen wir alle Musikgenres nebeneinanderstellen. Entscheidend ist die Qualität, ansonsten gibt es keine Vorgaben. Das Angebot reicht von „Tatort“-Kommissar Axel Prahl, der mit seinem Inselorchester auf der Freilichtbühne seiner Heimatstadt Eutin auftreten wird, bis zu Elton John, den wir in Kiel begrüßen werden. Auch Max Rabe, Ina Müller und Anna Depenbusch werden beim SHMF ihr Publikum finden. Und sicherlich für das Festival auch neue Freunde gewinnen.
Sprechen wir noch kurz übers Geld. Ihrem Vorgänger Rolf Beck wurde durch die Kürzung der Landeszuschüsse seine Arbeit gegen Ende geradezu verleidet. Wie schwer drückt Sie die finanzielle Last?
Wir müssen natürlich kostenbewusst planen und uns genau überlegen, wo und wie zusätzliche Mittel zu akquirieren sind. Ein Ansatz ist die stärkere Werbung um Sponsoren. Wir können aber auch die Anzahl der Konzerte erhöhen. Warum sollen wir nicht bei entsprechender Nachfrage an bestimmten Spielorten statt einem eben zwei oder auch drei Konzerte ansetzen? Wir haben uns dazu die Verteilung der Spielstätten angeschaut und einige weiße Flecken entdeckt. Das hat dazu geführt, dass wir neun neue Spielstätten aufgenommen haben und 14 ehemalige wieder ins Programm kommen. Es wird deutlich mehr Konzerte als 2013 geben, wobei wir mit dem dichter geknüpften Netz der Veranstaltungsorte unserem Publikum buchstäblich entgegenkommen.
Matthias Schütt ist selbständiger Journalist und Lektor. Von 1994 bis 2008 war er Mitglied der Redaktion des Rotary Magazins, die letzten sieben Jahre als verantwortlicher Redakteur. Seither ist er rotarischer Korrespondent des Rotary Magazins und seit 2006 außerdem Distriktberichterstatter für den Distrikt 1940.
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