https://rotary.de/wissenschaft/mister-beam-aus-wien-a-2502.html
Anton Zeilinger, RC Wien-West

»Mister Beam« aus Wien

Heinrich Marchetti-Venier13.12.2012

Die Naturwissenschaft aus Wien zu bedienen besitzt Tradition. Alles begann durch jenes wundersame Experiment, mit dem Anton Zeilinger vor 14 Jahren schlagartig berühmt wurde. In einem Laborversuch gelingt es, ein Photon auszulöschen, um dieses Lichtteilchen im selben Augenblick wenige Meter entfernt wieder auftauchen zu lassen. Ein Science-Fiction-Traum scheint wahr zu werden. Heute ist er einer der weltweit renommiertesten Physiker und wissenschaftliches Aushängeschild Österreichs. Sind „Mister Beam“ oder auch „Der Herr des Lichts“ lästige Spitznamen für einen der wichtigsten Physiker unserer Welt? Nein, Anton Zeilinger hat Humor und lächelt dazu fröhlich.

Astronaut sein, ein Kindheitstraum, nie in Pension gehen – dazwischen liegt ein Leben. Obwohl 1945 im Innviertel geboren, hat sich ab 1955 alles in Wien ergeben: die Schulen und dann die Universität – 1971 mit der Promotion abgeschlossen. Der Weg führt ihn vom Assistenten und Dozenten an der TU Wien über Aufenthalte in den USA, Frankreich, Australien und Deutschland 1990 nach Innsbruck, seiner ersten Professur. Seit 1999 ist er Professor an der Wiener Universität und Vorstand des Instituts für Experimentalphysik, von 2006 bis 2009 war er Dekan an der Universität Wien. Er „habe die Schule, das Studium ohne Anstrengung hinter sich gebracht“ und „viel Glück beim Forschen gehabt.“ Wenngleich auch mit Zeitverzögerung. Dies sei darauf zurückzuführen, „dass ich damals Dinge machte, die Außenseitercharakter hatten, obwohl sie eines der heute weltweit aktivsten Forschungsgebiete in der Physik mit gestartet haben“. Zeilinger tritt bei Kongressen auf, ist Gast in Talkshows und spricht vor Managern von Energie-konzernen. Gerade kommt er aus Australien zurück, reist zu Vorträgen um die Welt, nimmt aber nur einen Bruchteil der Einladungen an. „Alle wollen auf einmal wissen, was wir Quantenphysiker so treiben.“

Sogar aus der Politik gab es ein Angebot, und seit 1996 ist er in Beziehung zu China getreten, um die Zukunft seiner Forschung zu sichern. Weil er bewusst Österreicher ist, bleibt er auch seinem Land treu. Zeilinger vertraut jungen Leuten, er forscht mit ihnen, bleibt jung. 17 seiner Studenten wirken heute global. 2013 wird er für Kinder schreiben, um ihnen die Physik nahezubringen. Mehr Förderung des Ungewöhnlichen und der Hochbegabten sind ihm ein Anliegen. Mit der Idee einer Talentschmiede, die durch ihn als die „Eliteuni Gugging“ Wirklichkeit wurde, ist es Zeilinger zum Teil gelungen. Heuer wurde er als Berater zur documenta nach Kassel geholt, um seine Arbeit zu „begreifen“. Anton Zeilinger ist ein musischer Mensch, er spielt Cello, liebt Klassik genauso wie er mit dem Rad fährt oder segelt. Wo? Am Traunsee. Hier hat er 2009 auch die sommerliche Förderung von begabten Studenten in seiner Internationalen Traunkirchner Akademie verwirklicht. Wo nicht bloß Wissenschaften, sondern ebenso die Künste wie Bildhauerei, Malen und Musik zum Zug kommen. Stets ist er in Begleitung seiner Frau Elisabeth, Pharmazeutin von Beruf. Die beiden haben eine Tochter und zwei Söhne. Weil sein Lebenselixier „Nur das machen, was ich selber spannend finde“ lautet, will Anton Zeilinger, dessen Verwandtschaft 100 wird, nie in den Ruhestand treten.

Heinrich Marchetti-Venier

DDr. Heinrich Marchetti-Venier wurde in Oberösterreich geboren. Nach dem Abitur nahm er ein Studium des Lehramtes sowie der Geistes- und Naturwissenschaften an den Universitäten Salzburg auf, es folgten die Stationen, Wien, München, Bochum, Turin, Strasbourg und Washington. Anfangs Tätigkeit in der Raumordnung, später als Historiker und Privat-Gutachter sowie Autor. Er hatte lange Zeit das Amt des Distriktberichters für die österreichischen Distrikte D 1910 und 1920 inne. Heinrich Marchetti-Venier starb im November 2015.