Hospiz-Eröffnung in Oswiecim (Auschwitz)
"Zeichen der Achtung für das Leben"
Ein VW-Transporter für Rollstuhlfahrer
So wie Oswiecim nicht irgendeine Stadt in Polen ist, kommt auch dem Hospiz am Ort des berüchtigten NS-Vernichtungslagers eine besondere Bedeutung zu. Das zeigte schon die Gästeliste zur Eröffnung, die von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr und dem deutschen Botschafter Rüdiger Freiherr von Fritsch angeführt wurde. Das Hospiz geht zurück auf eine Initiative des Auschwitz-Häftlings August Kowalczyk (Häftlingsnummer 6804), der als 19-jähriger inhaftiert wurde, aber anderthalb Jahre später dem Todeslager entfliehen konnte. Weil dies nur mit Unterstützung der Bevölkerung möglich war, hatte der Zeitzeuge die vergangenen 13 Jahre dafür gearbeitet, mit dem Hospiz den Dank der Überlebenden an die Stadt Oswiecim abzustatten. Das Haus für 20 Bewohner wurde deshalb jetzt von Bundesminister Bahr und seinem polnischen Amtskollegen Bartosz Arlukowicz unter dem Namen „Denkmal der Stadt Oswiecim“ eröffnet.
Das Bauprojekt mit einem Volumen von zwei Millionen Euro konnte nur mit langen Verzögerungen umgesetzt werden. Vor allem die Finanzierung stellte die Hospiz-Stiftung immer wieder vor Probleme. Mitbeteiligt als Geldgeber waren neben der deutschen und der polnischen auch die Regierungen von Italien, Japan und der Schweiz.
In seiner Ansprache wandte sich Bundesminister Bahr direkt an Kowalczyk und dankte ihm für seinen Beitrag zur polnisch-deutschen Aussöhnung. „Das Hospiz ist mehr als ein Denkmal“, betonte der Minister, „es ist ein Zeichen der Achtung für das Leben an diesem Ort, der so sehr mit Tod und Vernichtung verbunden ist. Es freut mich besonders, dass dieses gemeinsame Projekt Menschen am Ende ihres Lebensweges zugute kommt.“ Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in Polen bislang erst wenige Hospize, sodass dem Haus in Oswiecim eine „Leuchtturm“-Funktion zufalle. August Kowalczyk vesrtarb nur wenige Wochen nach der Eröffnungsfeier im Alter von 91 Jahren.

Matthias Schütt ist selbständiger Journalist und Lektor. Von 1994 bis 2008 war er Mitglied der Redaktion des Rotary Magazins, die letzten sieben Jahre als verantwortlicher Redakteur. Seither ist er rotarischer Korrespondent des Rotary Magazins und seit 2006 außerdem Distriktberichterstatter für den Distrikt 1940.
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