Das große Fest für den 100. Club
Mit der Charter des RC Wien-Belvedere besteht der Distrikt 1910 nunmehr aus exakt 100 Clubs. Der neue Club ist aus mehreren Gründen typisch und vorbildhaft für den größten Distrikt Europas.
Fröhlich und schwungvoll feierten 58 begeisterte neue Mitglieder (25 weiblich und 33 männlich) ihre Charter. Es war ein Riesenfest mit 250 Gästen im noblen Palais Coburg. Mehr als 45 Rotary-, Rotaract- und Interact-Clubs machten den Neuen ihre Aufwartung. Keine Rede von betulichen Zeremonien früherer Charterfeiern. Der offiziell seit November bestehende Club demonstrierte bewusst eine neue Haltung für und in Rotary.
Das Motto "More than just a club" zeigt das Selbstbewusstsein, zu einer Elite zu gehören, aber doch anders als der klassische Rotary Club zu sein. Die 14-tägigen Abendmeetings sind von einem bunten, geselligen Miteinander getragen. Man könnte meinen, dass sich diese Gruppe schon viele Jahre kennt. Für einige trifft das auch zu. Da sind teilweise noch aktive oder ehemalige Rotaracter, andere kennen sich aus ihrem langjährigen beruflichen Umfeld. Und hier mischen sich alle miteinander. Es wird nicht unterschieden zwischen Alter, Geschlecht oder beruflichem Erfolg. Da gibt es spannendere Themen. Die Altersbandbreite erstreckt sich von 28 bis 68 Jahren. „Wir konnten viele junge Menschen mit unglaublichem Potenzial, Kreativität und Energie gewinnen, ebenso profitieren wir von der unbezahlbaren Erfahrung der Älteren. Diese Mischung beflügelt uns ungemein,“ so beschreibt die Präsidentin des Clubs, Christine Reith, diesen besonderen Spirit.
Generationen verbinden
Auch mit dem Altersschnitt von 42,6 Jahren ist Wien-Belvedere der jüngste Club im Distrikt (Durchschnitt gesamt: 59 Jahre). "Das ist ein Prototyp für ein neues, Generationen übergreifendes rotarisches Leben", schwärmt Governorin Melitta Becker-Unger. Der Distrikt 1910 ist mit 4.750 Mitgliedern der mit Abstand größte in Europa und gilt weltweit als Lead-Distrikt, einerseits wegen des hohen Jugendanteils, andererseits wegen der Mitgliedstreue von 96 Prozent, von der viele Länder nur träumen können. "Und hier arbeiten die Generationen wirklich gut zusammen", streut sie dem neuen Club Rosen.
Das zeigt sich beim ersten Sozialprojekt "Lernen mit leerem Bauch? Geht nicht!" in Kooperation mit der Stadtdiakonie. Da bekommen hungrige Kinder aus armen Verhältnissen eine gesunde Frühstücksjause. Neben finanzieller Hilfe ist auch Hands-on-Unterstützung ein wichtiger Baustein der Clubphilosophie. Und bei zwanglosen Afterwork-Treffen in unterschiedlichen Restaurants oder Bars der Stadt sind immer auch die Partner der Mitglieder eingeladen. Die Familien gehören zum Club. Hier zeigt sich ein modernes Rotary in einer sorgfältigen Mischung aus der Pflege und gleichzeitig dem kontinuierlichen Hinterfragen rotarischer Traditionen.
Da versteht sich schon fast von selbst, dass der junge Club natürlich auf diversen Social-Media-Kanälen breit vertreten ist, ob Facebook, Instagram oder LinkedIn. Aber dennoch hofft man auf regen Besuch von Rotariern aus anderen Clubs. "Denn kein Social-Media-Kanal dieser Welt kann die gute alte Tradition des persönlichen Gesprächs bei einem Achterl Wein ersetzen. So viel Tradition muss auch in diesem jungen, modernen Club sein", so die Präsidentin Christine Reith.
Ältester Club gründet den jüngsten
Dass sich Unterschiede zwischen Generationen mit gutem Willen leicht überbrücken lassen, zeigt dieser Club noch in einem anderen Detail. Patenclub ist nämlich der RC Wien. "Der älteste Club im deutschsprachigen Raum hat somit den jüngsten aus der Taufe gehoben", freut sich der Gründungsbeauftragte Ernesto Schobesberger. Der RC Wien hat sich damit auch selbst ein Geschenk gemacht - zum 95. Charterjubiläum, das heuer natürlich auch entsprechend groß gefeiert wird. Und die Jüngsten werden dabei sicher als Gratulanten auftreten.
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