Porträt
Die Grand Dame vom Sacher
Acht Jahre leitete sie den Opernball, seit sechs Jahren die Spanische Hofreitschule. Sie gilt als Fixpunkt bei wichtigen Festen und Veranstaltungen, wo man für die gute Sache kämpft. Entweder wirbt sie als Botschafterin für das Rote Kreuz oder hat das Sponsoring beim Opernball und dem Fête Impérial in der Hofreitschule eingeführt, wo ihr 150.000 Euro Einnahmen recht geben.
Immer eins nach dem anderen
Als eine von zwei Töchtern eines Kaufmannes, der nur Vorzugszeugnisse akzeptierte und für schlechtere Noten Sanktionen androhte, war sie seit der Kindheit stark gefordert. Als Belohnung erhielt sie ihr Pferd, aber bei Fehlleistungen hätte sie es auch verloren. Sie absolvierte ihr Studium schnell und wurde Vize-Staatsmeisterin im Dressurreiten. Wäre es nach ihr gegangen, sagt sie, würde sie am Land mit vielen Pferden und Hunden leben, wäre Ehefrau und Mutter mit einem Teilzeitjob geworden. Diesen hatte sie 1973 nach dem Wirtschaftsstudium und der Heirat mit dem Hotelier Peter Gürtler sowie zwei Kindern nicht nur im Hotel, sondern 1983 auch im Agrarimperium ihres Vaters eingenommen. Mit dem Tod von Peter Gürtler 1990 kam alles anders und sie übernahm die volle Verantwortung für das Sacher-Reich ihrer Kinder. Reiten und Tennis gab sie damals auf. „Meistens bin ich so um fünf wach, das ist eine sehr wichtige Zeit für mich. Ich komme zum Denken, ganz in Ruh. Und bin dann den gesamten Tag unterwegs.“ Und wann kommt sie nach Hause? Nie vor 22 Uhr. Kürzlich hat die Wienerin ihr Portfolio mit dem Nobelhotel Bristol gehörig aufgewertet. Gürtler betreibt neben den beiden Sacher-Hotels in Wien und Salzburg ein Hotel in Seefeld, je ein Café Sacher in Graz und Innsbruck und die Sachertorten AG. Die Mitarbeiter gehen heute in die Hunderte. Sie hat bewiesen, dass eine Frau alles schafft, war Wirtschaftskammer-Vizepräsidentin und 2004 Unternehmerin des Jahres.Erfolgserlebnisse allerorten
In den letzten Jahren hat man Frau Gürtler mit Auszeichnungen, Ehrenämtern und einflussreichen Nebenjobs regelrecht überhäuft. In den Interviews firmiert sie meistens als „Sacher-Lady“, aber zugetraut wird ihr offenbar fast alles. Der Aufgabenbereich umfasst so grundverschiedene Dinge wie die Organisation des Sachertortenvertriebs, die Auswahl einer Damenspende für den Opernball, die Genehmigung von Großkrediten bei der Ersten Bank sowie die Diskussion über Finanzmarktdaten und volkswirtschaftliche Statistiken bei der Nationalbank. Ihre Tochter Alexandra mit Schwiegersohn Matthias Winkler und Sohn Georg sind längst eingebunden. Wann sie sich komplett zurückzieht und alle Macht der nächsten Generation übergibt, will sie nicht sagen: „Da will ich den Kindern nichts vorschreiben.“DDr. Heinrich Marchetti-Venier wurde in Oberösterreich geboren. Nach dem Abitur nahm er ein Studium des Lehramtes sowie der Geistes- und Naturwissenschaften an den Universitäten Salzburg auf, es folgten die Stationen, Wien, München, Bochum, Turin, Strasbourg und Washington. Anfangs Tätigkeit in der Raumordnung, später als Historiker und Privat-Gutachter sowie Autor. Er hatte lange Zeit das Amt des Distriktberichters für die österreichischen Distrikte D 1910 und 1920 inne. Heinrich Marchetti-Venier starb im November 2015.
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