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Neuer Präsident von Rotary International

Ein Mann der klaren Worte

Sein sympathischen Auftreten und seine natürliche Art, Dinge einfach zu halten, hat etwas Beruhigendes. Doch diese Gelassenheit sollte nicht täuschen. Wenn es für Ron Burton, den neuen Präsident von Rotary International, ums Geschäft geht, wird es ernst.

The Rotarian15.07.2013

VON JOHN REZEK

Wenn Sie meine Meinung wollen, dann kriegen Sie die auch zu hören“, sagt Burton, und um das zu unterstreichen, wird seine vorher joviale Miene schnell ernst. „Wenn mir etwas sehr wichtig ist, dann zanke ich mich auch um einen Standpunkt. Ich nehme an, das hat mit meinem Ego zu tun. Doch wenn ich bei jemandem erkenne, dass es sich um ein persönliches Interesse oder gar einen Geschäftsvorteil handelt, dann habe ich einen guten Rat: Wende die 4-Fragen-Probe an.“

Ein kompromissloser Sinn für Anstand ist vielleicht das Einzige, was der ehemalige Präsident der University of Oklahoma Foundation Inc. bereit ist, als persönliche Qualität zuzugeben. „Ich mag es wie die meisten Menschen nicht, wenn mir gesagt wird, dass ich unrecht habe“, räumt er ein. „Doch man kann mich von einer anderen Sichtweise überzeugen, und manchmal ändere ich meine Meinung. Wenn es jedoch um eine moralische Frage geht, dann kann mir keiner erzählen, dass ich falsch liege. Das wird nicht geschehen. Ich habe über die Jahre mit zu vielen Menschen zu tun gehabt, die Gelder veruntreuen wollten. Ich habe denen in die Augen geschaut und gesagt: Ich gehe weder für dich noch für irgendwen anderes ins Gefängnis.“

So wie Ron Burton seinen Lebensweg darstellt, gründet sich ein Großteil seines beruflichen Erfolges darauf, „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ gewesen zu sein. Es begann damit, in der Kleinstadt Duncan im US-Bundesstaat Oklahoma in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg aufzuwachsen, und schon mit 13 Jahren sein eigenes Geschäft zu haben. „Das Zeitungsausliefern war ein richtiges Unternehmen damals. Du musstest deine eigenen Zeitungen kaufen, ebenso wie Tüten und Gummibänder. Du musstest auf die Zeitungen warten, sie dann rollen, dann ausliefern, dann die Zahlungen einnehmen, dann die Rechnung bezahlen – und was übrig blieb, war der Verdienst.“

Bilderbuchkarriere

Ein paar Jahre später, als Student an der University of Oklahoma in den späten 60er Jahren, arbeitete der junge Ron Burton als Teilzeitkraft in der Buchhaltung. Zwischen dem ersten Abschluss und dem Beginn an der Rechtsfakultät übernahm Burton eine Stelle für einen guten Freund, der zum Militär eingezogen wurde (er selbst versah seinen Militärdienst als Reserveoffizier und in der Nationalgarde).

„So war ich auf einmal Buchhalter Nummer zwei für die University of Oklahoma, genau eine Woche nach meinem Studienabschluss“, sagt er. Auch in seinem ersten Jahr an der Law School führte er den Job noch weiter aus. Dann wurde er als Nachfolger für den scheidenden Schatzmeister der Universität vorgeschlagen. „Als ich meinen Abschluss in der Tasche hatte, bat mich mein Boss, der auch Past-Governor unseres Rotary-Distriktes war, zu bleiben, denn er wollte, dass ich sein Amt übernehmen sollte. Und so übernahm ich als Präsident 1978 und blieb bis 2007. Das ist meine Karriere an der Universität von Oklahoma, wie aus dem Textbuch.“

Was die Begegnung mit seiner späteren Frau Jetta anging, nun, so war Ron Burton zunächst am richtigen Ort – aber sein Timing stimmte zunächst nicht ganz. Beide gehören zur Baby-Boomer-Generation und wurden im gleichen Jahr geboren, und das im selben überlaufenen Krankenhaus, in dem zeitweise Schubladen als Babywiegen dienen mussten. Er kam drei Monate vor ihr zur Welt. Sie hatten gemeinsame Freunde, doch lernten sich schließlich erst in der Highschool kennen, wo beide in der Schulband spielten (er Posaune, sie Fagott). Als Datum ihres ersten „Dates“ geht der 18. September 1962 in die Geschichte ein. Sie heirateten während der College-Zeit. Nach 45 Jahren Ehe, einem Sohn, einer Tochter und drei Enkeln, beschreibt Burton seine Ehe mit Jetta als eine Partnerschaft. Und das besonders, wenn es um Rotary geht.

„Jetta ist meine beste Kritikerin“, sagt Burton, der dem Rotary Club in Norman, Oklahoma angehört. „Sie lässt mich wissen, ob meine Präsentation glaubwürdig war, oder um was auch immer es gerade geht. Sie hat mich immer unterstützt, bei Seminaren, Versammlungen, Konferenzen. Ohne sie wäre ich heute bestimmt nicht hier.“

Die wesentliche Rolle der Familie in Rotary ist eine der Grundüberzeugungen von Ron Burton. „Wenn wir über die Familie von Rotary reden, ist mir klar, dass ein Teil davon Public Relation ist. Doch für mich ist es wirklich die Familie. Wenn Sie Ihre eigene Familie in Rotary involvieren und mit Ihrem ganzen Herzen dabei sind, und sich das dann auf die ganze Welt ausweitet – das ist die rotarische Familie.“

Während seiner Zeit in Rotary, besonders während der Reisen des letzten Jahres, bei denen das Zusammentreffen mit Rotariern aus aller Welt im Vordergrund stand, lernte Burton die Vielfalt und das Potenzial seiner Organisation zu schätzen. „Die Gespräche mit so vielen Rotariern aus aller Welt haben mich toleranter für unterschiedliche Standpunkte gemacht“, gibt er zu. „Man lernt einfach, dass es nicht nur den einen Weg gibt, Dinge zu tun, dass es kulturelle Unterschiede und unterschiedliche Mentalitäten gibt. Doch die wesentlichen Grundsätze gelten für uns alle, gleichgültig, wo wir uns befinden. Wenn es um den Aspekt der Integrität in unserer Organisation geht, gibt es keine regionalen Unterschiede. Ich glaube, in dieser Hinsicht haben wir noch einiges zu tun.“

Sehr klare Vorstellungen hat Burton zur Beziehung von Rotary International und Rotariern. „Rotary International ist nichts mehr als eine Vereinigung von Rotary Clubs, und das Sekretariat ist dazu da, den Clubs zu Diensten zu stehen“, betont er. „Es ist der Job von Rotary International, die Clubs zu unterstützen – und die Rotarier sind diejenigen, die Dinge tun. Das müssen wir im Kopf behalten. Das Sekretariat ist ein heiliger Ort, der respektiert werden will, genau wie das Amt des Präsidenten. Es ist unsere Aufgabe, Menschen zu inspirieren, als Anregung und Impulsgeber für die Führungsebene zu fungieren, und um den Clubs und Distrikten zu helfen, damit wir Dinge umsetzen können. Aber das Sekretariat dient keinem Selbstzweck.“

Burton ist begeistert über den Erfolg seiner „First Class“-Kampagne, mit der alle Governors und Clubpräsidenten des Jahrgangs 2013/14 zu einer Spende an die Rotary Foundation veranlasst werden sollen. „Wir haben bereits 3,64 Millionen Dollar an Spenden zusammen, und das von bisher nur 8128 Clubpräsidenten“, freut er sich. „Und jeder Governor weltweit macht mit – das erste Mal in der Geschichte!“

Erfolgreiche Spendenarbeit war auch das Markenzeichen für seine drei Jahrzehnte im Dienst der University of Oklahoma Foundation. Unter seiner Ägide wuchs das Stiftungsvermögen von 17,5 Millionen auf 890 Millionen US-Dollar an. Doch damit nicht genug. „Es gibt zwei Dinge, auf die ich sehr stolz bin“, sagt er. „Erstens, dass nicht ein Penny verloren ging, es war alles immer korrekt verbucht. Und zweitens, dass auch fünf Jahre nach meiner Pensionierung alle die, die für mich gearbeitet haben, immer noch da sind. Das zeigt mir, dass ich doch etwas richtig gemacht haben muss.“

Vorbilder der rotarischen Familie

Der Management-Stil, der ihn erfolgreich gemacht hat, wird sich wahrscheinlich nicht wesentlich ändern, doch Burton, zu dessen liebster Lektüre die Biografien amerikanischer Präsidenten gehören, ist überzeugt, dass er vor allem von ehemaligen Rotary-Präsidenten lernen kann, um einen effektiven Ansatz zu finden.

„Ich möchte jetzt keinen auslassen, doch einige Namen stehen für mich persönlich schon etwas heraus“, gibt er zu. „Bill Boyd hatte großen Einfluss auf mich. Von Carlo Ravizza lernte ich über Toleranz. Jim Lacy konnte gut die Zügel in einem Meeting anziehen. Jon Majiyagbe ist ein großes Vorbild als sanfte Person mit unbestechlichem Benehmen. Und dann ist da Frank Devlyn. Ich sage es ganz einfach: Wenn Sie Frank Devlyn nicht mögen, dann mag ich Sie auch nicht. So einfach ist das.“ Seine unverblümte Ausdrucksweise ist offenbar die Stärke des neuen Präsidenten. „Wenn ich mir etwas für die Amerikaner wünschen würde“, sagt er daher auch recht klar über seine Landsleute, „dann wäre es, dass sie alle in die armen Länder gehen würden, wo Rotary tätig ist, nur um zu sehen, wie verdammt gut wir es hier haben.“ Für Burton ist diese Tatsache klar. Mein Leben ist gesegnet mit einer wunderbaren Familie, in der ich aufwachsen durfte – und wenn ich mir meine Kinder und Enkelkinder anschaue, dann sind die, glaube ich, auch recht gut geraten. Natürlich macht man sich Sorgen und will nur das Beste für seine eigene Familie. Doch durch Rotary bekomme ich die Gelegenheit, die Familienbande etwas zu erweitern, damit ich auch anderen ein wenig helfen kann. Und nicht nur für die Zukunft meiner Enkel sorge, sondern auch für die Enkel von ein paar anderen.“

In einem Jahr wird Ron Burton eine Rückschau halten und seine Erfolge an einem Standard messen, der typisch nach Oklahoma klingt: „Am Ende des Tages hoffe ich, dass der Holzstoß ein wenig gewachsen ist.“

Eine Fotostrecke zu den Jahrsmotti der Präsidenten der vergangenen 60 Jahre finden Sie hier.


Der Autor John Rezek ist Chefredakteur der Zeitschrift „The Rotarian“