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Rotarischer Tattoo-Künstler

»Rotary ist meine Religion«

Rotary und Tattoo – das passt nicht zusammen? Luke Pytlik und Dave Wunderlich beweisen das Gegenteil. Die Männer aus Kalifornien sind Mitglied des Rotary Clubs Temecula Valley-New Generation, gelegen zwischen Los Angeles und San Diego. Und das rotarische Rad geht bei ihnen buchstäblich unter die Haut.

The Rotarian06.02.2014

Der Mann, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Tisch liegt, hat nichts zu lachen. Die mit Tinte gefüllte Nadel, die in seine linke Wade schießt, fühlt sich an wie die Kombination aus einem kleinen Vorschlaghammer und einem Pressluftbohrer. "Stellen Sie sich Tausend Bienenstiche vor", so Dave Wunderlich, der mit einem Lächeln den Schmerz der Tätowierungsnadel beschreibt. "Oder kleine Rasierschnitte".

"Oder wenn man mit einem kleinen Teppichmesser immer und immer wieder gestochen wird", fügt Luke Pytlik hinzu. Der Tätowierkünstler sticht mit dem summenden Tinten-Injektor ein Rotary-Rad in Wunderlichs Haut, das dieser für den Rest seines Lebens dort stolz tragen will.

Pytlik und Wunderlich sind beide Mitglied im Rotay Club Temecula Valley-New Generation, gelegen zwischen Los Angeles und San Diego. Wunderlich ist derzeitiger Clubpräsident, Pytlik Clubmeister und Vorsitzender des Ausschusses für internationalen Dienst. Dave Wunderlichs Mutter ist seit Jahrzehnten begeisterte Rotarierin, weshalb er selbst bereits im jungen Alter als Gründungsmitglied seinem Club beitrat. Der ehemalige Marineinfanterist Pytlik jedoch verschwendete keinen Gedanken an Rotary, bis er 2012 an einem Studiengruppenaustausch nach Indien teilnahm. Heute sagt er: "Rotary ist meine Religion".

Diesen Worten lässt Luke Pytlik durchaus auch Taten folgen. So machte er sich im vergangenen Juli mit einem Freund auf, um den 340 km langen John Muir Trail entlangzuwandern und während der Wanderung Spenden für ein Rotary-Projekt zu sammeln, das ihm sehr am Herzen liegt: es geht um den Wiederaufbau einer baufälligen Grundschule in Nicaragua. Er hatte die Schule einige Monate zuvor entdeckt, während seines ersten internationalen Einsatzes mit Rotary. In der Kleinstadt Francisco Laguna fand er über 100 Kinder vor, die auf dem schmutzigen Boden unter einem durchlöcherten Dach saßen, in einem Raum, der nur noch zwei Wände besaß.

Um Gelder für eine Renovierung zu sammeln, setzte Pytlik Flyer und soziale Medien ein, und er warb für seine Wander-Spendenaktion bei anderen Clubs in seinem Distrikt. Die meisten Spenden sammelte er unter seinen eigenen Kunden, denen er von seinem Projekt erzählen konnte, während er sie tätowierte. 13 Tage, nachdem er und sein Freund ihre Tour starteten, erreichten Sie den Gipfel des Mount Whitney, dem mit 4421 höchsten Berg der USA außerhalb Alaskas.

Seine Energie und sein unerschütterliches Gemüt waren wahrscheinlich auch der Grund dafür, warum Luke Pytlik 2012 vom Distrikt 5330 für einen Studiengruppenaustausch ausgewählt wurde. Auch wenn Pytlik von sich sagt, dass er arm aufwuchs, so veränderten seine Erfahrungen mit Armut in Indien sein Leben vollkommen. "Man läuft die Straße herunter und sieht erwachsene Männer, die sich vor einem Hydranten, der Wasser spritzt, duschen. Händler verkaufen gebrauchte Gebisse, in verschiedenen Größen und Farben, die vor ihnen auf dem Boden liegen. Die Unterschiede zwischen dem, was Menschen für ihr Bedürfnis halten, sind so groß, dass man es im ersten Moment gar nicht begreifen kann.”

Seit er zurück aus Indien ist, so Pytlik, ärgert er sich nicht mehr über kleine Dinge - und Rotary hilft ihm, sich auf etwas anderes zu konzentrieren als sich selbst. Als sich die Gelegenheit bot, durch ein Clubprojekt nach Nicaragua zu gehen, meldete er sich, und ab Ende 2012 half er beim Aufbau einer Schule sowie bei Brunnenbohrungen in dem nicaraguanischen Ort Manzanillo. Während des Aufenthalts entdeckte er die Schule in Francisco Laguna. Um die fehlenden Wände hochzuziehen, das Dach zu reparieren, Schreibtische, Stühle und eine Tafel in die Schule zu schaffen, benötige er circa 20.000 US-Dollar, schätzt Pytlik. Und er ist bereit für die Aufgabe.

"Es gibt einen Spruch, den ich gehört habe. Der besagt, dass Rotarier eigennützig sind, denn sie streben nach dem guten Gefühl, das sie bekommen, wenn sie jemandem helfen. Diese Art des Eigennutzes ist genau das, wonach ich suche."