Global Outlook
Ein Leitfaden zum Thema Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit –?ein gutes Geschäft
Wie wurde Nachhaltigkeit zu einem entscheidenden Prinzip in der Geschäftswelt?
Blackburn: Es begann damit, dass Unternehmer nach Wegen suchten, wie Risiken besser gemanagt, kontrolliert und reduziert werden können – zum Beispiel bei der Entsorgung von Sondermüll. Im Laufe der Zeit rückte bei diesen Unternehmen dann das Gesamtbild von Umwelt, Gesundheit und Sicherheit in den Vordergrund. Parallel dazu formierten sich Interessengruppen mit ihren Forderungen: Verantwortung gegenüber dem Gemeinwesen, mehr Vielfalt und so weiter. Als diese sozialen und ökologischen Anliegen aufeinandertrafen, wurde klar, dass sie in integrierten Programmen angegangen werden müssen. Mit anderen Worten, Nachhaltigkeit war nicht einfach eine Sammlung unterschiedlicher Maßnahmen; der Begriff spiegelte die Gesamtheit der Konzepte, wie Organisationen Entscheidungen trafen und ihre Geschäfte tätigten.
Wo stehen wir heute in der Entwicklung von Nachhaltigkeit?
Ein aktueller Trend ist die integrierte Berichterstattung – zum Beispiel durch die Erstellung von Jahresberichten, die alle Unternehmensaspekte einschließen und nicht etwa ökologische, soziale und finanzielle Bilanzen getrennt voneinander betrachten. Viele Unternehmen tun dies freiwillig. Die Regierungen in Südafrika und mehreren europäischen Ländern setzen eine solche Berichterstattung sogar voraus. Wir können davon ausgehen, dass immer mehr Börsen und Regulierungsbehörden genau dies in Zukunft ebenfalls verlangen werden.
Die durch BP verursachte Ölpest im Golf von Mexiko ist ein gutes Beispiel. Wenn man nur über Finanzen spricht, geraten häufig schwerwiegendere Unternehmensrisiken aus dem Blickfeld. Hätte BP sich mehr mit den Umweltrisiken im Zusammenhang mit den Bohrungen an der Golfküste auseinandergesetzt und wie diese sich im schlimmsten Fall auswirken können – ökonomisch, ökologisch, sozial –, wir hätten vielleicht einen anderen Ablauf der Katastrophe beobachten können.
Welche Faktoren haben Einfluss auf den Nachhaltigkeitstrend?
Zwei Themen haben sich herauskristallisiert. Zum einen die Forderung nach mehr Transparenz und Verantwortungsbewusstsein, zum anderen die Erwartung nach mehr Engagement der Betroffenen. Organisationen müssen sich heute mit Mitarbeitern, Kommunen, Regierungen, Aktivisten, Dienstleistern und Kunden regelmäßig austauschen. Durch den Dialog erfahren die Unternehmen, was die Betroffenen erwarten und wie gut sie diese Erwartungen erfüllen.
Was bedeutet Nachhaltigkeit für die Arbeit im Nonprofit-Bereich?
So wie andere Unternehmen haben auch Nonprofit-Organisationen Stakeholder, die von ihnen ein bestimmtes Verhalten erwarten. Diese Erwartungen betreffen nicht nur die Werte einer Organisation, sondern auch ihre praktische Arbeit. Das Letzte, was wir alle wollen, wäre doch eine soziale Initiative, die die Umwelt schädigt oder die wirtschaftlich unsinnig und nicht nachhaltig ist. Nachhaltigkeit dagegen garantiert in gewisser Weise, dass Sie den richtigen Mix finden, um nicht nur die Organisation voranzubringen, sondern auch das Wohl der Allgemeinheit.
Wenn ich gefragt werde: „Worin liegt der Wert von Nachhaltigkeit?“, dann sage ich immer: „Sie stellen die falsche Frage. Die eigentliche Frage ist doch, was ist die Motivation hinter Ihrem Projekt – wo liegen die entscheidenden Chancen und Risiken?“ Bei Nachhaltigkeit geht es nie nur um einen Aspekt. Achten Sie auf die globalen Trends. Wer schlau ist, will doch für die Zukunft planen.
Wie können Rotarier sicherstellen, dass die Organisationen, mit denen sie zusammenarbeiten, nachhaltige Prinzipien anwenden?
Fragen Sie die Organisationen nach ihren Werten und dann sich selbst: Stimmen diese mit unseren Werten überein? Welche Strukturen besitzen diese Organisationen, um Nachhaltigkeitsfragen zu managen?
Stellen Sie Nachforschungen über das Internet an. Manchmal finden Sie hier einen prächtigen Nachhaltigkeitsbericht, wenn Sie jedoch den Namen der Organisation zusammen mit Begriffen wie „Krise“, „Problem“ oder „Protest“ eingeben, dann stoßen Sie unter Umständen auf signifikante Probleme, die in dem Bericht nicht angesprochen werden. Stellen Sie die Fragen von Interessengruppen. Diese sind nämlich die härtesten Kritiker von Unternehmen. Wenn Sie wirklich die besten Partner finden wollen, dann richten Sie eine Website ein, auf der Sie Ihre Werte herausstellen und eindeutig definieren, welchen Werten die Partner folgen sollten, mit denen Sie gerne zusammenarbeiten würden.
Regelmäßige Überprüfung ist überaus wichtig, ob online oder vor Ort. Wenn Sie konsequent den Praktiken fortschrittlicher Unternehmen folgen wollen, dann konzentrieren Sie sich auf die Punkte, die diesen Unternehmen wichtig sind: Menschenrechte, faire Arbeitspraktiken, Umweltschutz, gute Unternehmensführung (Korruptionsbekämpfung), Verbraucherinteressen, Einbindung und Entwicklung des Gemeinwesens sowie Wirtschaftlichkeit.
Wo erfahren wir mehr über Nachhaltigkeit?
Das Internet ist eine großartige Quelle für kostenlose Artikel und Präsentationen zum Thema. Zudem gibt es Bücher für Interessenten, die gerne nachhaltige Praktiken in ihren Organisationen implementieren würden. Viele lokale Gruppen engagieren sich vorbildlich dabei, Behörden und Unternehmen zu einem regelmäßigen Austausch über Nachhaltigkeit im Gemeinwesen zusammenzubringen. Finden Sie heraus, welche Initiativen in Ihrer Nähe bereits laufen und wie Sie mitmachen können.
William R. Blackburn ist Autor von „The Sustainability Handbook: The Complete Management Guide to Achieving Social, Economic, and Environmental Responsibility“. Er ist Präsident einer weltweiten Beratungsfirma für Nachhaltigkeit und Umwelt, Gesundheit und Sicherheitsmanagement.
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