Im Fokus: Gelungene Integration
Der Pferdedoktor
Der Rotary Club Lübecker Bucht-Timmendorfer Strand ist stolz darauf, Alaa aldeen Kanani aus Syrien den Start in ein neues Leben erleichtert zu haben.
Clubmitglied Hans-Eckhard Tribess sagt: „Wir hätten nie gedacht, dass er sich hier so gut integrieren würde. Es wurde ihm wirklich nicht leicht gemacht.“ Alaa, damals 24 Jahre alt, erzählt: „2015 war es bei uns so gefährlich geworden, dass meine Familie beschloss, meine Brüder und mich nach Europa zu schicken. Meine Eltern hatten mir eine sehr gute Ausbildung zum Tierarzt ermöglicht und so konnte ich auch
schon ein paar Jahre Berufserfahrung vorweisen. Als meine Flucht dann im November 2015 in Lübeck endete, war ich hochmotiviert, Deutsch zu lernen, um mich hier möglichst schnell einleben und als Tierarzt arbeiten zu können.“
Was Alaa damals nicht wusste, ist: Ohne deutsche Approbation funktioniert das nicht. Um diese zu erlangen, musste er zunächst auf hohem sprachlichen Niveau sein Können an einer deutschen tierärztlichen Hochschule beweisen. Allerdings lehnte es die zuständige Sozialbehörde ab, die Kosten für entsprechende Sprachkurse zu tragen. Hier kam nun der RC Lübecker Bucht-Timmendorfer Strand ins Spiel. Ein Mitglied bat um die Übernahme der Kosten für Alaas Sprachunterricht durch den clubeigenen Hilfsfonds, dessen lohnendes Investment rasch deutlich wurde: „Unser Schützling war viel schneller als erwartet in der Lage, das Studium an der Tierärztlichen Hochschule Hannover zur Erlangung der Approbation aufzunehmen. Die praktischen Fertigkeiten konnte er studienbegleitend in einer großen Pferdeklinik vertiefen, anschließend folgte eine Assistenztätigkeit bei einem niedergelassenen Tierarzt mit angeschlossener Kleintierpraxis.“ Schier zum Verzweifeln waren für Alaa die Rechtsvorschriften zur Erlangung der Approbation – jede Menge Gesetze und Verordnungen mussten beachtet, aber vor allem erst mal verstanden werden. Und unter jedem Prüfungspapier stand zudem: „Bitte beachten Sie auch die Hinweise zur Gesetzgebung auf Seiten der Europäischen Union“, dazu mindestens zwei Links auf Internetseiten. Glücklicherweise fand sich im Club ein Mitglied für eine Arbeitsgemeinschaft, man paukte gemeinsam und freute sich über die Erlösung.
Im November 2020 folgte die Einbürgerung, zwei Wochen später lag die Approbationsurkunde vor. Seither ist Alaa bei einem niedergelassenen Tierarzt tätig. Besonders der Umgang mit Pferden liegt ihm. Gefragt nach seinem Traumjob antwortete er: „Ich würde gern als Tierarzt auf einem großen Gestüt arbeiten. Am liebsten in meiner Heimat, wenn es denn eines Tages dort Frieden gibt.“ Und noch ein Ziel hat er ins Auge gefasst: die Gründung eines Rotary Clubs in Syrien.
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