Foundation-Schwerpunkte
Heiße Tipps für Global Grants
Wie man’s richtig macht, zeigt die Rotary Foundation an 20 erfolgreichen Projekten.
Global Grants auf einen Blick
Nachhaltigkeit ist eine zentrale Voraussetzung für Global Grants. Dazu müssen sechs Elemente erfüllt sein:
• Präzise Problemanalyse vor Ort
• Einbeziehung lokaler Experten/Multiplikatoren in Geschäftsführung/Verwaltung
• Ausreichende Schulung der Betreiber
• Beschaffung der Materialien über lokale Anbieter
• Einwerbung lokaler Sponsoren
• Umfassende Evaluierung des Projektverlaufs
Aus der Vielzahl humanitärer Projekte, die die Rotary Foundation in den sechs Schwerpunktbereichen mit Global Grants fördert, haben die Mitarbeiter in Evanston eine Liste von 20 Projekten zusammengestellt, die als Musterbeispiele gelten können. Sie wurden im Mai in der Zeitschrift The Rotarian vorgestellt. Zusätzlich wurden die Projektverantwortlichen interviewt, um herauszufinden, welche Kriterien über Erfolg oder Misserfolg von Global Grants entscheiden. Im Folgenden eine Zusammenfassung der Ergebnisse:
Die wichtigsten drei Tipps, die Projektmacher für ausschlaggebend halten, sind: persönliche Kontakte der Verantwortlichen, Warmlaufen mit kleineren Pilotprojekten sowie die Rücksichtnahme auf kulturelle und soziale Traditionen am Projektort. Auch wenn die Partnerclubs oft aus verschiedenen Erdteilen stammen, „so gibt es keine Alternative zu persönlichen Kontakten, wenn das Projekt ein Erfolg werden soll“. So Stephen Baker, RC Key Biscayne, Florida, USA. Wie man trotz weiter Distanzen zueinanderfinden kann, weiß Gus Oppermann, RC Los Angeles, USA: „Geht zur Rotary Convention oder besucht internationale Projektbörsen. Auch Clubbesuche im Ausland können wertvolle Kontakte bringen.“ Eine eigene Börse veranstalten die Distrikte 5170 (Kalifornien) und 4130 (Mexiko, Teile von Texas, USA), deren Mitglieder sich einmal im Jahr zusammenfinden und Ideen austauschen.
Diese Tipps helfen auch, wenn man überhaupt erst einmal einen Partnerclub finden will. Schon zu Hause kann man sich im Internet informieren, und zwar bei „Online Tools“ wie Rotary Showcase oder Rotary Ideas (beide unter www.rotary.org). Hier können Clubs ihre Projektideen vorstellen. Auch nützlich: Fragen Sie Governors und Past-Governors im Distrikt. Jeder Jahrgang unterhält sein eigenes weltweites Netzwerk.
Aus schlechten Erfahrungen lernen
Auch erfolgreiche Projektmanager sind vor schlechten Erfahrungen nicht gefeit: Gefragt, was sie gern gewusst hätten, bevor sie loslegten, sagt Vasudha Rajasekar, RC Madras East, Indien, der eine mobile Krebsvorsorge für schlecht versorgte Landbewohner in Indien aufgebaut hat, dass die gesetzlichen Bestimmungen für die Ausstattung von Bussen die größten Probleme aufwarfen. Und würden Sie heute etwas ganz anders machen? „Wir würden zeitlich anders planen“, so Gerald Sussman, RC Coral Springs-Parkland, Florida, USA. Sein Club hat zusammen mit dem RC Haifa ein Wasserprojekt in Israel entwickelt, bei dem Schüler von zehn Schulen und unterschiedlicher Herkunft 38 Forschungsprojekte zur Wasserversorgung entwickelten – im Nahen Osten ein hoch politisches Thema. Die Zusammenarbeit der Schüler war deshalb auch ein „verstecktes Friedensprojekt“, wie es heißt. Dennoch: „Ein derart aufwendiges Projekt erfordert einen langen Atem, der uns fast ausgegangen wäre.“
Unter den 20 ausgewählten Projekten befindet sich ein Global Grant des RC Burnt Hills-Ballston Lake im US-Bundesstaat New York mit dem internationalen Partner RC Luanshya in Sambia. Das Besondere: Das Projekt wurde nicht in Afrika, sondern in den USA umgesetzt. Für eine Klinik in Albany wurden Spezialgeräte zur Operation von Gaumenspalten und ähnlichen Missbildungen bei Kindern angeschafft. Die kleinen Patienten mussten zuvor weite Wege bis Boston oder New York für eine Operation auf sich nehmen. Die Rotarier in Sambia wollen die für die USA angeschafften Geräte sowie das nötige Know-how möglichst bald auch in ihrem eigenen Land einsetzen.
Dazu passt die Aussage eines Projektplaners, dass die internationalen Partner nicht unbedingt als Geldgeber gesehen werden sollten, sondern als Verstärker der Projektidee, zumeist als rotarische Sachwalter vor Ort sowie als Ansprechpartner für neue Projekte.
Unter den 20 Top-Projekten ist eines mit Beteiligung aus dem Verbreitungsgebiet dieses Magazins: Der RC Flensburg hat als internationaler Partner des RC Ascuncion, Paraguay bei der Ausrüstung einer dörflichen Kooperative indigener Bauern mit landwirtschaftlichem Gerät (Traktor, Pflug, Egge) mitgewirkt. Eine regionale Organisation stellt die Einführung der Bauern in moderne landwirtschaftliche Methoden sicher.
Mehr: rotary.org/en/top-global-grant-projects
Matthias Schütt ist selbständiger Journalist und Lektor. Von 1994 bis 2008 war er Mitglied der Redaktion des Rotary Magazins, die letzten sieben Jahre als verantwortlicher Redakteur. Seither ist er rotarischer Korrespondent des Rotary Magazins und seit 2006 außerdem Distriktberichterstatter für den Distrikt 1940.
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