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Interview

»Win-win für Denkmalprojekte«

Ein Gespräch mit Karl-Eberhard Feußner, RC Alsfeld/Hessen, Leiter der DenkmalAkademie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Schloss Romrod

Matthias Schütt14.11.2014

Sie bieten in der DenkmalAkademie Weiterbildung für Architekten und Handwerker, aber auch für Ehrenamtliche. An wen genau richtet sich dieses Angebot?


Karl-Eberhard Feußner: Unsere Seminare und Workshops richten sich an alle Beteiligten am Denkmal. Wenn wir heute in Städten und Dörfern so viele Beispiele gelungener Sanierungen sehen, ist das ein Erfolg der guten Zusammenarbeit von Eigentümern, Architekten, Denkmalschützern, Bauforschern und ausführenden Handwerksbetrieben. Aber jede Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Und so lassen sich (noch zu viele) Baustellen finden, bei denen das Zusammenspiel nicht funktionierte. Deshalb wäre es falsch, einzelne Akteure aus der Fortbildung auszuschießen.


Wie werden die Angebote für Laien und Eigentümer angenommen? Kann man daraus auf ein steigendes Interesse an Denkmalschutz und -pflege schließen?


Der Schutz und die Pflege des kulturellen Erbes haben in Deutschland eine lange Tradition und sind gerade in bildungsnahen Schichten fest verankert. Das bedeutet aber nicht, dass der Denkmalschutz unangefochten ist. Gerade ungenügend informierte Laien fürchten Einschränkungen und wissen zu wenig über die Chancen und auch die finanziellen Vorteile von Denkmälern. Und auch über den ökologischen Nutzen und die besonderen Annehmlichkeiten des Lebens in historischen Altbauten ist noch zu wenig bekannt. Das resultiert gerade bei Politikern in der irrigen Wahrnehmung von Denkmalschutz als öffentliches Investitionshemmnis, wohingegen er eigentlich Wirtschaftsförderung, Ökologie und Kulturerhalt zu einer gelungenen Symbiose bringt.


Wo liegen die größten Infor­mationsdefizite von Ehrenamtlichen?


Typisch ist die Orientierung auf den lokalen Raum. Daher ist es wichtig, neben Themen wie „Finanzbeschaffung für Vereine“ oder „Handlungsmaximen in der Denkmalpflege“ auch Seminare anzubieten, in denen Konzepte zur Mitgliedergewinnung und -bindung aus verschiedenen Regionen und unterschiedlichen Sparten vorgestellt werden. Denn „der Erfolg gebiert den Erfolg“. Und starke Denkmalinitiativen sind in der Lage, ein Schwungrad der Anerkennung in Bewegung zu setzen, das mit gelungenen Projekten die Mitgliedschaft aktiviert und damit wieder neue erfolgreiche Denkmalprojekte ermöglicht.


Wenn ein Rotary Club ein Denkmalprojekt aufziehen will, welche über Seminare hinausgehende Hilfestellung können Sie anbieten?


Mit ihrem Know-how und ihren Verbindungen sind Rotarier in der Lage, ohne fremde Hilfe Spendenaktionen erfolgreich durchzuführen. Wohl aber ergeben sich Möglichkeiten zur Hilfe und Zusammenarbeit in der Projektvorbereitung und in der Kommunikation nach Projektabschluss. So können Fachvorträge über bauhistorische und denkmalpflegerische Grundlagen Rotarier auf Einsätze in Hands-on-Projekten vorbereiten. Und Berichte von Rotariern über  erfolgreiche Projekte in Seminaren und Workshops der Akademie können als Inspiration für andere Organisationen dienen. Eine Win-win- Situation, die für die Zukunft noch Ausbaupotenzial hat.

Matthias Schütt

Matthias Schütt ist selbständiger Journalist und Lektor. Von 1994 bis 2008 war er Mitglied der Redaktion des Rotary Magazins, die letzten sieben Jahre als verantwortlicher Redakteur. Seither ist er rotarischer Korrespondent des Rotary Magazins und seit 2006 außerdem Distriktberichterstatter für den Distrikt 1940.