Panorama
Das Vermächtnis aus Arusha
Zu Besuch bei der Distriktkonferenz D 9211
Als Ismail Sadek (D 1910) und ich (D 1920) für 2018/19 als Governors gewählt wurden, beherrschte Europa die Flüchtlingswelle und Flüchtlingskrise. Obwohl wir es hierzulande nur mit zehn Prozent zu tun haben, die heftig politisch polarisieren, leben 90 Prozent der Flüchtenden in Nachbarländern der Krisenregionen – meist in Lagern ohne Chance auf Autonomie, Entwicklung, Lernen und Arbeit. Auch für die Bewohner dieser Erstaufnahmeländer sind die Lebensbedingungen problematisch, mangels Gesundheitsvorsorge, -betreuung, Seuchenbekämpfung, Bildung, Erziehung, Arbeitsplätzen oder Zugang zu reinem Wasser. Gemeinsam wollen wir in unserem Jahr durch ein kontinentübergreifendes Netzwerk von Rotary / Rotaract Clubs zu Respekt, Austausch, nachhaltigen Kontakten und Projekten anregen.
Unser Fokus liegt auf Afrika, beginnend mit Tansania (TZA) und Uganda (UGA). Daher haben wir im Mai 2017 an der Distriktkonferenz beider Länder (D 9211) in Arusha (Tansania) teilgenommen – neben vier Malaria-Experten aus Seattle als einzige Nichtafrikaner unter 1200 Teilnehmern. Bei 3515 Mitgliedern in 130 Clubs in beiden Ländern sind das sensationelle 35 Prozent. Das Vier-Tage-Programm war in Minuten exakt fixiert, trotzdem ungezwungen, mit engagierten Mitarbeitern, Awards für Clubs und Festen am Abend. Auffallend war die hohe Präsenz von Rotarierinnen (TZA 29,86 Prozent, UGA 37,43 Prozent) und vielen jungen Menschen. Allein in Uganda gibt es über 150 Rotaract und Interact Clubs – und die „Early Actors“ (fünf bis zwölf Jahre). Trotz politischer Umbrüche haben die ersten Clubgründungen – RC Kampala 1957, RC Dar es Salaam 1949 – überlebt und viele Clubs gegründet. Die Wahl von Sam F. Owori (RC Kampala) zum RI-Präsidenten 2018/19 hat ein selbstbewusstes Ost-Afrika ins Bewusstsein zurückgeholt. Umso schmerzlicher ist sein plötzlicher Tod für Rotary als Institution und für die afrikanischen Clubs. Doch es ist der Mensch Sam Owori mit seinen Visionen, der nachhaltige Spuren auch in unserem Leben und Denken hinterlassen hat. Wir nehmen es als Auftrag, in seinem Sinn weiterzuarbeiten.
Sie ist Herausgeberin der Reihe "Marie Jahoda sozialwissenschaftliche Studien" im Peter Lang-Verlag.
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