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Ewiges Engagement

Für ein flexibleres „Service Above Self“ in Stiftungen

Ewiges Engagement - Für ein flexibleres „Service Above Self“ in Stiftungen
Alle Helfer versammeln sich vor dem Einbau des Solarmoduls © privat

Die Niedrigzinsphase macht es Stiftungen schwer, ihren Stiftungszweck zu erfüllen. Die Deutsche Rotarische Stiftung (DRS) reagiert darauf flexibel und bietet Möglichkeiten der Kooperation an.

Sybe Visser01.06.2017

Soziales Engagement wird bei den zunehmend komplexen Herausforderungen unserer Gesellschaft immer wichtiger. Die Vielfalt bürgerschaftlicher Strukturen wächst entsprechend, denn viele kommunale Projekte können heute nur noch über die Förderung von Stiftungen getragen werden. Seit 2001 hat sich die Zahl der Stiftungen verdoppelt, allein im Jahr 2016 wurden 582 Stiftungen neu gegründet. Durch die anhaltende Niedrigzinssituation ist die Arbeit von Stiftungen jedoch schwieriger geworden und der traditionelle Erhalt des Stiftungsvermögens erscheint nicht mehr als Selbstverständlichkeit. Gerade kleinere lokale Stiftungen haben das Problem, dass die Verwaltungskosten und der gesetzliche Ausgleich für Inflation die Erträge minimieren und die Stiftungszwecke oftmals nicht mehr erfüllt werden können. Neue Wege im Stiftungswesen erscheinen als notwendig. Eine Möglichkeit bietet zum Beispiel die Bündelung von kleineren Einzelstiftungen zu einer größeren.

Attraktive Alternative
Vor dem Hintergrund der Zinserosion ist für die Deutsche Rotarische Stiftung (DRS) die im Jahr 2013 eingeführte Möglichkeit der Verbrauchsstiftung eine attraktive Alternative zur traditionellen Kapitalstiftung. Durch diese neue, gesetzlich geschaffene Variante darf die DRS Stiftungsgelder über einen Zeitraum ab zehn Jahren „verbrauchen“, in welchem die Zinserträge sowie das gesamte Stiftungskapital dem vorher bestimmten Stiftungszweck zufließen.
Diese Variante ist auch jenen zu empfehlen, die bereits zu Lebzeiten mit ihrem Geld etwas Sinnvolles finanziell beeinflussen möchten. Sowohl der Zweck der Verbrauchsstiftung als auch deren Laufzeit werden bei der Gründung festgelegt.

Gemeinsames Anlegen ist günstiger
DRS steht mit verschiedenen regionalen rotarischen Stiftungen in Kontakt, um durch Kooperation deren Kosten zu senken. Ein Zusammenschluss bietet aber noch weitere Vorteile. Zum Beispiel können in der Anlagepolitik mehr Möglichkeiten geschaffen werden, wie eine bezahlbare  Streuung des Anlagerisikos, was eben nur bei größeren Beträgen sinnvoll möglich ist.

2005 als eigenständige Stiftung des Rotary Deutschland Gemeindienst e. V. (RDG) gegründet, wird die DRS von allen Rotariern in Deutschland getragen. Ziel ist es, größere Zuwendungen – wenn gewollt –  längerfristig einzusetzen und nur die Erträge in Projekte fließen zu lassen. Geleistete Zuwendungen bleiben dann, im Gegensatz zur Verbrauchsstiftung, prinzipiell ewig erhalten. Interessant ist die Stiftung für all jene, die für die rotarischen Ziele ein Vermächtnis hinterlassen oder eine große Zuwendung zu Lebzeiten leisten möchten. Der Vorteil bei Letzterem liegt darin, dass Zustiftungen an die DRS bis zu einer Million Euro steuerlich abzugsfähig sind. Zuwendungen zu Lebzeiten zugunsten der Rotary Foundation sind es dagegen nicht. Denn anders als RDG und DRS gilt die Rotary Foundation als eine amerikanische Institution, und deutsche Spenden in die USA sind nicht steuerlich abzugsfähig.

DRS unterstützt Clubprojekte
An die DRS geleistete Zuwendungen werden gemäß dem rotarischen Stiftungszwecks und der vom Zustifter getroffenen Zweckbestimmung als Stiftungskapital eingesetzt. Wie die Rotary Foundation unterstützt auch DRS Clubprojekte oder Stipendiaten finanziell und profitiert dabei von der langjährigen Erfahrung des RDG in der Beratung von Projekten sowie Spendern. Die DRS unterliegt der deutschen Stiftungsaufsicht und ist dem deutschen Stifterverband als Mitglied angeschlossen. Sie arbeitet eng mit der Rotary Foundation zusammen, ist jedoch rechtlich selbstständig. Als deutsche Stiftung darf die DRS gesetzlich maximal 35 Prozent des Stiftungskapitals in Aktien anlegen. Die Geldanlage basiert auf konservativen Anlagerichtlinien, die einer jährlichen Überprüfung eines Anlageausschusses unterzogen werden. Organisatorisch ist die DRS in die Verwaltung des RDG eingebunden, und die anteiligen, sehr geringen Verwaltungskosten werden derzeit aus den Mitgliedsbeiträgen aller deutschen Rotarier an RDG gedeckt. Die Anlageerträge kommen somit zu 100 Prozent den rotarischen Projekten zugute.

Der Spender bestimmt
Die Erträge der DRS kommen bis zu gewissen Zustiftungshöhen (unter 25.000 Euro) den international geförderten Projekten der Rotary Foundation in den bekannten sechs Fokusgebieten zugute. Bei höheren Zustiftungen (über 175.000 Euro) an die DRS kann der Spender bestimmen, ob er die Erträge deutschen Projekten zuweisen möchte oder alternativ den Schwerpunktbereich der Verwendung beziehungsweise die Aufstockung von Distriktmitteln auswählt. Die vorgegebenen Verwendungszwecke erfordern innerhalb der Stiftung einen reglementierten Entscheidungsprozess unter der Beteiligung verschiedener rotarischer Vertreter, der auch die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und Prioritäten berücksichtigt.

Von Herz-OP bis Armenküche
Bis zum Geschäftsjahr 2016 hat die DRS ein Gesamtstiftungskapital in Höhe von rund 1.085.337 Euro angesammelt. Neben Jahresfonds und Polio konnten aus den Erträgen in den letzten Jahren verschiedene Projekte begünstigt werden. Das Spektrum hierbei ist breit und reicht von Jugendarbeit im Distrikt 1900 und einem Stipendium für eine Studentin über die Zuschussfinanzierung einer Herz-OP eines rumänischen Kindes bis zur Unterstützung der Armenküche in Düsseldorf.

Bilanzgewinn für Mini-Kraftwerk
Darüber hinaus konnte im Jahre 2016 einen Bilanzgewinn von rund 2600 Euro erzielt werden. Für dessen Verwendung wurde vom Beirat der DRS entschieden, ein Naturschutzprojekt mit 2000 Euro zu fördern. Das Carl-Fuhlrott-Gymnasium in Wuppertal bat hier erfolgreich um Unterstützung für die Finanzierung eines Hybridkraftwerkes für erneuerbare Energien. Die Gesamtkosten des Projektes betrugen 5300 Euro, welche über weitere Spenden komplett aufgebracht wurden. In einem für die Installation initiierten MINT-Projekt haben Schüler des Gymnasiums in Zusammenarbeit mit zwei Dozenten vom Bergischen Schultechnikum das Minikraftwerk in Betrieb genommen. Aus Wind- und Sonnenenergie wird seitdem Strom für den Schulgarten erzeugt, um Infrarotwebcams anzutreiben, die die Aktivitäten in den Insektenhotels, Nistkästen und Vogelnestern auf einen Monitor übertragen.