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Peace Fellow Stipendium

Förderung von Stipendiaten

Mit Stipendien unterstützt Rotary junge Menschen, die sich weltweit für Bildung, Völkerverständigung und Frieden einsetzen wollen.

Sybe Visser01.06.2016

Für Ana Catalina Garcia de Alba Diaz war es die positivste Entwicklung in ihrem bisherigen Leben. Sagt sie. „Vielleicht hätten andere Stipendienprogramme ähnliche Erfahrungen ermöglicht, aber die Einzigartigkeit der Rotary World Peace Fellowships beruht darauf, dass Rotarier Türen für uns öffnen, uns ihre Menschlichkeit spüren lassen und den nötigen Antrieb geben für die beruflichen Ziele“, lobt Garcia de Alba Diaz, die mit Spenden deutscher Rotarier gefördert wurde.

Rotary-Stipendien helfen der Rotary Foundation, über Bildung die Völkerverständigung und den Frieden zu fördern. Deutsche Rotarier unterstützen mit ihren Spenden jährlich zehn Kandidaten mit einem Stipendium für ein zweijähriges Friedensstudium an einer der sechs ausgewählten Universitäten weltweit. Von mehr als 500 Stipendiaten erhielten schon 210 Hilfe aus Deutschland.

Garcia de Alba Diaz‘ Beispiel zeigt, wie die Förderung ihr Leben beeinflusst und verbessert hat. Das trifft auch auf die anderen Stipendiaten zu, etwa auf Silvia Fontana (siehe rechts). Eine erlernte Weitsicht, die auf interdisziplinärer Ausbildung basiert, schafft es, die Motive sozialen Handels zu verstehen und zu vermitteln. Rotary trägt dazu ideell wie finanziell bei.

Finanzierung über Annual Fund Spenden
Die Beiträge der Rotarier sind die Haupteinnahmequelle von Rotary. Mit einem jährlichen Spendenbeitrag für die Foundation fördern die deutschen Rotarier Programme und Projekte der Foundation. Für Deutschland gilt dabei aufgrund des Steuerrechts ein Sonderfall: Die rotarischen Spenden werden an den Rotary Deutschland Gemeindienst (RDG) gezahlt und nicht in die USA an die Foundation überwiesen. Jährlich bucht und verwaltet RDG über 35.000 Spendeneingänge in Höhe von mehr als elf Millionen Euro. Gleichzeitig sorgt RDG dafür, dass das Vermögen innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Frist von zwei Jahren ausgezahlt wird. Hierin liegt der Hauptunterschied zwischen RDG und der Rotary Foundation: Die von RDG verwalteten Gelder werden nicht längerfristig angelegt, sondern müssen nach deutschem Steuerrecht kurzfristig verwendet und ausgegeben werden.

In Deutschland gibt es immer wieder Kritik an der Anlagepolitik der Foundation. Die deutschen Rotarier wissen meistens, dass die Spenden in Deutschland kurzfristig verwendet werden müssen, um steuerrechtlich befreit zu sein. Die Rotary Foundation verfügt aber über viel mehr Gelder als nur über die Beträge aus dem Annual Fund, zum Beispiel über „ewiges“ Geld aus Vermächtnissen und Major Donor Spenden. Dieses Geld wird mit einer anderen Strategie angelegt und bringt so langfristig mehr Rendite als kurzfristige „sichere“ Anlagen - gerade heute.

Auswahl und Unterstützung
Die von deutschen Rotary Clubs gesammelten Spenden waren aber nie von dieser amerikanischen Anlagepolitik betroffen, auch nicht in den Jahren, als die Foundation Verluste verzeichnen musste. Auch die Spenden für den Annual Fund und für Polio bleiben in Deutschland. RDG legt sie konservativ an, bis sie an gemeinnützige Projekte ausgezahlt werden, die von den Distrikten beantragt und danach positiv beschieden wurden. Die Stipendien für Garcia und Fontana sind ein Teil davon.

Die Rotary Foundation schlägt RDG jedes Jahr Bewerber für ein Stipendium an der Duke University im US-Bundesstaat North Carolina vor. Der RDG-Vorstand wählt zehn aus, die eine Förderung von rund 70.000 Euro über zwei Jahre erhalten. Die Förderung deckt Studiengebühren, Unterhalt, An- und Abreise und alle Kosten für die obligatorische Feldforschung ab. Neben der Entwicklungspolitik bietet die Uni Geographie, Geschichte, Sozialarbeit, Journalismus, Rechtswissenschaften sowie weitere Masterstudiengänge an.


Ana Catalina Garcia de Alba Diaz
Rotary-Stipendiatin Master Geografie


Im Jahr 2011 wählte Rotary Ana Catalina Garcia de Alba Diaz für ein Peace Fellow Stipendium aus. Zuvor hatte sie in Kanada und Mexiko schon Internationale Beziehungen studiert und als Praktikantin im mexikanischen Innenministerium gearbeitet, in der Abteilung für Verteidigung der Menschenrechte. Ihre berufliche Karriere startete sie in der Friedrich-Ebert-Stiftung. Aufgrund der dort gemachten Erfahrung konzentriete sie sich auf Fragen der sozialen Entwicklung in Mexiko sowie der Zusammenarbeit zwischen Mexiko, Deutschland und der Europäischen Union. 2009 trat sie dem regionalen Team des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) bei, das die Folgen der internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise auf die Demokratie in Lateinamerika untersuchte.

In dieser Zeit bafasste sich Garcia de Alba Diaz auch mit Frühwarnsystemen für gesellschaftliche Entwicklungen. Darum entschied sich Rotary 2011 für die junge Frau. Sie nutzte das Stipendium für ein Masterstudium in Geografie. Darin konzentrierte sie sich auf die humanitäre und soziale Krise in Mexiko. Sie untersuchte, welche Rolle die Bewegung „Movement for Peace with Justice and Dignity“ spielte, die sich als Reaktion auf die wachsende Zahl der Todesopfer im Kampf gegen die Drogenkartellen gegründet hatte. Durch großangelegte Aktionen entlarvte die Bewegung Fehlinformationen der Politiker und gab den betroffenen Bürgern ein Podium, ihre Sicht darzustellen. „Das Stipendium“, sagt Garcia de Alba Diaz, „hat mir geholfen, noch effektiver und effizienter die Menschen in Lateinamerika unterstützen zu können.“


Silvia Fontana
Rotary-Stipendiatin Master Internationale Entwicklungspolitik


Nach ihrem Bachelorabschluss in Business Administration an der privaten Mailänder Wirtschaftsuniversität Luigi Bocconi begann Silvia Fontna als Finanzberaterin bei der Immobiliengesellschaft von Pirelli & C. Real Estate. Da ihr Interesse an internationaler Zusammenarbeit und Sozialarbeit wuchs, kündigte sie 2010 und meldete sich bei dem unabhängigen Hilfswerk Mission Enfance für einen Einsatz in Armenien. Dort wollte sie in einem Bildungszentrum Kindern helfen. 2011 ging sie für die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ in die Demokratische Republik Kongo. Bis Juni 2012 arbeitete Fontana dort als Personalmanagerin und Verwaltungskoordinatorin für die gesamte Mission im Kongo, sie war zuständig für rund 400 Mitarbeiter.

Ihre Kompetenz als Personalmanagerin und ihre Führungsqualitäten in Notsituationen prädestinierten sie für ein von Rotary finanziertes Peace Fellow Stipendium. Im Studium der Internationalen Entwicklungspolitik an der Duke University vertiefte sie ihr Wissen über Entwicklungshilfe, wirtschaftliche Fragen und Nachhaltigkeit. Für ihre Feldforschung reiste sie als Beobachterin für die Stiftung VicenteFerrer nach Indien, um herauszufinden, was getan werden muss, damit der Kampf gegen extreme Armut nachhaltig wirkt. Entscheidend, so Fontana, seien die Qualitäten der Entscheider und das Gespür für die Bedürfnisse der Menschen vor Ort. Heute arbeitet Fontana als Koordinatorin bei der Weltbank.


 Förderung der Stipendiaten
Im rotarischen Jahr 2014/15 betrug das Spendenaufkommen für den Annual Fund in Deutschland 3.330.000 Euro. Daraus wurden mit einer Gesamtsumme von 2.756.000 Euro folgende Bereiche finanziert: Stipendiaten der Duke University, North Carolina (s.g. Peace Fellows), Distriktmittel für Distrikt Grant Projekte, Distriktmittel und Foundation Projektmittel für Global Grants, sofern das Projektkonto bei RDG geführt wird. Ein Viertel der deutschen Annual Fund Spenden fließen also in die Ausbildungsunterstützung. Jährlich werden hierüber zehn neue internationale Stipendiaten für zwei Jahre gefördert. Den Restbetrag aus dem Jahr 2014/15 mit einer Summe von fast 600.000 Euro zahlt RDG im rotarischen Jahr 2016/17 aus.