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Clubcluster als Modell

Projektarbeit im Viererteam

Der RC Berlin-Funkturm arbeitet bei seinen humanitären Projekten regelmäßig mit seinen drei Partnerclubs zusammen – ein Interview mit dem Foundation-Beauftragten Wolfram Eckert

Matthias Schütt30.04.2016

Herr Eckert, in den Wochenberichten des RC Berlin-Funkturm sind Ihre Partnerclubs ständig präsent, vor allem mit gemeinsamen Projekten. Erläutern Sie uns bitte den Hintergrund.
Unmittelbar nach der Clubgründung 2011 hat unser Präsident Thomas Guzatis Kontakt zu den Rotary Clubs Bern Rosengarten (Schweiz), Westminster East (England) und Maribor-Park (Slowenien) aufgenommen. Im April 2013 wurde daraus ein offizielles Clubcluster. Der besondere Kitt dieser freundschaftlichen Verbindung sind die gemeinsamen Projekte im Spektrum der sechs Foundation-Schwerpunkte.

Wie läuft das praktisch ab?
Wir haben uns darauf verständigt, dass abwechselnd jedes Jahr ein Club ein Global Grant zu einem selbst gewählten Projekt vorschlägt, das die anderen Partner durch Clubmittel und möglichst Distrikt Grants unterstützen. Damit nutzen wir die attraktiven Aufstockungsangebote der Rotary Foundation aus. Den Anfang machte der Londoner Club in Indien mit der Anschaffung mobiler Dialysegeräte. Das Projektvolumen betrug 37.450 US-Dollar, zu dem wir neben Eigenmitteln auch 5400 US-Dollar vom Distrikt 1940 beisteuern konnten. In diesem Rotary-Jahr unterstützen wir Maribor-Park, der die Mobilität älterer Mitbürger durch Anschaffung entsprechender Apparate verbessern will. Gesamtvolumen hier: 33.500 US-Dollar, unser Distriktbeitrag liegt bei 2000 Euro. Für 2016/17 hat der RC Bern Rosengarten ein Ausbildungsprojekt für Tourismus in einem noch nicht erschlossenen Teil Thailands vorgeschlagen. Im Jahr darauf sind wir dann mit einem Global Grant an der Reihe.

Sind denn die Distrikte der Partnerclubs immer bereit oder in der Lage, Zuschüsse zu leisten?
Das ist unterschiedlich. In unserem Dis­trikt 1940 profitieren wir nicht nur von der nachgewiesenen Qualität der bisherigen Projekte, sondern auch davon, dass nicht immer die für Distrikt Grants zur Verfügung stehenden Mittel ausgeschöpft werden. Übrigens entwickeln wir unabhängig von den Global Grants auch noch eigene Projekte, für die wir Distrikt Grants beantragen.

Nehmen Sie Einfluss auf Auswahl und Zuschnitt der Projekte Ihrer Partner?
Die Projektauswahl liegt beim betreffenden Club, der uns sein Vorhaben erläutert. Neben einem offiziellen Kontaktclubtreffen, das immer über Himmelfahrt stattfindet, gibt es jedes Jahr mindestens drei weitere informelle Treffen, zu denen wir zusammenkommen und auch über die Projektarbeit beraten. Unser Club organisiert jedes Jahr ein Frühjahrstreffen, die Berner laden im Sommer zum Grillfest und die Weinlese in Maribor ist auch jeden Herbst gesetzt.

Wie sieht Ihre Planung für 2016/17 aus?
Wie erwähnt, werden wir uns voraussichtlich am Projekt der Berner Freunde beteiligen. Für das Jahr darauf bin ich bereits auf der Suche nach einem passenden Vorhaben, das zunächst einmal die Zustimmung in meinem Club finden muss. Dazu müssen verschiedene Kriterien erfüllt sein: Der Projektort sollte erreichbar sein, um einen persönlichen Austausch zu ermöglichen. Es muss inhaltlich so gefasst sein, dass wir aus dem Club Expertenwissen zur Verfügung stellen können. Und es muss natürlich nachhaltig sein.

Was genau verstehen Sie unter dem Begriff „nachhaltig“, und was tun Sie, damit die Projekte nachhaltig wirken?
Zunächst einmal muss ein Projekt so angelegt sein, dass das Ziel auch nach Ablauf der Förderung weiter aus dem initiierten Prozess heraus sichergestellt wird. Wir wollen den Begriff aber noch weiterfassen und einen zweiten Hebel einführen, der auf den Prozessträger zielt. Unsere Förderung soll ihn stärker machen – Stichwort Resilienz –, das heißt, er soll robuster werden, um auch unabhängig von unserem Projekt seine Position als Träger im Wettbewerb zu stärken.

Matthias Schütt

Matthias Schütt ist selbständiger Journalist und Lektor. Von 1994 bis 2008 war er Mitglied der Redaktion des Rotary Magazins, die letzten sieben Jahre als verantwortlicher Redakteur. Seither ist er rotarischer Korrespondent des Rotary Magazins und seit 2006 außerdem Distriktberichterstatter für den Distrikt 1940.