Interview mit PDG Rudolf Hilker zum Rotary Verlag
Anregungen für die Clubs
»Da der Governorrat keine juristische Person ist, brauchten wir eine eigene rotarische Rechtspersönlichkeit«
Herr Dr. Hilker, was gab Ende der 90er Jahre den Impuls zur Gründung eines Rotary-Verlages?
Mit der Wiedergründung von Rotary in Deutschland nach dem Kriege war es auch erforderlich, wieder eine rotarische Regionalzeitschrift zu gründen. Damals wurden der Rotarier Kurt Christians und sein Verlag damit betraut. Unser rotarischer Freund hat dies sehr engagiert getan und eine Zeitschrift produziert, die ausführlich über die rotarischen Aktivitäten berichtete. Im Laufe der Zeit stellte sich aber die Frage, ob die Mitwirkung von der rotarischen Seite in dieser lockeren Kooperation ausreichend sei. Diese Frage gewann an Bedeutung, da R.I. bestimmte Anforderungen stellte, um unsere Zeitschrift als offizielles Regionalmagazin anzuerkennen. Weiter wollte der Governorrat gern mehr Transparenz in den Beziehungen zum Verlag haben. Da der Governorrat keine juristische Person ist, brauchten wir eine eigene rotarische Rechtspersönlichkeit. Deshalb haben wir – an dieser Stelle müssen die rotarischen Freunde Professor Dieter Feddersen und Past-Direktor R.I. Hans Müller-Rech erwähnt werden, die maßgeblich daran beteiligt waren – die Rotary Verlags GmbH gegründet.
Wie ging dies vonstatten?
Freund Feddersen hatte uns eine GmbH zur Verfügung gestellt, aber diese musste natürlich noch mit Kapital angefüllt werden. Hier denke ich dankbar an die rotarischen Freunde in Lübeck und Umgebung, die eine beträchtliche Anstoßfinanzierung gegeben haben. Die GmbH brauchte natürlich wiederum persönliche Gesellschafter, diese Funktion übernahmen Past-Gov. Beimesche und ich. Doch die GmbH sollte natürlich nicht uns, sondern Rotary gehören. Also mussten wir für diese einen Eigentümer finden, weshalb wir eine Stiftung gegründet haben. Zu deren finanzieller Ausstattung wurde beschlossen, dass alle deutschen und österreichischen Rotarier einmalig drei D-Mark zahlen sollten. Bei damals 40.000 Mitgliedern ergab dies 120.000 Mark. Anschließend haben Freund Beimesche und ich die treuhänderisch gehaltenen Anteile an der GmbH auf die Stiftung übertragen. Damit war nun der Verlag in den Händen Rotarys, denn die Satzung der Stiftung sieht vor, dass die deutschen und österreichischen Governorräte zur Besetzung des Stiftungsrates Past-Governors vorschlagen.
Wie nahm der Verlag seine Geschäfte auf?
Die Stiftung wählte anschließend den Verwaltungsrat, der die GmbH damals führte. Mit dem Druckhaus Christians musste u.a. eine Übereinkunft gefunden werden, wie die Arbeit gestaltet werden sollte. Ein entscheidender Schritt war, dass auch die Mitarbeiter nun in der Rotary-eigenen Gesellschaft angestellt waren. Als Geschäftsführer hat sich dankenswerterweise Freund Fröhner zur Verfügung gestellt, dem letztlich der innere Aufbau der Verlagsstrukturen zu verdanken ist. Die Vollendung des Ganzen, dazu gehörte u.a. der Umzug in die heutigen Geschäftsräume des Verlags, fiel in die Zeit meines Nachfolgers Past-Gov. Ludger Staby. Wichtig war uns übrigens immer, dass auch die österreichischen Freunde im Verwaltungsrat und in der Stiftung in die Verantwortung eingebunden sind.
Eine Ihrer wegweisenden Entscheidungen war, dass Sie auch einen anerkannten rotarischen Journalisten als Herausgeber gewinnen konnten.
Nach der Aufbauarbeit kam es darauf an, die inhaltliche Qualität der Zeitschrift weiter zu verbessern. Hier ist es gelungen, Freund Johann-Michael Möller zu überzeugen, die Verantwortung für den geistigen Leitfaden zu übernehmen. Auch für Österreich haben wir mit Viktor Hermann einen exzellenten Fachmann für die redaktionelle Führung gewinnen können.
Mit diesen Personalien war auch eine inhaltliche Neuorientierung verbunden. Warum war diese erforderlich?
Wir haben uns immer wieder die Frage gestellt, was kann, darf und muss in unserer Zeitschrift stehen. Natürlich haben wir vor allem über Rotary zu berichten – international, national und regional. Aber wir wollten nicht nur eine einfache Mitgliederzeitung sein, sondern mit interessanten Themen auch Anregungen geben für die Diskussionen in den Clubs. Nicht zuletzt sollte man in diesem Zusammenhang nicht vergessen, dass das Rotary Magazin dabei noch trotz vielfacher Preissteigerungen bei Druck und Papier heute einen größeren Umfang hat als vor zehn Jahren und der Abonnement-Preis mehrfach gesenkt wurde.
Die gesamte Aufbauarbeit konnte nur gelingen, weil rotarische Freunde mit der Klassifikation Zeitungswesen sich voll in diese Gemeinschaftsarbeit eingebracht haben. Mein persönlicher Dank gilt hier insbesondere den Freunden Peter Block (R.C. Augsburg-Römerstadt) und Werner Schrotta (R.C. Linz).
Matthias Schütt ist selbständiger Journalist und Lektor. Von 1994 bis 2008 war er Mitglied der Redaktion des Rotary Magazins, die letzten sieben Jahre als verantwortlicher Redakteur. Seither ist er rotarischer Korrespondent des Rotary Magazins und seit 2006 außerdem Distriktberichterstatter für den Distrikt 1940.
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