Eschwege/Breslau
28. Hilfsfahrt nach Breslau
Aus einer Pioniertat im Jahr 1989 wurde ein jährlich wiederkehrendes Sozialprogramm.
Bereits im Jahr des Mauerfalls knüpfte der Rotary Club Eschwege erste Kontakte nach Polen mit dem Ziel, das belastete Verhältnis zu unseren östlichen Nachbarn zu verbessern und gleichzeitig die damals akute Not zu lindern.
Aufgrund persönlicher Beziehungen zu Bewohnern fiel dabei die Wahl auf Breslau. So gaben der Pfarrer Roman von Gradolewski, ein Großonkel des damaligen Präsidenten Achim Kaiser, und die Medizinerin Prof. Lewandowska, Mutter der Eschweger Zahnärztin Joanna Wegner, wertvolle praktische Hinweise - bis zur Auswahl der Hilfsbedürftigen.
Noch in der Vorweihnachtszeit 1989 füllten die Eschweger Rotarier daraufhin 50 Kartons mit Lebensmitteln und transportierten sie mit LKW und Begleitfahrzeug in die schlesische Hauptstadt. Diese abenteuerliche Pioniertat wurde bald zu einer jährlich wiederkehrenden Sozialaktion des Clubs weiterentwickelt – mit Anpassung an die im Laufe der Zeit wechselnden Verhältnisse und Bedürfnisse. So wurden bald neben Lebensmitteln auch Medikamente und medizinisches Gerät in das Hilfsprogramm aufgenommen.
Von Sach- zu Geldspenden
Seit 1995 unterstützt der RC Eschwege die Heime „Betlejem“ und „Bruder Albert“, die sich um Obdachlose oder auch ledige Mütter mit Kindern kümmern. Die Hilfe verlagerte sich damit mehr auf Sachspenden, wie Babynahrung, Spielzeug und Bekleidung. Mit der Besserung der Versorgungslage in Polen wurde inzwischen ganz auf Geldspenden umgestellt.
Das Engagement der Eschweger Rotarier wurde 2012 mit der Verleihung der Jubiläumsmedaille der Breslauer Bruder-Albert-Hilfsgesellschaft gewürdigt.
Auch ein Reporter des polnischen Fernsehens fand lobende Worte: „... haben die Rotarier doch ein weiteres kleines Steinchen in das große Mosaik der deutsch-polnischen Versöhnung und Völkerverständigung eingefügt.“
Als 1991 der erste Rotary Club nach dem Krieg in Wroclaw/Breslau gegründet wurde, waren Vertreter des RC Eschwege nicht nur bei der Charterfeier zugegen, sondern knüpften auch gleich freundschaftliche Kontakte mit den polnischen Rotariern. Auch zur Feier der 25. Charter im Oktober 2016 wird eine Delegation aus Eschwege in Polen erwartet.
Kontakt und Hilfe gehen weiter
Trotz der Umstellung auf Geldspenden ist es bei den jährlichen „Hilfsfahrten“ geblieben – um die persönlichen Kontakte zu pflegen und gleichzeitig „nach dem Rechten“ zu sehen. Diesmal, zur 28. Fahrt, wie immer dabei die Helfer der ersten Stunde, darunter der damalige Initiator und Clubpräsident 1989/90 Achim Kaiser.
Die vierköpfige Delegation wurde mit gewohnter Herzlichkeit im Heim „Bruder Albert“ empfangen und konnte sich dabei von der passenden Verwendung der Spendengelder überzeugen.
Vor dem Abschied von der UNESCO- Kulturhauptstadt 2016 stand noch ein Besuch der Gräber von Frau Professor Lewandowska und Pfarrer Roman von Gradolewski, ohne deren Mithilfe die humanitären Polenfahrten nicht denkbar gewesen wären.
Christian Kaiser wurde 1942 in Hessen geboren, machte Abitur in Hanau. Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen und Bonn mit Promotion. Pächter der Hessischen Staatsdomäne Kinzigheimerhof bis 2004. Öbuv. Sachverständiger. Verheiratet, zwei Kinder. Seit 1981 im RC Hanau. Präsident 1999/2000, PHF+3. 2011 bis 2021 war er Distriktberichterstatter für D 1820.
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