Projekt
Engel auf Zeit
Die Folgen der Corona-Pandemie werden von Rotary weiter großes Engagement verlangen. Aber gerade weil derzeit die ganze Welt nur ein Thema zu haben scheint, dürfen die anderen Projekte nicht vernachlässigt werden.
"Weißt du wie die Engel fliegen? Hast du je einen gesehen?", fragt Christina Stürmer in einem ihrer Lieder. Sie kennt vermutlich nur die pausbäckigen Figuren aus den Barockkirchen, blondgelockt, nackt und mit putzigen Flügelchen. Aber Engel sehen anders aus. Sie sind Therapeutinnen, Psychologen, manchmal sind sie ein Pferd wie Felicita oder ein Therapiehund wie Leonie.
"Engel fliegen einsam", sagt Christina Stürmer, aber das ist falsch. Genau das Gegenteil machen die Engel des Vereins e.motion. Dieser am Wiener Otto Wagner Spital und am Lichtblickhof in Steinbach beheimatete Verein begleitet Kinder und Jugendliche, die von Trauma, Behinderung, Krankheit oder Trauer betroffen sind, mit Tieren durch die Lebenskrisen, zurück ins Leben. Manchmal aber braucht es da noch viel mehr. Wenn ein Kind Begleitung beim Sterben braucht, wenn Geschwister mit der Situation fertig werden müssen oder wenn Jugendliche ihren todkranken Vater betreuen müssen, dann geben die "Engel auf Zeit" Begleitung gegen die Einsamkeit der Trauer.
Mit dem Pferd zum Grab
Zwölf Therapeutinnen widmen sich dann ihren Schützlingen, ohne dabei auf die Uhr zu schauen. Da darf auch ein todkrankes Kind an einem Sommercamp teilnehmen, um bis zuletzt am Leben teilhaben zu können. Da bekommt ein Kind Hausbesuche mit einem Therapiehund oder einer Katze, die es streicheln kann, weil durch Krankheit der Mutter ein eigenes Haustier unmöglich ist. Da findet ein Kind Trost bei einem Pferd, weil die kleine Schwester im Sterben liegt. Und bisweilen darf dieses Pferd das Kind dann sogar bis zum Grab der Schwester begleiten.
Rund ein Drittel der pro Woche etwa 370 von e.motion betreuten Kinder und Jugendlichen bekommen diese intensive Zuwendung der "Engel auf Zeit". Mit so viel Zeit, wie sie brauchen. Im Prinzip auf Honorarbasis - wenn genug Geld da ist. Genau dafür braucht es die Spenden, wie sie etwa vom RC Perchtoldsdorf seit Jahren kommen.
Auf die Frage, wer letztlich die Engel für die zwölf auch emotional stark geforderten "Engel" des Lichtblickhofes sind, sagt deren Geschäftsführerin Roswitha Zink prompt: "Das sind für uns die Rotarier." Das motiviert.
Auch Engel brauchen Kraft. Rotary kann sie zumindest stützen. Christina Stürmers Wunsch am Ende ihres Liedes ist einfach: "Niemals mehr allein sein!" Genau das leisten Engel. Nur darf man auch sie dabei nicht alleine lassen.
Mehr Informationen: www.pferd-emotion.at/lichtblicke-erleben/engel-auf-zeit
© Interfoto
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