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Eschwege/Breslau

Langjährige Beziehung

Eschwege/Breslau - Langjährige Beziehung
nach der Ankunft in Breslau, von links nach rechts: Malgorzata Wroblewska ("Bruder Albert"-Heim), Joanna Wegner (RC Wroclaw ), Alek Pindral ("Bruder Albert"-Heim), Michael Kreissler, Claus Hartmann, Achim Kaiser (alle RC Eschwege) © Hans-Michael Kreißler (2)

Bereits zum 29. Mal führten Rotarier des RC Eschwege eine jährliche Hilfsfahrt nach Breslau durch.

Christian Kaiser06.07.2017

Bereits 1989 knüpfte der RC Eschwege erste Kontakte nach Polen, um die damals akute Not zu lindern. Aufgrund persönlicher Beziehungen fiel die Wahl auf Breslau. Hier gaben der Pfarrer Roman von Gradolewski, ein Großonkel des damaligen Präsidenten Achim Kaiser, und die Medizinerin Prof. Lewandowska, Mutter der Eschweger Zahnärztin Joanna Wegner, wertvolle praktische Hinweise. Noch 1989 ging der erste Hilfstransport in die schlesische Hauptstadt.

Aus dieser damaligen Pioniertat wurde eine jährlich wiederkehrende Sozialaktion des Clubs – mit Anpassung an die wechselnden Verhältnisse und Bedürfnisse. So wurden bald auch Medikamente und medizinisches Gerät in das Hilfsprogramm aufgenommen. Seit 1995 unterstützt der RC Eschwege die Heime „Betlejem” und „Bruder Albert“ mit obdachlosen jungen Frauen oder auch ledigen Müttern mit Kindern.

Hilfsfahrten trotz Geldspenden

Als 1991 der erste Rotary Club nach dem Krieg in Wroclaw/Breslau gegründet wurde, knüpften Vertreter des RC Eschwege gleich freundschaftliche Kontakte mit den polnischen Rotariern. Mit der Besserung der Versorgungslage in Polen wurde inzwischen ganz auf Geldspenden umgestellt. Trotzdem ist es bei den jährlichen „Hilfsfahrten“ geblieben – um die persönlichen Kontakte zu pflegen und gleichzeitig „nach dem Rechten“ zu sehen. 

Diesmal, zur 29. Fahrt, wie immer dabei die Helfer der ersten Stunde, darunter der damalige Initiator Achim Kaiser. Zur Begrüßung der Delegation im Heim hatten sich der Direktor Dr. Alek Pindral und die Leiterin Malgorzata Wroblewska eingefunden. Bei Kaffee und Kuchen entwickelten sich bald lebhafte Gespräche.


Neben den alltäglich zu meisternden Herausforderungen wurden auch besondere menschliche Schicksale der Bewohnerinnen angesprochen. So hörten die Rotarier von einer 46-jährigen Frau, die seit dem 16. Lebensjahr süchtig ist und auf der Straße lebte. Keine Klinik wollte ihre Hauterkrankung wegen ihrer Disziplinlosigkeit behandeln. Diese Frau wurde im Winter aufgenommen und über zwei Monate intensiv behandelt und betreut.

Politisches und Bauliches

In dem Gespräch ging es auch um politische Themen - wegen der derzeitigen politischen Situation in Polen mit viel „Fingerspitzengefühl“. Schließlich wurde auch der marode bauliche Zustand des Heimes angesprochen. So bedrohen nahe Bäume mit ihren Wurzeln das Fundament und lassen Risse im Gemäuer entstehen, die die Statik gefährden. Zudem produziere die Regierung immer mehr Richtlinien und Auflagen für Obdachlosenheime, die nur mit hohen Kosten zu erfüllen seien. Ein Bedarf an finanzieller Unterstützung ist damit auch für die Zukunft absehbar.

Die diesjährige Clubspende des RC Eschwege war durch eine Geburtstagsspende und zusätzliche Beiträge zweier Mitfahrer auf stolze 8000 Euro aufgerundet worden.  Wie in den Vorjahren wird die treuhänderische Verwaltung der zuvor auf ein Konto eingezahlten Mittel wieder durch Piotr Kuczynski (RC Wroclaw) erfolgen.

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Frühere Spende: der Transporter für das Bruder-Albert-Heim - 2008 übergab Uli Russek (RC Eschwege) das Auto

Beim anschließenden obligatorischen Rundgang durch das Heim zeigten sich die Eschweger berührt von der herzlichen Dankbarkeit und der ungeschminkten Freundlichkeit des Personals und auch der Bewohner. Den Abschluss bildete die zufällige Begegnung mit dem von Uli Russek (RC Eschwege) vor einigen Jahren dem Heim gespendeten VW-Transporter.

Wieder zurück in Eschwege waren sich alle einig: Die Anstrengungen der langen Fahrt haben sich mehr als gelohnt!


Christian Kaiser

Christian Kaiser wurde 1942 in Hessen geboren, machte Abitur in Hanau. Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen und Bonn mit Promotion. Pächter der Hessischen Staatsdomäne Kinzigheimerhof bis 2004. Öbuv. Sachverständiger. Verheiratet, zwei Kinder. Seit 1981 im RC Hanau. Präsident 1999/2000, PHF+3. 2011 bis 2021 war er Distriktberichterstatter für D 1820.